Tag-Archive: Pillgram
Herzliche Grüße von Haus zu Haus
Liebe Leserin, lieber Leser,
Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. (1. Mose 4,12).
Schon in den ersten Geschichten der Bibel, im 1. Buch Mose, wird sie zum Thema gemacht: die Gewalt unter uns Menschen.
Unter Brüdern sogar. Kain und Abel, diese traurig berühmten Brüder und Söhne von Adam und Eva, spielen darin eine Rolle. Wobei Abel eigentlich nur eine bescheidene Nebenrolle einnimmt, die des Opfers.
Zu Wort kommt er nicht.
Wir erfahren nur, dass seine Opfergaben von Gott wahr- und angenommen werden. Kains Opfergaben dagegen missachtet Gott. Und Kain wird von dem ergriffen, was uns Menschen so oft und gern überfällt: Neid. Der Ärger darüber, dass der andere mehr beachtet wird, mehr gemocht oder besser behandelt.
Kains Neid wird zum Zorn, zur Wut. Und führt so zu Zerstörung und Leid. Denn Kain rächt sich an seinem Bruder. Er lockt ihn auf ein Feld und erschlägt ihn. Wie bitter: Kaum haben die Menschen das Paradies verlassen, tötet einer den anderen.
Und wie reagiert Gott darauf? Geradezu herausfordernd hatte er den zornigen Kain vor der Gewalttat gefragt, warum er so zornig sei. Dass er sich beherrschen solle. Und dann, nach der Tat, spricht Gott harte Worte: „Verflucht seist du auf der Erde … Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden.“
Harte Worte, und dennoch: Gott lässt Gnade walten. Er bestraft Kain nicht ebenfalls mit dem Tod, sondern er lässt ihn weiterleben. Er verhängt über ihn eine lebenslängliche Strafe. Denn er soll ein armes und unstetes Leben in der Verbannung führen. Und gleichzeitig stellt Gott Kain unter seinen Schutz, damit auch niemand anderes ihn töten kann.
Kaum haben die Menschen das Paradies verlassen, tötet einer den anderen. Und das hat sich bis heute nicht geändert – trotz göttlicher Strafe und Gebote, wider besseres Wissen.
Auch in diesem Jahr werden wir am Volkstrauertag wieder an unseren Gedenksteinen und -tafeln stehen und an die vielen Toten erinnern, die im und durch die vergangenen Kriege ihr Leben lassen mussten. Und wir werden gleichzeitig voller Unverständnis unsere Augen auf die vielen Kriege richten, die heute, hier und jetzt, auf unserer Erde
wüten. Die Gottes Schöpfung zerstören und seine Gebote verhöhnen.
Das Foto auf dem Deckblatt unseres Gemeindebriefes zeigt einen Gedenkstein am Frischen Haff in Polen, der an die ca. 450.000 Opfer erinnert, die in den Schrecken des Krieges in der Ostsee ertrunken oder in Eis und Schnee erfroren sind. Und exemplarisch steht darauf ein Satz, der auf jedem Gedenkstein überall auf der Welt stehen könnte: „Ihr Opfer mahnt zu Verständigung und Frieden.“
Das sollten wir alle uns zu Herzen nehmen. Sicher, die großen Machthaber dieser Welt können wir kaum beeinflussen. Aber wir können im Kleinen damit anfangen.
Ihre Diakonin Kristin von Campenhausen
Friedhofsgebührensatzung für die Friedhöfe in Biegen und Pillgram
der Ev. Kirchengemeinde Biegen – Jacobsdorf
Friedhofsordnung für die Friedhöfe in Biegen und Pillgram
Friedhofsordnung für die Friedhöfe in Biegen und Pillgram
der Ev. Kirchengemeinde Biegen – Jacobsdorf
Friedhofsgebührenordnung für die Friedhöfe in Biegen und Pillgram
Andreas Althausen
Seit April 1999 war Pfarrer Andreas Althausen für unsere Gemeinden zuständig. Da die Müllroser Kirchgemeinde mit ihrer Pfarrerin Susanne Fischer-Kremer nur eine halbe Pfarrstelle besetzen durfte, unterstützte er mit 25 Prozent seiner Arbeitszeit die Gemeinde Müllrose. Das betraff insbesondere die Übernahme von Gottesdiensten, Unterstützung bei der Seelsorge und die Durchführung von Frauenkreisen, Frauenrunden und Seniorenkreisen in Müllrose. Beide Kirchengemeinden haben jeweils etwa 800 Gemeindeglieder. Zu Müllrose gehören Mixdorf, Schernsdorf, Biegenbrück, Dubrow, Schlaubehammer, Kaisermühl, sowie das Christophorusheim an der Ragower Mühle. Gottesdienste finden in Müllrose, zweimal im Monat in Mixdorf und einmal monatlich in Dubrow statt.
Mit der Übernahme der Pfarrstelle in Müllrose durch Pfarrer Matthias Hirsch entspannte sich diese Situation und man konnte sich wechselseitig vertreten. Trotzdem hinterließ diese berufliche Belastung ihre Spuren.
Pfarrer Althausen wurde nach gesundheitlichen Problemen in einem Gottesdienst am 11. Juni 2017 um 14 Uhr in Jacobsdorf feierlich aus dem Dienst verabschiedet und bezog zeitweilig das Pfarrhaus in Biegen. Die Vakanzvertretung wurde von Pfarrer Hirsch aus Müllrose wahrgenommen, ehe Pfarrer Dr. Joram Luttenberger zum 1. Januar 2018 den Dienst übernahm.
Das “Vater unser” auf polnisch:
Ojce nasz,
który´s jest w niebie,
´swie’c sie imie twoje;
przyid’z Królestwo Twoje,
bad´z wola Twoja, jako w niebie,
tak i na ziemi.
Chleba naszego powszedniego
daj nam dzisiaj.
I odpu´s´c nam nasze winy,
jako i my odpuszczamy naszym
winowajcom.
I nie wód’z nas na pokuszenie,
ale nas zbaw ode zlego.
Amen.
- Mitglied des Aktionskreises “Kreuz der Begegnung an Oder und Neiße”
- Kirchgemeinde Wellmitz-Ratzdorf , die ehemalige Gemeinde unseres Pfarrers
- Fallende Pegel, versunkene Zukunft – Eine Oder-Reise von der Quelle bis zur Mündung (7.8.1997)
Pillgramer Kirchgeschichte I
Abriss der Geschichte der Pillgramer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart
Teil I seit der Bronzezeit bis zum Ende des 16. Jahrhunderts
- 2200 v. Chr.– 800 v. Chr. Pillgram war schon in der Bronzezeit eine Siedlungsstelle, wie Funde u. a. im Garten des Weinbergschen Büdnerhauses und in der Umgebung belegen.
- 11. Jh. erste Siedler (Funde aus der jungslawischen Zeit)
- 1237 mussten die Markgrafen zusagen, jede neugegründete Kirche mit 4 Hufen auszustatten, so entstanden innerhalb weniger Jahre Dörfer mit gleicher Hufenzahl dicht beieinander liegend kurz nach dem Erwerb des Landes Lebus durch die Markgrafen von Brandenburg und das Erzbistum Magdeburg (um 1250)
- 1253 Vordringen der askanischen Markgrafen. Verlegung des Handelsweges auf eine südlicher gelegene Linie Müncheberg – Frankfurt – Posen. Entlang dieser Linie: Gründung von neuen Siedlungen, Pilegerinne mit 64 Hufen, der Lokator Heinriche Pilegerinne soll der Dorfgründer gewesen sein. Namensschwester ist die tschechische Stadt Pilgram (Pelhřimov), 1225 gegründet durch den Bischof Pelegrin(us).
- 1319 Erwähnung von “Pillgerinne”, ein Heinriche Pilgerinne wird in Guben erwähnt, auch Heinrich Pilgerim
- vor 1399 – nach 1460 Lehnträger ist Herman Boetil (Boytel, Beutel, Botel) von Pilgerim (ein Hans Boytel wird in einer Urkunde vom 11.12.1419 erwähnt), die Familie war ursprünglich im Barnimschen begütert. Der Stamm erlosch Ende des 18. Jh.
- 1400 “pillgerim” (Urkunde der Kartäuser) hat noch immer 64 Hufen, davon gehören dem Pfarrer 4 Hufen Land (pillgerim, mittelhochdeutsch: pilgerim -> Wallfahrer, germanisch: walon -> wandern, umherziehen)
- 1405 die Pylgerimer Kirche ist Mutterkirche, ein rechteckiger Granitquaderbau.“Pillegrim” in einer Urkunde des Hochstifts Lebus hat 64 Hufen, der Pfarrer 4. “ad sedem Selivensem et prope Franckenfordiam” wird vermerkt. Es mussten jährlich 4 Talente als Cathedratikum an den Bischof abgeführt werden.
- 1415 – 1598 derer von Burgsdorf (de Burchardisdorp, Burcarstorp, Ritter von Borckarsdorp, Borgsdorff) sind begütert zu Pillgram, sie stammen aus dem märkischen Uradel, urkundlich nachweislich seit 1325, ihrer Linie entstammen einflussreiche Bischöfe, wie Peter von Burgsdorff (1437 – 1439) und Ludwig von Burgsdorff (1487 – 1490) Bischof zu Lebus, Arnold von Burgsdorff (1472 – 1485) Bischoff zu Brandenburg, sowie verschiedene weltliche Würdenträger.
- 1431 Zwischen Heinrich Wynning und Cunze von Hohendorff sind 9 Hufen zu Pillgram streitig und ersterem zugesprochen worden. “Cunczhe Hoendorff zur Melrace gesessin” ist auch aus einer Grenzfestsetzung 1429 bekannt und aus der Urkunde des Hans Boytel vom 11.12.1419, das Geschlecht stammt aus dem Magdeburg’schen (Hohendorf bei Neugattersleben)
- 1438 bis nach 1442 “Pylgrym” Heidezins an die Kartäuser von 1 Schock 10 gr jährlich
- 17.5.1441 Die Familie Grosse zu Frankfurt (O) wird u.a. mit “Pilgram” belehnt.
- vor 1443 – nach 1460 die Platynne, von Beerfelde zu Demnitz sind Lehnsherren, (altes Brandenburger Adelsgeschlecht, bereits seit 1285 Stammsitz zu Lebus, derer von Beerfelde sind u.a. mit von Burgsdorff, Lehnsherrn von Müllrose, verwandt)
- vor 1444 Quentin hat 4 Hufen Lehn (Paul Quentin, Bürger zu Frankfurt (O) verkaufte am 2.6.1404 dem Hans Schulßen von Jacobsdorf die Dörfer Brieskow und Lindow)
- 1444 von Beerfelde zu Demnitz haben 4 Hufen Lehn
- 1444 – nach 1460 Wilhelm von Burgsdorff (1430-1488), auch Borgstorff, Borcherstorff, erhält das restliche (etwa 1/3) Pillgram als Lehn, mit dem “Angefälle” (Anspruch) des Quentin. Wilhelm ist alleiniger Besitzer von Müllrose, während seine Brüder zu Podelzig sitzen.
- 1448 Lehnträger Boytel (Bothe) verfügt über 4 freie Hufen und 1 Schäferei
- 1460 Von Beerfelde zu Demnitz haben 4 Hufen Lehn, Wilhelm von Burgsdorff hat tatsächlich anscheinend nur das “Angefälle” des Quentin in Besitz. Der Pfarrer hat 4 Hufen, die Kirche eine.
- 4.2.1472 Die Familie Grosse zu Frankfurt (O) wird u.a. mit “Pilgram” belehnt.
- vor 1484 – 1576 Derer von Eichendorff (Peter Eychendorff urkundlich erwähnt 1485, Evckendorf zu Pilgrin 1499), bischöfliche Lehnsleute zu Pillgrim, Diözese Lebus, erhalten ganz Pillgram als Lehn, sie bewohnten in der Überlieferung das Gut Eichendorff (vermutlich ein Vorwerk), urkundlich nachweisbar ist Cristoff Eichendorff zu Pilgrim am 8.1.1534 Magdeburger Uradel, mit Conradus de Eikendorp 1237 erstmals erwähnt, Sitz Eickendorf bei Calbe bis Mitte des 15. Jh., danach erlischt der Magdeburger Zweig. Der brandenburgische Familienzweig erlischt im 17. Jh, während in Schlesien, Deutsch-Krawarn (Kravaře ve Slezsku), seit 1634, in Mähren, Sedlnitz (Sedlnice), von 1655 bis ins 19. Jh, ein Zweig der Familie erblüht, der Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff, Königlich Preußischer Geheimer Regierungs-Rat und Mitbesitzer von Gut Sedlnitz, (*1788 Schloss Lubowitz, als 1782 Deutsch-Krawarn verloren gegangen, +1857 Neiße (Nysa), stammt aus diesem schlesisch-mährischen Familienzweig, von ihm stammen alle heutigen Freiherren von Eichendorff ab.
- 26.3.1500 Die Familie Grosse zu Frankfurt (O) wird u.a. mit “Pilgram” belehnt.
- um 1504 Auf den Handelswegen nach Frankfurt und Beeskow lauern allerlei “Spießgesellen”, auch in anderen Teilen der Mark wird ein Kaufmann ohne bewaffnetes Geleit von Raubrittern und anderem “Gesindel” überfallen. Darunter auch die “mülrosischen Puben”, welche mit “rauben, stelen und schlagen Schaden getan, ein weib genotz.. und hernach die Brust abgeschnittten, auch einigen von Adel und Pauern Pferde und schafe gestolen” hätten.
- bis 1538 Lehnsherr ist der Markgraf bzw. Kurfürst
- 1538 – 1598 Lehnherr ist der Bischof von Lebus durch Schenkung des Dorfes durch Kurfürsten Joachim II. an das Stift. Christoph von Eichendorf wird Vasalle des Stiftes, seine Nachkommen blieben in “Pilgram” bis zur Aufhebung des Bistums.
- 1539 Reformation in Brandenburg, Einführung des Kirchenbuches, die Pfarrer waren angehalten, über das Gemeindeleben Buch zu führen. Man rückte in der Folgezeit in der lutherischen Kirche Kanzel und Taufe in die Nähe des Triumphbogens, sofern vorhanden, vermauerte häufig das Priesterportal, da nun entbehrlich, veränderte das Gestühl und richtete der wachsenden Gemeinde eine Empore ein, um mehr Platz zu schaffen. Bis ca. 1625 entstanden auch neue Kanzeln, Altäre und Taufen.
- 1555 54 Hufe geben 3 Schock 36 Groschen Bischofzehnten.
- 1563 einige Teile von Pillgram gehören von Burgsdorf , einige den Biegener von Röbel, welche Stiftsvasallen und Lehnleute des Stiftes Lebus waren
- 1572 Kurfürst Johann Georg erlässt eine Kirchenordnung, die auf der Confessio Augustana beruhte, sein Sohn Joachim Friedrich ist 1555-1598 Bischof von Lebus.
- 1573 – 1806 Kircheninspektionen finden statt
- 1574 Friederich von Burgsdorff (+1600) erwirbt von Kaspar von Eichendorff 1/3 Pillgram samt Rittersitz.
- 1576 – 1582 Derer von Eichendorff sind Lehnträger.
- 1576 – 1665 Derer von Röbel sind Lehnsherren, wie auch in Biegen. Sie haben 3 Bauern mit 7 Hufen, 5 Kossäten, 1/3 mit Rittersitz, Anteil am Ober- und Untergericht, Patronat und Straßengericht, 2 Hüfner (Altes mecklenburgisch – brandenburgisches Adelsgeschlecht. Das Geschlecht der Röbels wird 1375 als Inhaber von Gerechtsamen in Buch, Karow und Umgegend erwähnt, welches später u.a. Krummensee, Wegendorf, Hirschfelde, Kloster Friedland und andere Orte in Besitz hatten)
- 1582 – 1660 Derer von Burgsdorff sind Lehnträger über 1/3 Pillgram´s mit Rittersitz, Ober- und Untergericht und Patronat.
- 1583 von Röbel haben 3 Bauern und 4 Kossäten
- 1590 zu den von Röbel gehören 5 1/2 Kossäten
- 1593 zu den von Röbel gehören ein Rittersitz und 2 Kossäten
- 1594/1595 Das Vorlaubenhaus wird erbaut.
- 1598 Lehnsherr ist der Kurfürst bzw. König
- 1600 Die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen, der Pfarrer hat in Pillgram 4 Hufen, 2 Wispel 11 Scheffel Meßkorn, von jeder Hufe 1 Scheffel, eine wüste Pfarrstätte. Der Küster hat 30 Scheffel Roggen, den Korb an allen hohen Feiertagen und Ostereier.
- 1608 Derer von Röbel haben einen Rittersitz im Pillgram.
- 1613 Übertritt der Hohenzollern zur reformierten Konfession
- 1620 den von Röbel gehören 2/3 Pillgrams mit Ober- und Untergericht und das Patronat
- 1624 – 1669 Prediger Lampertus amtierte in Jacobsdorf und war eine Zeit lang für Pillgram (Pillgrim), Biegen, Markendorf und Hohenwalde verantwortlich
- 1633/1634 Von Röbel haben 15 Ritterhufen, von Burgsdorff 9 Ritterhufen, Krüger und ein Bauer haben je 3 Hufen, alle anderen sind wüst.
- 1654 Die Ritterhufen sind alle in Gebrauch, 6 Bauernhufen und 12 Kossätenhöfe (keine Häuser) liegen wüst.
- 1660 – 1670 Dr. Bergius ist Lehnträger
- 1662 Verordnung zum Aufbau einer Schule
- bis 1665 das Patronat hat das Gut Pillgram inne
- 1665 das Amt Biegen übernimmt die vereinigten Lehnsteile
- ab 1665 Das Patronat hat der Kurfürst, König bzw. der Fiskus inne, der Kurfürst hatte Pillgram von den Röbels erworben.
- 1666 Nur 8 Hufen sind bewohnt, 6 sind wüst, es gibt noch einen Müller, einen Kostknecht, 1 Hirten ohne Vieh und 2 Paar Hausleute.
- 1670 – 1713 ganz Pillgram wird Eigentum des Amtes Biegen
- 4. 12. 1672 “Dominica XXV post Trin.” ist der erste Eintrag einer Eheschließung in Pillgram im ältesten erhaltenen Kirchbuch Biegens
- 28.1.1677
“Heute Dato bezeuge ich (Anmerkung: Zabel von Burgsdorff), daß die Bauern und Kossäthen von den Dörfern Biegen, Pillgram und Hohenwalde ihr Getreide jederzeit in der hiesigen Mühlroschen Mühle bey hoher Straffe durchaus nicht anderswo zu mahlen verbunden seyn. Sintemahlen die Mühlrosche Mühle Ihrer Herrschaft Jährlich große Pächten und andere viele onera abgeben muß.”
- 1687 das kurfürstliche Amt hat 6 wüste Kossätenhöfe
- um 1690 die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen
- 27.2.1692 Da viele Bauern sich weigerten, die Katechismuslehre zu besuchen, wurden die Pfarrer angewiesen, das “Zirkularschreiben” des Landesherren von der Kanzel zu verlesen, darin wurden Inspektoren angewiesen, die vom Pfarrer anzuzeigenden Gemeindemitglieder streng zu ermahnen, falls dies nicht genüge, werden von Landesherren Geld- und Leibesstrafen verhängt.
- Dezember 1696 Die Regierung stellt fest, trotz einer Verordnung im selben Jahr, welche den Karfreitag aufwerten sollte, kam es beinahe überall noch immer zu den Marienfesttagen. Wo Prediger, Patron und Gemeinde zustimmten, sollten die traditionellen Feiertage gänzlich abgeschafft werden, zumindest sollte erst am nächstfolgenden Sonntag gefeiert werden.
Wappenzeichnung derer von Eichendorf vom Heraldiker Otto Hupp (1859-1949), Münchner Kalender 1926
*) Information: Fachwerkbauten in der DDR (II): Löwinghaus, Pillgram (18. Jahrhundert) Ausgabepreis: 35 Pfennig First Day of Issue / Erstausgabetag: 7. Juli 1981 Auflage: 4.000.000 Entwurf: Lothar Grünewald Druckverfahren: Rastertiefdruck Michel-Katalog-Nr: Ländercode-MiNr: 2626
Anmerkung:
Johann von Zernin, Ritter, und seine Söhne Heinrich und Werner verpfänden am 26.6.1302 an Heinrich Pilgrim (Heinrico Pelegrim) 2 Hufen zu Eikelberg. Dieser starb vor dem 26.4.1388. Erneut tritt ein Heinrich Pilgrim am 14.5.1414 auf, als dieser mit Hebungen in der Mühle zu Mittenwalde belehnt wurde. Da es intensive Verflechtungen der Herrschaftshäuser nach Mecklenburg gab, könnten alle Pilgrim/Pelegrim/Pilegerinne zur selben Familie gehören, zumal es durchaus üblich war, über lange Zeit die gleichen Vornamen zu vergeben.
Berichte über die Kirchgemeinde
Pillgramer Kirchgeschichte II
Abriss der Geschichte der Pillgramer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart
Teil II seit Beginn des 18. Jahrhunderts
- 1702 Nach dem Volksmund soll dort das Dorf Eichendorf gestanden haben, urkundlich gibt es keine Belege, vermutlich geht nur ein Flurname auf die Familie von Eichendorf zurück, welche bis ins 16. Jh. in Pillgram lebte.
“1702 stößt diesseits an die Jacobsdorfschen und jenseits an die Pillgramschen Äcker das kahle Fließ, oberwärts dieses kahlen Fließes ist eine Wiese, so von den alten Inhabern des Dorfes Pilgram annoch die Eichendorfische Wiese genannt wird und stoßen daselbst die Grenzen der drei Dörfer Jacobsdorf, Sieversdorf und Pillgram auf einen Ort oder Ecke zusammen.”
- 1703 Abschaffung des Exorzismus vor der Kindstaufe, den Pfarramtskandidaten wurde das Versprechen abgenommen, “auf Begehren der Eltern absque Exorcimo unweigerlich” zu taufen
- 1704 Das Dorf hat sich erholt und allein der Schäfer hat 1000 Schafe und 60 Kühe, die Kirche hat 1 Hufe 4 Morgen 140 Ruten Land, der Pfarrer 4, die Ritterhufen sind auf 32 angewachsen. Der Hof des Pfarrers ist “ausgetan”.
- 1713 – 1727 Pillgram ist zeitweise an Fürst Menschikow (1672 – 1729), St. Petersburg, verschenkt worden und musste dorthin seine Steuern entrichten.
- 5.3.1715 Instruktion zur Kirchenvisitation, jeder Superintendent, Propst oder Inspekteur musste in seinem Amtssprengel eine Lokalvisitation auf Kosten der besuchten Gemeinde durchführen.
- 1716 – 1746 Öffentlichen Kirchenbuße, bei Ehebruch, “Hurerey” und später weiteren Delikten, musste das Gemeindemitglied öffentlich Buße tun, ansonsten blieb es vom Abendmahl ausgeschlossen.
- 28.9.1717 Einführung der Schulpflicht
- um 1720 Derer von Burgsdorff sind Lehnsherren, ihr Herrensitz ist 1720 in Müllrose (heute Hotel “Zur Sonne”)
- 1727 – 1731 Das Lehn hat das Amt Biegen inne.
- 1729 Glocke, 0,70 m Durchmesser, Inschrift Vorwerck Pillgram 1729 “Soli deo Gloria” (Gott allein sei Ehre), von Johann Friedrich Thiele, Berlin
- 1731 – 1739 Lehnsherr ist Graf Ernst Johann von Biron (1660 – 1772)
- 1739 – 1740 Lehnsherr ist Graf Burkhard Christoph von Münnich (1693 – 1767)
- 1740 – 1839 Das Lehn hat das Amt Biegen inne.
- um 1745 Kompletter Umbau der Kirche unter Benutzung der Reste des Granitbaues, das Mauerwerk wurde verputzt, Fenster wurden verändert, innen an der Südwand wurde ein spitzbogiges Stufenportal vermauert, der zweigeschossige Glockenturm erhielt eine Verbretterung und eine Wetterfahne. Pillgram hat ein Vorwerk im Ort.
- 1749 Inzwischen hat sich ein Schmied niedergelassen.
- 1756 – 1763 7 jähriger Krieg, die Menschen leiden unter den durchziehenden Truppen große Not
- 1763 “Allgemeines preußisches Schulreglement”, es regelte allgemeinverbindlich den Unterricht
- 1774-1775 Bestrafung des Krügers Wendt in Pillgram mit 50 Reichstalern wegen des Holens einer halben Tonne Kaffee vom Amt Biegen während der Gerstensaatzeit.
- 1781 Neu – Pillgram wird unter dem Amte Biegen auf königlichem Vorwerksland mit Büdnerfamilien gegründet.
- 1787 Ein Oberschulkollegium wird eingereichtet, es ist mit dem Oberkonsistorium faktisch identisch, die Pfarrer sind auf dem Lande ohnehin in der Regel die einzigen, welche den nötigen Bildungsstand mitbringen, den Unterricht durchzuführen, die Küster unterrichten auch Lesen und Schreiben.
- 18 Jh. Taufschale, Zinn
- 1800 Pillgram gehört zum königlichen Domänenamt Biegen, welches die Familie Karbe angepachtet hat, zu deren Pachtzeit besitzt Pillgram eine Brauerei und Brennerei
- 1801 Zu Pillgram gehört ein einzeln liegendes Vorwerk, die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen.
- 1805 Neu – Pillgram wird eingekircht
- 1806 – 1812 der zuständige Superintendent für die Kirche ist in Frankfurt (O)
- 1811 – 1918 Der König wird Kirchenpatron, an seine Stelle tritt später der Staat.
- 1812 – 1946 der zuständige Superintendent für die Kirche ist in Frankfurt (O) I
- 1816 Der Mühlenbesitzer hieß Wolff.
- 1817 Friedrich Wilhelm III. führt zum 300. Jahrestag der Reformation die Kirchenunion zwischen Lutheraner und Reformierten ein
- 1825 Die Verordnung des Königlichen Oberlandesgerichts zu Frankfurt verpflichtet die Pfarrer jährlich zur Übergabe der standesamtlichen Daten. In Pillgram siedeln 6 Kolonisten, es gibt einen Krug (im Giebellaubenhaus aus dem 16. Jh.).
- 1830 – 1832 Pillgram und das Königliche Vorwerk Pillgram müssen den Separationsplänen des Jacobsdorfer Pfarrers zustimmen, da diese ebenfalls Hütungsrechte auf den Hauwiesen besaßen.
- 1831 Ein Musikant wird erwähnt.
- 3.7.1834 Eine neue Feuerlöschordnung tritt in Kraft, der Conducteur Lehmann aus Jacobsdorf ist Commissarius, der Gutsbesitzer Sembach aus Pillgram sein Stellvertreter.
- 1839 – 1882 Lehnträger ist das Amt Frankfurt (O)
- 1840 Es gibt ein privates Vorwerk, eine Kolonie und 47 Wohngebäude.
- 1847 Abgrenzung der Verantwortung und Zuständigkeit von Konsistorien und Landesregierungen im Königreich Preußen
- bis 1849 Pillgram untersteht dem Justizamt Biegen
- 1856 Seidenraupenzucht wird durch den Lehrer Höhne vorgenommen
- 1860 es gibt die Kohlengruben “Mit Gott” und “Frohe Hoffnung”
- 1864 Das Dorf ist durch die Eisenbahn (2 Bahnwärterhäuser) und die Kohlegrube (1 Grubenbeamtenhaus der Grube “Mit Gott”) deutlich gewachsen, auch eine Brennerei wurde eröffnet.
- 1.10.1874 Der Pfarrer übergibt die Personenstanderfassung an das nun zuständige Standesamt in Petersdorf.
- um 1880 Auf der Westempore wird eine Sauer-Orgel mit einem Manual, einem Pedal und 8 Registern eingebaut.
- 31.10.1884 Beschluss: Geistlichen, Schullehrern und Kirchendienern ist bei der Durchführung des Dreiklassenwahlrechts die Wahlberechtigung entzogen.
- um 1900 die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen
- 1907
- 1909 Neu – Pillgram heißt nun Kolonie Pillgram und hat 7 Wohnhäuser
- 1918 ein Denkmal für die Gefallenen aus Pillgram wird aufgestellt
- 1920 Pillgram ist Rittergut (704 ha), der Gutsbesitzer ist Joachim Ernst Hugo Rudolf Schulz-Pillgram (18.5.1895 Rosengarten -14.11.1967 Hannover)
- 1939 Ein Lager für jüdische Zwangsarbeiter wird eingerichtet: “Holzkommando Pillgram”, Hermann Stern aus Heilbronn war hier und in Jacobsdorf, ehe er 1943 nach Auschwitz deportiert wurde, zu den Nutznießern dieser Zwangsarbeit gehörte leider auch die evangelische Kirche, da die Zwangsarbeiter auch in Waldbeständen der Kirche arbeiten mussten.
- 1945 Granattreffer zerstören den Turmkopf und die Orgel, nach dem Großangriff am 16. April fliehen viele Einwohner Richtung Westen, unter ihnen auch viele Güldendorfer, welche bereits am 6. Februar ihre Häuser verlassen mussten und nach Pillgram kamen.
- Juni 1945 der Pillgramer Wald brennt seit Wochen
- Juli 1945 der Pillgramer Bahnhof wird zum Umschlagplatz für Fabrikeinrichtungen, die als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht werden, das Gut mit 2000 Morgen Land und 800 Morgen Wald wird unter die Leitung der sowjetischen Kommandantur gestellt
- 1946 Reparatur des Glockenturms, der zuständige Superintendent für die Kirche ist in Frankfurt (O). 679 ha (darunter 1 ha Gewässer) wurden enteignet, 7 ha erhielten die 48 Umsiedler, welche dem Dorf nun reichlichen Zuwachs an Gemeindemitgliedern bescherten.
- 1955 – 1960 Gemeinderaumanbau an der Nordseite, Erneuerung des Anbaus an der Westseite
Innenmodernisierung, die Kanzel aus dem Jahre 1745 wird gegen eine moderne ausgetauscht, die Ostfenster erhalten bunte Bibelmotive nach Entwürfen des Malers Gerhard Olbrich, hergestellt in der Glaswerkstatt Lehmann, Berlin. Der alte Eingang wird vermauert, der Kirchturm wird 1 m verkürzt, Wetterfahne und Urkundenknopf entfernt und ein Kreuz aufgesetzt. Der Turm wurde mit Ekotal verkleidet, ein plastbeschichtetes Eisenblech, eine neue Orgel wurde eingebaut, das Dach mit Zementdoppelrömern gedeckt.
- 1960 – 1968 Gemeindefahrten der Gemeinden Biegen und Pillgram, ab 1964 zusammen mit der Gemeinde Rosengarten
- 1978 die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen
- 1990 Das Ekotal wurde entfernt, die ursprüngliche Holzverkleidung wieder hergestellt, die Kirche wurde neu verputzt und weiß gestrichen.
- 1994 Reparatur der Glockenaufhängung, das Läutwerk wurde elektrifiziert
- 30.04.2011 Treffen der ehemaligen “Jungen Gemeinde”: Gäste: Melitta Stanowski (Grundler), Jürgen Grossin und Erhard Kühl aus Biegen; Dieter Göritz, Christine Hahn (Redlich), Margit Ziche (Weinberg), Christa Schenk (Schrape), Christa Moritz (Rothe) und Roswitha Noack (Gielisch) aus Pillgram. Ehrengäste: Gisela und Willi Molter, Willi Molter war mehr als 40 Jahre lang Mitglied des Gemeindekirchenrats. Pfarrer i.R. Helmut Sell und Frau, Helmut Sell war von 1969 bis 1975 Pfarrer für Biegen und Pillgram.
- Juni 2014
- Juli 2014 Die Malerarbeiten in der Kirche konnten dank fleißiger Helfer schnell zum Abschluss gebracht werden.
- 2.10.2021 Wir trauern mit der Familie Strugala und erinnern uns nur zugern an Reinhard Strugala, die Kirchgemeinde und auch die Gemeinde Pillgram erleidet einen großen Verlust. Wer mehr über seinen Werdegang in der Gemeinde erfahren möchte, findet hier einen Bericht der MOZ vom 4.3.2011.
Gedenkplätze für Gefallene in Pillgram
Ein Sprichwort sagt: “Das Geheimnis der Versöhnung ist die Erinnerung.” Jeder Namen birgt ein Einzelschicksal, ein oft viel zu früh beendetes Leben, auch heute stehen dahinter trauernde Angehörige, Kinder, die nie ihren Vater kennen gelernt haben. Auf Denkmalen ungenannt sind die Namen der Frauen und Kinder, welche das Schicksal ihrer Väter, Brüder, Ehemänner oder Söhne teilten. Auch an sie sei erinnert.
Vzwachtm. | O. SCHLENZ | 09.07. 1918 | |
Utffz. | P. HARDIES | 25.08. 1914 | |
Utffz. | p. GRAMIT | 15.01. 1915 | |
Gefr. | B. WEINBERG | 28.05.1919 | |
Kann. | A. BALKE | 05.09. 1919 | |
Füsl. | A. SCHÖMIENESSKI | 23.08. 1915 | |
Musk. | F. IRRGANG | 26.02. 1916 | |
Musk. | E. GRAMIT | 09.10. 1916 | |
Musk. | P. DRESCHER | 13.09. 1918 | |
Musk. | H. KLINGBEIL | 28.08. 1918 | |
Ldst. | K. OHNESORGE | 31.07. 1915 | |
Telegf. | F. THIEME | 26.10. 1917 | |
Gefr. | W. BREDOW | 20.06. 1918 | |
Musk. | P. SCHULZ | 08.01. 1919 | |
Wehrm. | F. TECHEN | 03.06. 1916 |
Der Nachwelt zum ewigen Gedenken
„Zum Gedenken an die Opfer des 2. Weltkrieges
1939-1945“
Auf ferner fremder Aue
Da liegt ein todter Soldat,
Ein ungezählter, vergess’ner,
Wie brav er gekämpft auch hat.
Es reiten viel Generale
Mit Kreuzen an ihm vorbei;
Denkt keiner, daß der da lieget,
Auch werth eines Kreuzleins sei.
Es ist um manchen Gefall’nen,
Viel Frag’ und Jammer dort,
Doch für den armen Soldaten
Gibt’s weder Thräne noch Wort. –
Doch ferne, wo er zu Hause,
Da sitzt, beim Abendroth,
Ein Vater voll banger Ahnung,
Und sagt: »Gewiß, er ist todt!«
Da sitzt eine weinende Mutter,
Und schluchzet laut: »Gott helf’!
»Er hat sich angemeldet:
»Die Uhr bleib steh’n um Elf!«
Da starrt ein blasses Mädchen
Hinaus in’s Dämmerlicht:
»Und ist er dahin und gestorben,
»Meinem Herzen stirbt er nicht!«
Drei Augenpaare schicken,
So heiß es ein Herz nur kann,
Für den armen, todten Soldaten
Ihre Thränen zun Himmel hinan.
Und der Himmel nimmt die Thränen
In einem Wölkchen auf,
Und trägt es zur fernen Aue
Hinüber im raschen Lauf;
Und gießet aus der Wolke die Thränen
Auf’s Haupt des Todten als Thau,
Daß er unbeweint nicht liege
Auf ferner, fremder Au.
Johann Gabriel Seidl, 1877