Herzliche Grüße von Haus zu Haus

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. (1. Mose 4,12).

Schon in den ersten Geschichten der Bibel, im 1. Buch Mose, wird sie zum Thema gemacht: die Gewalt unter uns Menschen.

Unter Brüdern sogar. Kain und Abel, diese traurig berühmten Brüder und Söhne von Adam und Eva, spielen darin eine Rolle. Wobei Abel eigentlich nur eine bescheidene Nebenrolle einnimmt, die des Opfers.

Zu Wort kommt er nicht.

Wir erfahren nur, dass seine Opfergaben von Gott wahr- und angenommen werden. Kains Opfergaben dagegen missachtet Gott. Und Kain wird von dem ergriffen, was uns Menschen so oft und gern überfällt: Neid. Der Ärger darüber, dass der andere mehr beachtet wird, mehr gemocht oder besser behandelt.

Kains Neid wird zum Zorn, zur Wut. Und führt so zu Zerstörung und Leid. Denn Kain rächt sich an seinem Bruder. Er lockt ihn auf ein Feld und erschlägt ihn. Wie bitter: Kaum haben die Menschen das Paradies verlassen, tötet einer den anderen.

Und wie reagiert Gott darauf? Geradezu herausfordernd hatte er den zornigen Kain vor der Gewalttat gefragt, warum er so zornig sei. Dass er sich beherrschen solle. Und dann, nach der Tat, spricht Gott harte Worte: „Verflucht seist du auf der Erde … Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden.“

Harte Worte, und dennoch: Gott lässt Gnade walten. Er bestraft Kain nicht ebenfalls mit dem Tod, sondern er lässt ihn weiterleben. Er verhängt über ihn eine lebenslängliche Strafe. Denn er soll ein armes und unstetes Leben in der Verbannung führen. Und gleichzeitig stellt Gott Kain unter seinen Schutz, damit auch niemand anderes ihn töten kann.

Kaum haben die Menschen das Paradies verlassen, tötet einer den anderen. Und das hat sich bis heute nicht geändert – trotz göttlicher Strafe und Gebote, wider besseres Wissen.

Auch in diesem Jahr werden wir am Volkstrauertag wieder an unseren Gedenksteinen und -tafeln stehen und an die vielen Toten erinnern, die im und durch die vergangenen Kriege ihr Leben lassen mussten. Und wir werden gleichzeitig voller Unverständnis unsere Augen auf die vielen Kriege richten, die heute, hier und jetzt, auf unserer Erde
wüten. Die Gottes Schöpfung zerstören und seine Gebote verhöhnen.

Das Foto auf dem Deckblatt unseres Gemeindebriefes zeigt einen Gedenkstein am Frischen Haff in Polen, der an die ca. 450.000 Opfer erinnert, die in den Schrecken des Krieges in der Ostsee ertrunken oder in Eis und Schnee erfroren sind. Und exemplarisch steht darauf ein Satz, der auf jedem Gedenkstein überall auf der Welt stehen könnte: „Ihr Opfer mahnt zu Verständigung und Frieden.“

Das sollten wir alle uns zu Herzen nehmen. Sicher, die großen Machthaber dieser Welt können wir kaum beeinflussen. Aber wir können im Kleinen damit anfangen.

Ihre Diakonin Kristin von Campenhausen

Biegener Kirchgeschichte V

Abriss der Geschichte der Biegener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil V seit Beginn des 21. Jahrhunderts

 

  • Okt 2004 Die umfangreiche Sanierungsarbeiten, begonnen unter Pfarrerin Frau Perlwitz – Böhm finden ihr Ende unter dem neuen Pfarrer Herrn Althausen. 24 Balken der Dachkonstruktion sind gewechselt, Turm und Glockengestühl sind repariert, im Kirchenschiff wurden Dielung und Dachstuhl erneuert, das gesamte Kirchdach neu eingedeckt. Mauern wurden geklammert und geankert und die Fassade restauriert. Es entstand eine neue Wegebefestigung rund um die Kirche. Insgesamt wurden rund 500.000 EUR verbaut, welche von den 4 Kirchgemeinden, vom Konsistorium der Evangelischen Kirche, vom Kirchkreis, dem Landkreis und dem Land Brandenburg zur Verfügung gestellt wurden.
  • 1.1.2004 Aus der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz (EKsoL) und der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (EKiBB) wird die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) (Neubildungsvertrag pdf), eine neue Grundordnung tritt in Kraft. 
  • 2006 Dorfkirchentag
  • September 2007
Pfarrhaus Biegen

das Pfarrhaus in Biegen

ehemalige Schule

die ehemalige Schule, später als Kindergarten genutzt, heute Wohnhaus mit Gemeinderaum

Eingangstür

die Eingangstür, heute zum Gemeinderaum

  • 28.05.2010 Konfirmation

Spreejournal der MOZ

  • 11.07.2010 Dorfkirchentag
Dorfkirchentag 2010 Biegen

Gemeindeblatt September/Oktober 2010

Gemeindebrief 17/2011

  • 27.05.2012 Konfirmation

Gemeindebrief 25/2012 Konfirmation von Anna Döbis

  • Ostern 2013 Stiftung einer mit italienischen Spitzen gefassten Altardecke durch Frau Edith Zühlke. Im Juni 2013 ihren 100. Geburtstag feiernd, ist Frau Zühlke unser ältestes aktives Gemeindeglied.

Gemeindebrief 30/2013

  • 28. 02. 2014
  • Pfingstsonntag, 8.05.2014 Konfirmation
Konfirmation

Gemeindebrief 37/2013 Lea Brose (links) und Luise Pfundstein (rechts)

  • Pfingstsonntag, 4.12.2016 Abschluss-Gottesdienst für Rita Perlwitz-Böhm P.i.R. nach 30-jähriger Tätigkeit. Sie war von 1987 bis 1998 Pastorin für Biegen und Pillgram, später auch Briesen und Jacobsdorf.

Rita Perlwitz-Böhm P.i-R. Gemeindeblatt 8/2017

  • April 2017 in der alten Räucherkammer im Pfarrhaus Biegen aufgefunden

Nicht zu den Vasa Sacra gehört der Pokal rechts mit der Aufschrift: „Gast-Gig-Vierer. Damenpreis. Cüstrin, 20.6.09.“  Gemeindeblatt 9/2017 (Gig – Ruderbootstyp für das Wanderrudern)

Leuchter

Leuchter  Gemeindeblatt 9/2017

ein kleiner Kelch im Futteral für das Krankenabendmahl

ein kleiner Kelch im Futteral für das Krankenabendmahl Gemeindeblatt 9/2017

Futteral

Futteral  Gemeindeblatt 9/2017


 

 

Quellen:
Heinrich, Gerd; Bahl, Peter (1999): Tausend Jahre Kirche in Berlin-Brandenburg. Berlin: Wichern.
*) Jerchel, Heinrich (1912): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg: tl. 6. Kreis Crossen: Deutscher Kunstverlag.
*) Neugebauer, Wolfgang (1985): Absolutistischer Staat und Schulwirklichkeit in Brandenburg-Preussen. Berlin: De Gruyter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 62).
*) Bliss, Winfried (1978): Die Plankammer der Regierung Frankfurt an der Oder.
*) Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 1983
*) Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.
*) Paul Niekammer, Güteradressbuch Band VII, Provinz Brandenburg, 1929 Leipzig
*) Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis.Berlin: Morin.
*) Martin Schulze; Wolf Bergelt (Hrsg.): Orgelhandbuch Brandenburg, Bd. 5: Oder-Spree. Verlag Freimut & Selbst, Berlin 2007
*) Ludat, Herbert (1991): Bistum Lebus. Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesischpolnischen Besitzungen.1942. Aufl. Hildesheim: Olms.
*) Wohlbrück, Siegmund Wilhelm (1829-1832): Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Berlin
*) Ludat, Herbert: Das Lebuser Stiftsregister von 1405. Studien zu d. Sozial- u. Wirtschaftsverhältnissen im mittleren Oderraum zu Beginn d. 15. Jahrhunderts.
Wiesbaden: Harrassowitz in Komm (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 9).

*) Viadrina Frankfurt (2003): Uni on. Zeitung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Nr. 39 August 2003.

Andreas Althausen

Seit April 1999 war Pfarrer Andreas Althausen für unsere Gemeinden zuständig. Da die Müllroser Kirchgemeinde mit ihrer Pfarrerin Susanne Fischer-Kremer nur eine halbe Pfarrstelle besetzen durfte, unterstützte er mit 25 Prozent seiner Arbeitszeit die Gemeinde Müllrose. Das betraff insbesondere die Übernahme von Gottesdiensten, Unterstützung bei der Seelsorge und die Durchführung von Frauenkreisen, Frauenrunden und Seniorenkreisen in Müllrose. Beide Kirchengemeinden haben jeweils etwa 800 Gemeindeglieder. Zu Müllrose gehören Mixdorf,  Schernsdorf, Biegenbrück, Dubrow, Schlaubehammer, Kaisermühl, sowie das Christophorusheim an der Ragower Mühle. Gottesdienste finden in Müllrose, zweimal im Monat in Mixdorf und einmal monatlich in Dubrow statt.

Mit der Übernahme der Pfarrstelle in Müllrose durch Pfarrer Matthias Hirsch entspannte sich diese Situation und man konnte sich wechselseitig vertreten. Trotzdem hinterließ diese berufliche Belastung ihre Spuren.

Pfarrer Althausen wurde nach gesundheitlichen Problemen in einem Gottesdienst am 11. Juni 2017 um 14 Uhr in Jacobsdorf feierlich aus dem Dienst verabschiedet und bezog zeitweilig das Pfarrhaus in Biegen. Die Vakanzvertretung wurde von Pfarrer Hirsch aus Müllrose wahrgenommen, ehe Pfarrer Dr. Joram Luttenberger zum 1. Januar 2018 den Dienst übernahm.

Pfarrer Andreas Althausen

Pfarrer Andreas Althausen

Pfarrer Andreas Althausen

Pfarrer Andreas Althausen ganz rechts

Pfarrer Althausen ganz rechts am “Kreuz der Begegnung”

Das “Vater unser” auf polnisch:

Ojce nasz,

który´s jest w niebie,
´swie’c sie imie twoje;
przyid’z Królestwo Twoje,
bad´z wola Twoja, jako w niebie,

tak i na ziemi.
Chleba naszego powszedniego

daj nam dzisiaj.
I odpu´s´c nam nasze winy,

jako i my odpuszczamy naszym

winowajcom.
I nie wód’z nas na pokuszenie,
ale nas zbaw ode zlego.
Amen.

 

Spreejournal MOZ 22.12.08,
bitte anklicken zur Vergrößerung

Waltraud Wieblitz-Althausen (1944-2019)

Andreas Althausen, Pfarrer i. R. (1955-2020)

Berichte über die Kirchgemeinde

zur Vergrößerung bitte die Bilder anklicken:

EKBO 31.05.2002

BVEA – Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen e.V. 4/2004

14.10.2004

MOZ 29.03.2005

MOZ 12.09.2006

MOZ 9.10.2006

MOZ 28.11.2006

MOZ 15.12.2006

MOZ 22.12.2006

MOZ 7.05.2007

MOZ 6.07.2007

Welt 13.07.2007

15.07.2007

Märkische Allgemeine 20.07.2007

Deutschlandradio Kultur 1.09.2007

MOZ 3.09.2007

Welt 23.12.2007

17.01.2008

3.04.2008

Odervorlandkurier 10/2008

MOZ Spree Journal 8.12.2008

MOZ Spree Journal 8.12.2008

    MOZ Spree Journal 8.12.2008

MOZ 12.12.2008

MOZ Spreejournal 15.12.2008

15.12.2008

 

Märkischer Markt 6./7.5.2009

MOZ 2.6.2009

Odervorlandkurier 6/2009

Spree Journal 21.9.2009

24.9.2009

22.10.2009

29.10.2009

9.12.2009

5.01.2010

16.04.2010

24.09.2010

04.01.2011

18.07.2012

MOZ, Spree Journal 28.03.2014

MOZ, 24.10.2015

MOZ 14.10.2015

MOZ, 13.06.2017

Die Pfarrer in Biegen

  • um 1600     Paul Prätorius (Verwandter des Michael Prätorius oder des Paulus Prätorius ?)
  • 1618 – 1637 Prediger Friedrich Lange
  • 1637 – 1670 vac., in dieser Zeit kümmert sich der Jacobsdorfer Prediger Magister H. M. Balthasarus (Bartholomae) Lampert(us) um die Kirche
  • 1670 – 1717 Johannes Hirsekorn
  • 1717 – 1765 Samuel Grützmacher (*um 1683)
  • 1765 – 1800 Johann Friedrich Hirsekorn
  • 1801 – 1817 Moritz Wilhelm Baumann  Prediger Baumann
  • 1817 – 1841 Carl August Ferdinand Wehmer
  • 1841 – 1873 Christian Gotthelf Henschker (gest. 24.3.1876 in Müllrose)
  • 1873 – 1902 Otto Ludwig Theodor Heinecke
  • 1903 – 1938 Dr. Gustav Schaumann  Dr. Schaumann
  • 1939 – 1945 Meier
  • 1946 – 1951 Walter Schubert
  • 1952 – 1960 Horst Krüger – Haye
  • 1960 – 1968 Ekkehard Runge (Beauftragter des Bibeljahres für die neuen Bundesländer 2003)
  • 1968 – 1975 Helmut Sell übernahm später die evangelische Sankt-Petri-Gemeinde Luckenwalde
  • 1975 – 1985 Wolfgang Rein
  • 1986 – 1987 in dieser Zeit kümmerte sich die Gemeindepflegerin Petra Schulz aus Jacobsdorf um die Kirchgemeinde
  • 1987 – 1998 Rita Perlwitz – Böhm
Rita Perlwitz - Böhm, Pfarrerin i.R.

mit freundlicher Genehmigung MOZ 21.9.2009
Unsere ehemalige Pfarrerin Frau Perlwitz mit ihrer Mutter Frau Edith Zühlke – auch ihr Sohn Siegfried, Bruder von Frau Perlwitz, ist bekannt, er ist unser Landesposaunenwart. Links in der Runde Frau Döbis, ohne ihre Kuchen wären die Feiern im Frauenkreis nur halb so schön.

  • 1998 – 1999 in dieser Zeit kümmert sich der Müllroser Pfarrer Johannes Simang – vor seiner Trauung hieß er noch Bernd Roggl, um die Kirchgemeinde
  • April 1999 – Juni 2017  Andreas Althausen (*1955,+2020)
  • 1. Januar 2018 – 29. Februar 2020 Dr. Joram Luttenberger

Biegener Kirchgeschichte IV

Abriss der Geschichte der Biegener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil IV seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts

 

  • 1903 Der Zuschuss zum Pfarrwitwen- und Waisenfond wird den Pfarrern erlassen.
  • 1905 Das Anfangsgehalt der Pfarrer wurde auf etwa 2.400 M angehoben, die Geistlichen mussten jedoch als einzige Beamte Beiträge für ihre Pension zahlen oder sich anrechnen lassen.
  • 1907 Das Endgehalt der Pfarrer wird auf 6.000 M jährlich angehoben.
Kirche Biegen 1907

Kirche Biegen 1907

  • 1912 Der Ort hat vor dem Weltkrieg bereits 500 Einwohner, einen eigenen Spar- und Darlehnskassenverein, eine Brennerei (Edm. Loth), Brennmeister ist R. Meseck, eine Mühle (G. Kupper), 2 Gasthöfe (H. Glieschen, C. Schönfeld), 2 Gemischtwarenhandlungen (Gleische, Schickram) , Sattler  (W. Grienitz), Tischler (E. Gerlach), Schmiede (J. Hansel), Dachdeckerei (O. Lehmann), Schuhmacher (C. Banisch) und Schneiderei (W. Nickel) sind ebenso vorhanden, wie eine Bäckerei (W. Ewald).
Biegen 1912

Kirche Biegen 1912

Biegen Dorfstrasse

Blick von der Dorfstraße zur Kirche

  • 1914 – 1918 1. Weltkrieg Da Väter, Ehemänner und Söhne eingezogen wurden, gerade auf dem Lande die Frauen ihre Arbeiten auf dem Feld und in den Ställen übernehmen mussten, versuchte man vielerorts, mit Abendandachten, Kriegsgebetsstunden, Kriegerfrauenabenden, Weihnachtspäckchen für die Front, Lebensmittelspenden für die Stadtbevölkerung und vielen anderen Aktionen, die sich leerenden Reihen in den Kirchen zu füllen und den Verbund der Zurückgebliebenen zu stärken.
  • 1917 Die Glocke aus dem 15. Jh muss abgeliefert werden, anscheinend wurde sie später ersetzt, da sich im 2. Weltkrieg 2 Glocken im Turm befinden.
  • 19.11.1918 Verfügung über die Abschaffung des Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach, mit dem Untergang des Kaiserreichs endet das Staatskirchentum.
  • 1918
Vitrine

Rest des im zweiten Weltkrieg zerstörten Kriegerdenkmales. Es wurde zur Erinnerung an die Gefallenen errichtet

  • 1919 Gründung des “Verbandes der Patrone der evangelischen Kirche”, die Patrone trugen weiterhin die Baulasten von Kirche und Pfarrhaus
  • 24.6.1922 Attentat auf Walther Rathenau. Ernst Werner Techow, der Fahrer des Mordwagens, war nach dem Anschlag auf das Gut Biegen zu seinem Onkel Erwin Behrens geflüchtet. Als dieser am 29. Juni in der Zeitung von der Fahndung nach seinem Neffen las, hielt er ihn bis zu dessen Verhaftung fest. Ernst Werner Techow entging der Todesstrafe und wurde wegen Beihilfe zum Mord zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.*)
  • 1923 Mühlenbesitzer ist Karl Schulz
  • 1.4.1924 Die neue Kirchenverfassung tritt in Kraft. Pfarrer waren nun einander gleichgestellt, ohne Rangunterschiede, Frauen erhielten das Wahlrecht (GKR).
  • 1925 – 1939 Die Einwohnerzahl Biegens sinkt von 540 auf 397
  • 1928 – 1929 in Biegen gibt es den Brennerei und Spirituosenvertrieb (E. Behrends)
  • vor dem 2. Weltkrieg

Biegen, Dorfstraße, Blick zur Kirche und zum Schloß

Biegen vor dem 2. Weltkrieg

Oben Dorfansicht, unten links Karl Schönfeld Fremdenzimmer, rechts das Schloss, es war 1929 als Bestandteil des Rittergutes (412 ha) in Besitz des Elard von Oldenburg-Januschau, Reichstagsabgeordneter und enger Vertrauter Hindenburgs.*)

Schule Biegen

die neue Schule

  • 1931 In Biegen stehen 77 Wohnhäuser mit 110 Haushaltungen.
  • 11.5.1931 Preußischer Staatsvertrag, Vertrag zwischen Kirche und Staat, welcher dem Staat ein gewisses Mitspracherecht einräumt, Teile dieses Vertrages haben bis in die Gegenwart Gültigkeit (Saarland, NRW). 
  • 23.3.1933 Hitler garantiert in seiner Regierungserklärung die Rechte der Kirche und bezeichnet das Christentum als bleibendes Fundament des sittlichen Lebens des deutschen Volkes
  • 14.7.1933 Neue Deutsche Evangelische Kirchenverfassung als Reichsgesetz.
  • 23.7.1933 Kirchenwahlen, gegen die Deutschen Christen konnte durch staatlichen Zwang nur eine Sammelliste “Evangelium und Kirche” kandidieren, welche auch die Gruppe “nationalsozialistische Pfarrer” enthielt. Die Kirchenwahlen wurden im Land als “Volksabstimmung” für oder gegen die “neue Zeit” verstanden, die Deutschen Christen gewannen, da ihnen der gesamte NS-Propagandaapparat zur Verfügung stand.
  • 11.9.1933 Es gründet sich der “Pfarrernotbund“, dieser kritisierte die Zugehörigkeit vieler Pfarrer bei den Deutschen Christen als unvereinbar mit der Unparteilichkeit und Autorität des Amtes. Bis zum Frühjahr 1934 wurden etwa 60 Kritiker mundtot gemacht, sie wurden straf- oder in den Ruhestand versetzt, erhielten Verweise oder Beurlaubungen.
  • 2.3.1934 “Kirchengesetz über die Leitung der evangelischen Kirche der altpreußischen Union”, es erfolgt die Gleichschaltung der preußischen Kirche mit der Reichskirche und deren verfassungsmäßiger Umbau in eine Führerkirche
  • 1934 Gründung der Bekennenden Kirche, in der “Barmer Erklärung” wendet sie sich gegen die NS- Einmischung in Kirchenbelange. 
  • 1934 – 1938 Renovierungsarbeiten in der Biegener Kirche, bei welchen die Malereien unter 8 Kalk- und Tünchschichten wieder freigelegt wurden, Umbau der Orgel, “Opus 1503” mit 2 Manualen, 1 Pedal, 16 Registern unter Oskar Walcker (1869-1948) und Orgelbaumeister Karl Ruther (+1955) (Sauer – Walcker Orgelbau)

Rittergut Biegen um 1935

Biegen um 1937

  • 1939 In Biegen sind land- und forstwirtschaftlich 1 Betrieb mit über 100 ha, 14 mit 20 – 100 ha, 14 mit 10 – 20 ha, 9 mit 5 – 10 ha, 7 mit 0,5 – 5 ha ansässig. Es gab erste Enteignungen: 56,1 ha wurden auf 21 Landarbeiter und landlose Bauern, 55,8 ha auf 7 Landarme, 177,4 ha auf 19 Umsiedler, 10,7 ha auf 3 Handwerker, 6,6 ha auf 4 Arbeiter und Angestellte, 1 ha Wiese an 1 Altbauern, 9 ha Wald an 5 Altbauern, 10 ha an die Gemeinde, 24, 6 ha an VdgB und ca. 3, 5 ha an die Post verteilt.
  • 1939/1940 der Hilfsprediger Dr. Alfred Schmidt kommt nach Biegen, er wurde nach seinem Wehrdienst Superintendent und war von 1957 – 1959 im Auftrag der Ev. Akademie Missionar in  Japan
  • Mai 1941 Durch die Gestapo werden die 12 Mitglieder der Prüfungskommission und weitere führende Theologen der Bekennenden Kirche inhaftiert und ihr damit faktisch das Rückgrat gebrochen. Die Brandenburger halten jedoch auch im Oktober 1943 noch an ihren Notrecht fest und übereignen ihre Kollekten nicht dem Konsistorium.
  • 1944 Die größere Biegener Glocke wurde zum Einschmelzen entwendet
  • 1945
Pfarrhaus 1945

das Pfarrhaus

Gemeinderaum

der Gemeinderaum

Altar 1945

1945, der Altar mit dem aufgesetzten Gottesauge, die Fenster dahinter noch nicht vermauert

Altar Biegen

Zustand 1907

Kirche 1945

das Dorf und die Kirche sind zu 80 % zerstört

  • 7.5.1945 Generalsuperintendent Dibelius (1880-1967) übernimmt in Berlin die “Vakanzverwaltung” für Berlin-Brandenburg und die Niederlausitz als Bischof. Die Besatzungsmächte achteten und förderten die Kirche und so erhielt die Kirche einen Zuschuss zur Pfarrerbesoldung, so dass den Pfarrern ein Gehalt von 250 – 350 RM gezahlt werden konnte. Gleichfalls konnte durchgesetzt werden, das die Kirchensteuer im Lohnabzugsverfahren über die Finanzämter an die Staatssynode abgeführt wird.
  • Oktober 1945 aus der “Kirchenprovinz Mark Brandenburg” wird die “Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg”, Typhus fordert seine Opfer, wo noch das Abendmahl abgehalten wird, geschieht dies mit Wasser, in der Rationsverteilung erhalten Pfarrer die vorletzte Stufe.
  • 1945 – 1949 Pfarrer Walter Schubert (1945 – 1951) berichtet:

” Ca. 20.000 Steine wurden heraus gestoßen, dabei wurde das gesamte Uhrwerk vollkommen zerstört, die 2. wertvolle Glocke zum Springen gebracht, der Glockenstuhl stark beschädigt… Durch den ungeheuren Luftdruck wurde der Sandsteinaltar beschädigt, die Orgel fast ganz zerstört. Was die Kampfhandlungen verschont hatten, begannen in den Jahren 1945 – 1949 die Witterungseinflüsse zu vernichten. … Die völlige Verarmung der Gemeinde, die katastrophale Verknappung der Baumaterialien … machte eine Selbsthilfe unmöglich. Sie musste sich auf Entrümplungsarbeiten beschränken. Die Kirchengemeinde versammelte sich zu ihren Gottesdiensten im Pfarrhaus, das sich zu diesem Zweck als viel zu klein erwies. Sie opferten ihre Gaben für den Kirchenbau. Da erreichte uns am 30.7.1949 die fast unglaublich erfreuliche Nachricht, dass zur Instandsetzung der Kirche 8.000 DM gestiftet seien unter der Zusicherung, dass die Arbeiten unverzüglich in Angriff genommen werden würden.”

nach 1945

Kirche Biegen

  • 1946 In Biegen werden 427,2 ha enteignet, die alteingesessene Bevölkerung erhält bedeutenden Zuwachs durch die 19 Umsiedler, welche 177,4 ha Land erhalten, es leben 467 Einwohner im Dorf.
  • 1946 – 1950 “administrativ repressierte” Deutsche, unter ihnen viele Geistliche, werden abgeholt, viele “verschwinden” unter bis heute ungeklärten Umständen in den Lagern 
  • 31.5.1946 Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule: “Die schulische Erziehung der Jugend ist ausschließlich Angelegenheit des Staates. Der Religionsunterricht ist Angelegenheit der Religionsgemeinschaften…“
  • 1947 Der Kostenvoranschlag für die Kirchsanierung weist eine Summe von 50.500 DM aus.
  • 1948 Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nimmt seine Arbeit auf, es wird eine Grundordnung für die Ev. Kirche Berlin-Brandenburg beschlossen. Trotz großer Not wurde von den “Mächtigen” alles unternommen, die kirchliche Krankenpflege fast vollständig zu unterbinden.
  • 18.3.1949 Die Johanniterkrankenhäuser werden beschlagnahmt.
  • 1.4.1949 Neue Grundordnung der Landeskirche, die Teilung in Berlin, Kurmark und Niederlausitz bleibt bestehen, die Ausübung des Religionsunterrichts an den Brandenburger Schulen gelingt nur unter großen Schwierigkeiten.
  • 26.8.1949 Der Gemeindekirchenrat beschließt, die Kirche wieder Instand zu setzen, die Arbeiten am Turm müssen jedoch zurück gestellt werden, da die Kosten deutlich höher, als 1947 angenommen, sind. Pfarrer Schubert schreibt:

“Beim Aufreißen der Decke sind zwei Balken gebrochen, neun Sparren sind verfault, mehrere Balkenköpfe schwer beschädigt … Aber wir verlieren nicht den Mut … Abends, wenn der Pfarrer in die Häuser geht, um für den nächsten Tag einen Mittagstisch für die Handwerker zu besorgen, wird er merken, wie hier und dort ein gläubiges Leuchten in den Augen manches Sorgenvollen und Verbitterten zu sehen ist.”

Das Kirchendach wird mit Holzschindeln eingedeckt, inzwischen ist aus Hamburg die Glocke unterwegs in die Heimatkirche. Die Ältesten sammeln 1.275 DM, damit der Glockenturm ausgebessert und die Glocke aufgehängt werden kann.

  • Dezember 1949
Dezember 1949

Blick von der Jacobsdorfer Dorfstrasse (heute Müllroser Landstrasse) zur Kirche

  • 24.12.1949 Um 16 Uhr läuten die Glocken das Weihnachtsfest ein, die Gemeinde nimmt ihr Gotteshaus wieder in Gebrauch, trotz noch vorhandener Schäden

Kirche 1949

  • 1949 – 1954 Aus öffentlichen Mitteln für künstlerisch bedeutende Kirchen wurden durch den stellv. Ministerpräsidenten der DDR Otto Nuschke und dem Institut für Denkmalspflege in Zusammenarbeit mit der Kirche 10 Mill. Mark zur Verfügung gestellt, die andere Hälfte wurde durch Gemeinden und Landeskirche aufgebracht.
  • Ostern 1950 Die Kirche widersetzt sich Partei und Regierung, tritt gegen die Werbung für “Nationale Front“, Eintritt in die “DSF” und die “FDJ” ein, führt öffentlich Beschwerde, das der “Jungen Gemeinde” untersagt ist, ihr Abzeichen zu tragen. Pfarrer, welche der “Nationalen Front” beitreten, werden von der Kirche gemaßregelt.
  • April 1952 Pfarrer Krüger – Haye übernimmt die Pfarrstelle und leitet bis 1955 die 2. Phase des Aufbaus. Im Kirchturm hängen 2 Glocken, die kleinere wird verkauft, um den weiteren Aufbau zu finanzieren. Eine andere, Leihgabe aus Hasselbusch (Niesporowice), Kreis Soldin, hängt nun an ihrer Stelle, sie wurde von Lorenz Kökeritz aus Stettin 1670 gegossen.
  • Juli 1952 2. Parteikonferenz der “SED“, die Politik gegen die Kirche wird verschärft
  • 1952 Der “Jungen Gemeinde” wird ihr Kirchentag in Lübbenau untersagt, die Zeitschrift “Stafette” darf nicht mehr erscheinen.
  • 1953 Da die Jungen Gemeinden unter großen Schwierigkeiten in der DDR agieren (Verfolgung seit 1951), wird auf Beschluss der GKR als Turmbekrönung das Kreuz auf der Weltkugel – Zeichen der Jungen Gemeinde – angebracht. Das Zeltdach des Turmes ist mit einem Reifen, der innen ein “A” zeigt, geschlossen. Das “A” steht für “Christus ist das Α und Ω”

Sanierung Kreuz

  • Mai 1953 Vorwurf, die Junge Gemeinde sei eine “unter religiöser Maske getarnte illegale Agenten- und Spionageorganisation“. Viele Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter wurden verhaftet, kirchliche Veranstaltungen, Rüstzeiten und Kirchentage verboten.
  • 10.6.1953 Auf Befehl der UdSSR müssen die Repressalien zum Teil rückgängig gemacht werden.
  • 1954 “Kinder, die sich einer Handlung unterziehen, die im Gegensatz zur Konfirmation steht (Jugendweihe o. ä), können nicht konfirmiert werden.“
  • Ende 1954 Der Druck gegen alles Religiöse verschärft sich durch die SED, Jugendweihen werden begünstigt.
  • 1955 Die erste LPG Typ I wird in Biegen gegründet.
  • 12.12.1955 Gründung des Posaunenchors unter dem Pfarrer Krüger – Hayer in Biegen.
  • 1956 Der Kirche wird die Möglichkeit des eigenen Zwangseinzugs der Kirchensteuer genommen. Aus staatlicher Sicht wurde die Kirchensteuerverwaltung als eine kirchliche Angelegenheit angesehen, wobei die kircheneigene Beitreibung der Kirchensteuern einen zusätzlichen staatlichen Vollstreckungstitel benötigte, dieser wurde ihr jedoch verwehrt, die Folge war, das es keinen Einzug der Steuer über den Lohn gab und dieser auch nicht einklagbar war. Austritte aus der Kirche wurden nun beim Standesamt erklärt.
  • 1957 Die mechanische Sauer – Orgel wird wiederhergestellt, das Chorgestühl nicht mehr eingebaut, die Kanzel wird aus dem Bogen weiter ins Kirchenschiff versetzt, die 3 Altarfenster werden zugemauert und der Fußboden mit Altarstufen wird neu verlegt. In die LPG sind seit der Gründung 59 Mitglieder mit 510 ha Land aufgenommen.
  • 1.10.1957 Im “Neuen Deutschland” wird durch Walter Ulbricht der Ton gegen Kirche verschärft. Die Ost -CDU erklärt in seinem Auftrag: “Wer gegen die Jugendweihe ist, verneint den Fortschritt.” Die Dorfjugend nimmt dagegen weiter am Konfirmandenunterricht teil.
  • 1958 Der Sandsteinaltar wird fertig restauriert, das Gottesauge nicht mehr aufgesetzt. Die Gesamtkosten der Instandsetzung seit dem Krieg beliefen sich auf über  60.000 DM, die Hälfte von der Kirchgemeinde Biegen aufgebracht, der Rest waren Beihilfen der Gesamtkirche, des Kirchlichen Hilfswerks und staatliche Mittel der Denkmalspflege
Turmarbeiten

Turmarbeiten

Turm

Turm saniert

  • 21.7.1958 “Jeder Bürger genießt volle Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die ungestörte Religionsausübung steht unter dem Schutz der Republik.“ Grundsätzlich änderte sich jedoch nichts.
  • 3.9.1958 Bei Restaurierungsarbeiten wird unter der Altarplatte in einer Bleikapsel die Stiftungsurkunde gefunden, dazu zwei Beutel mit Reliquien des Heiligen Eucharius. “Dieser ist nach der Legende vom Apostel Petrus aus den 70 ausgewählt und über die Alpen entsandt worden, um im Rheinland das Evangelium zu verkünden. Er soll dann 25 Jahre als erster Bischof von Trier gewirkt haben. Nach der Kritik der lacte sanctorum gehörte er in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts nach Christi Geburt”
Reliquien

Biegener Reliquien

  • 21.10.1958 Noch immer befinden sich Pfarrer und Mitarbeiter der Kirche in Haftanstalten der DDR.
  • 1958 Das “Stalinstadter Dokument” mit Forderungen der Partei nach einer Stadt ohne Kirchen, führt den Besuch von Gottesdiensten unter “ehewidrigem” Verhalten auf, die Kosten des Scheidungsverfahrens habe der kirchlich gebundene Ehepartner zu tragen, da einem “fortschrittlichem” Menschen das Zusammenleben nicht zumutbar sei.
  • Dezember 1959 In der Gemeinde ist die neue Agenda für die Evangelische Kirche der Union (EKU) in Gebrauch und ein neues Kirchengesangbuch (EKG). Als erster Lektor wird Robert Barsch eingeführt. Die Sakristei ist noch im Wiederaufbau.
  • 1960 – 1968 Gemeindefahrten der Gemeinden Biegen und Pillgram, ab 1964 zusammen mit der Gemeinde Rosengarten
  • Sonntag Rogate, 22.5.1960 Der 2. Abschnitt des Aufbaus ist abgeschlossen, Superintendent Wachholz aus Frankfurt (O) weiht die Kirche zur “St. Nicolai Kirche” wieder ein:

“Zu seiner Ehre hat die Gemeinde diese Kirche wieder aufgebaut. Er halte seine schützende Hand über dieses Haus und diese Gemeinde, damit an diesem Altar das Sakrament recht verwaltet und in diesem Haus sein Wort recht gepredigt werde. Amen.”

Blick vom Eingang aus

Blick vom Eingang aus

Blick in der Chor

Blick in der Chor

Kirche

Kirche

Turm

  • 1960 Aus der LPG Typ I wird Typ II, inzwischen hat sie 187 Mitglieder und 1054 ha Fläche.
  • 1960 – 1963 Über Elternversammlungen in den Schulen wird Druck auf die Gemeinden und Pfarrer ausgeübt, um die Konfirmationen zu unterbinden und die Jugendweihen zu fördern, wer die Jugendweihe verweigerte, dem wird der Besuch weiterführender Schulen untersagt, Lehrstellen verweigert.
  • bis 1962 Biegenbrück ist eingekircht und gehört zur Biegener Kirche
  • 1967 – 1989 Die Kirchenleitungen und Konsistorien wurden verstärkt bespitzelt, mit Wanzen angezapft und ihre Entscheidungen und Beschlüsse waren für die Stasi kein Geheimnis, selbst ganz interne Dinge. Die Folgen waren, dass wesentliche Beschlüsse der Kirchenleitungen, aber auch Synodenbeschlüsse, zum Teil durch die Staatssicherheit manipuliert wurden, was die Vermutung nahe legte, das Mitarbeiter der Kirche im Dienst der Stasi standen, leider wurde dies durch Auswertungen der Akten der Staatssicherheit nach 1990 zur Gewissheit.
  • August 1967 Der (MfS-) Rechtsanwalt Clemens de Maiziére (Vater des Lothar de Maiziére) und damaliger Synodaler der Berlin-Brandenburgischen Kirche, sollte prüfen, ob man der Evangelischen Kirchenleitung Berlin-Brandenburg (EKiBB) Rechtsbrüche nachweisen könne, ob der Rechtsstatus der Kirche anzufechten sei und ob man bei den Einnahmen Unregelmäßigkeiten finden könne (10% waren Zuschüsse der DDR, 50% Zahlungen der Gläubigen und 40% kamen aus dem Westen). Es ließ sich jedoch nichts konstruieren, setzte aber die Gründungsbestrebungen für einen Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR verstärkt in Gang. Die finanziellen Verflechtungen zwischen Partei und Kirche, ob Bauvorhaben, Geschenksendungen oder Bruderhilfen, sind bis heute nicht restlos geklärt. Jeder kirchliche Mitarbeiter und Pfarrer, jeder Anstaltsleiter und jeder Konsistorialrat war mehr oder weniger, unbewusst oder bewusst in die Parteigeschäfte des SED-Handelsunternehmens GENEX verwickelt. Schätzungen gehen davon aus, dass ein großer Teil (bis 50%) des kirchlichen Haushaltes aus Devisen bestritten wurde, kirchliche Mitarbeiter hatten i.d.R. ein sehr geringes Einkommen, so dass die Zahlungen aus der Bruderhilfe für sie ein halbes Jahreseinkommen bedeuten konnte.
  • 1969 – 1975 “Nachrichten von der Nichtaufnahme christlicher Kinder in die Vorbereitungsklassen und in die EOS, von Zurückweisungen vom Hochschulstudium, von der Zurücknahme schon ausgesprochener Zulassungen und von Relegierungen gehören leider weiterhin zum ‘täglichen Brot‘ der Kirchenleitungen.“
  • 1972 Das Dach ist mit Biberschwänzen gedeckt, es zeigen sich Schäden im Gebälk. Unter Pfarrer Helmut Sell (1968 – 1975) werden Holzschutzmaßnahmen durchgeführt.
  • 18. Sonntag nach Trinitatis, 1.10.1972 Superintendent Rössler aus Lebus hält die Festpredigt zur 500 Jahr Feier der Gemeinde
  • 1974 Die Pfarrer werden per Verordnung genötigt, ihren staatlichen Gehaltszuschuss persönlich beim jeweiligen Rat in der Abt. Inneres abzuholen.
  • 1.10.1975 Der Pfarrsprengel Jacobsdorf wird pfarramtlich mit Biegen verbunden (Dauervakanz), jetzt gehören 4 Kirchen und Gemeinden zusammen. Pfarrer Wolfgang Rein beginnt seinen Dienst. Die Idee des Dorfkirchentags wird geboren. Die Zusammenlegung der Gemeinden in der DDR erfolgte aus praktischen Erwägungen heraus, da immer weniger Menschen die Gottesdienste besuchten. In Städten wuchs der Anteil der konfessionslosen Einwohner z.T. auf 80% der Bevölkerung.

Auf dem Kirchboden findet sich ein altes Rednerpult aus der Biegener Kirche, auf welchem folgender Zettel klebt:

PPP Ratgeber

PPP Ratgeber

Dies ist ein PP! Nein, nicht was Sie denken.

Um dieses PP von dem PP an das Sie vielleicht denken zu unterscheiden, fügen wir ein so genanntes Unterscheidungs- “P” hinzu. Sie stehen jetzt an (oder besser hinter) einem PPP. Jetzt alles klarer, nicht wahr?

Lieber PPP-Kandidat !

Fühlen Sie sich nicht wie auf dem PP. Geben Sie sich locker. Stehen Sie unverkrampft. Gewisse Schwankungen hinter dem PPP können Sie leicht korrigieren, in dem Sie sich mit der linken Hand am Oberteil des PPP festhalten. (Auf keinen Fall mit beiden Händen – man könnte Sie mit gewissen anderen Artgenossen verwechseln). Sie überlegen, was Sie mit der rechten Hand tun sollen ? Biblisches, lieber Kandidat, biblisches! Die Linke soll nicht wissen, was die Rechte tut. Nun ein letzter Blick auf Ihr Manuskript. Sie sind doch hoffentlich vorbereitet? Oder muß Ihnen eine Stimme zuflüstern: “Du bist ein fauler Hund” !

Auf denn ! Schauen Sie Ihrer PPP-Gemeinde fest ins Gesicht. Am besten eignet sich der mittlere Part um die Näse. Und immer Ruhe bewahren, lieber Freund! Tief einatmen – anhalten und jetzt müßte es kommen ….. ja jetzt ….. na was ist denn ? ….. Kommt es ? ….. Kommt was ? Was kommt dennn jetzt ? ….. Sie wissen nicht weiter ? Seien Sie ganz beruhigt ! So geht es fast jedem PPP-Kandidaten am Anfang. Lassen Sie flugs ein Lied anstimmen. Zu empfehlen ist EKG 282 / alle Strophen. Und jetzt das Ganze von vorn !

W. R.

  • 1976 Die LPG “Thomas Müntzer” Biegen wird an die bestehende LPG Typ III in Jacobsdorf angegliedert.
  • 18.8.1976 Selbstverbrennung der Pfarrers Oskar Brüsewitz (1929-1976) als Protest gegen die Unterdrückung der Kirche in der DDR in Zeitz.
  • 5.9.1976 1. Dorfkirchentag in Biegen
  • 18.11.1976
Altar in die Denkmalsliste aufgenommen

Der Sandsteinaltaraufsatz wird in die Bezirksdenkmalliste aufgenommen unter Nr. 0146

  • 1977 In Biegen ist ein Betrieb der Bezirksdirektion für Straßenwesen (Straßenwärter), ein Betriebsteil der KAP Jacobsdorf und ein Gartenbaubetrieb der LPG.vorhanden.
  • 1978 Im Dachgebälk wird Schwammbefall entdeckt und ein Sanierungsplan aufgestellt. Durch Blitzschlag werden Turm und Schilfdach erheblich beschädigt, es kommt zu Feuchtigkeitsschäden im Mauerwerk. Die Kirche ist Mutterkirche, in Pillgram steht die Tochterkirche.
  • 1978 Auf die Einführung des “Wehrkundeunterrichtes” in der Schule reagiert die Kirche mit dem Programm “Erziehung zum Frieden”.
  • 1979 Die Kirchliche Waldgemeinschaft stellt Holz zur Verfügung. Der Sanierungsplan sieht Kosten von 20.000 M vor, das Institut für Denkmalspflege befürwortet den Plan, leider bleiben Schreiben an den Rat des Kreises unbeantwortet.
  • 1980 Der Generalsuperintendent Erich Schuppan (23.3.1915 – 3.9.2006) aus Eberswalde wendet sich an den Rat des Kreises, das Evangelische Konsistorium gewährt eine Beihilfe von 10.000 M. Eine Feierabendbrigade des VEB Bau Frankfurt (O) soll die Zimmermannsarbeiten durchführen auf Basis der Nachfeierabendarbeit (GBl.I 35/1975), da kein staatl. Betrieb die Arbeiten übernimmt. Die LPG stellt Werkstätten, Maschinen, Fahrzeuge und ihre Küche für die Verpflegung zur Verfügung, viele Gemeindemitglieder packen mit an.
  • 1981 – 1983 Ohne staatl. Baubilanz, aber mit Mitteln in Höhe von 25.000 M von der staatl. Denkmalpflege geht das Bauen weiter. Für ihren Einsatz werden die Ältesten vom Rat des Kreises, Abt. Kultur mit einer Prämie ausgezeichnet. Innerhalb eines Jahres spenden die Gemeindemitglieder 5.000 M und die kirchliche Baubrigade vom Evangelischen Jungmännerwerk Berlin mauert an der Südseite einen neuen Dachsims, da an dieser Stelle der Dachstuhl das Mauerwerk nach außen drückte. Das Kirchenschiff wird mit Zement – Doppelrömern neu eingedeckt. Alles geschieht unter der Anleitung von Bauingeneur Volker Haby aus Briesen.
  • 1982 – 1983 Die Dacharbeiten werden beendet und Schwammbefall in den Bänken festgestellt, darauf hin werden sie durch neuwertige aus der Gertraud – Kirche Frankfurt (O) ersetzt. Der Elektriker Schütze aus Jacobsdorf übernahm die Installationen. Zwei stilgerechte Kronleuchter und ein roter Kokosläufer (Geschenke der Partnergemeinden  Köln und Walsum) vervollständigen die Inneneinrichtung. Diese .Ausbauphase kostete 70.000 M und noch war die farbliche Innengestaltung nicht erfolgt.
nach der Schwammsanierung

nach der Schwammsanierung

  • Sonntag, Exaudi, 19.5.1985 9. Dorfkirchentag, Generalsuperintendent Richter aus Cottbus weiht die St. Nicolai Kirche wieder ein. 
Wiedereinweihung 1985

Wiedereinweihung 1985

Blick von der Pillgramer Strasse

Blick von der Pillgramer Strasse aus

Kirchturm

Kirchturm

  • 1990er Es ist weiterhin nicht möglich, den Religionsunterricht an der Schule als Unterrichtsfach durchzuführen, auch eine Wahl zwischen “Lebensgestaltung- Ethik- Religion” (LER) und dem Religionsunterricht wird nicht ermöglicht. Es wird jedoch an vielen Schulen den Religionslehrern ermöglicht, die Unterrichtsräume außerhalb des eigentlichen Schulunterrichts zu nutzen.
  • 1991 Wiedervereinigung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR mit der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
  • 8.11.1996 Ev. Kirchenvertrag mit dem Land Brandenburg, dort ist festgelegt, dass das Land die Unterhaltung kirchlicher Gebäude durch Bereitstellung eines Betrages von jährlich 3 Mio. DM unterstützt.
  • 1999 Die umfangreiche Sanierungsarbeiten beginnen unter Pfarrerin Frau Perlwitz – Böhm.

 

Quellen:

Heinrich, Gerd; Bahl, Peter (1999): Tausend Jahre Kirche in Berlin-Brandenburg. Berlin: Wichern.
*) Jerchel, Heinrich (1912): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg: tl. 6. Kreis Crossen: Deutscher Kunstverlag.
*) Neugebauer, Wolfgang (1985): Absolutistischer Staat und Schulwirklichkeit in Brandenburg-Preussen. Berlin: De Gruyter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 62).
*) Bliss, Winfried (1978): Die Plankammer der Regierung Frankfurt an der Oder.
*) Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 1983
*) Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.
*) Paul Niekammer, Güteradressbuch Band VII, Provinz Brandenburg, 1929 Leipzig
*) Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis.Berlin: Morin.
*) Martin Schulze; Wolf Bergelt (Hrsg.): Orgelhandbuch Brandenburg, Bd. 5: Oder-Spree. Verlag Freimut & Selbst, Berlin 2007
*) Ludat, Herbert (1991): Bistum Lebus. Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesischpolnischen Besitzungen.1942. Aufl. Hildesheim: Olms.
*) Wohlbrück, Siegmund Wilhelm (1829-1832): Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Berlin
*) Ludat, Herbert: Das Lebuser Stiftsregister von 1405. Studien zu d. Sozial- u. Wirtschaftsverhältnissen im mittleren Oderraum zu Beginn d. 15. Jahrhunderts.
Wiesbaden: Harrassowitz in Komm (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 9).

*) Viadrina Frankfurt (2003): Uni on. Zeitung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Nr. 39 August 2003.
*) Martin Sabrow: Der Rathenaumord – Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Weimarer Republik; München, Oldenbourg, Wissenschaftsverlag, 1994. Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, S. 92ff

1961

06.09.1961, Einschätzung der Stimmung unter den einzelnen Schichten der Bevölkerung.

Abt. Org./Kader
Sektion Information

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung unterstützt die Maßnahmen unserer Regierung vom 12.8.1961.
Aus allen Bevölkerungsschichten gibt es dazu positive Stellungnahmen. Solche typischen Stellungnahmen sind:
„Wir begrüßen die Maßnahmen unserer Regierung, weil damit den Militaristen in Westdeutschland und Westberlin ein entscheidendes Halt geboten wurde.“
„Diese Maßnahmen hätten schon viel früher kommen müssen, damit wären die Menschenhändler und Spekulanten rechtzeitig unschädlich gemacht worden.“
„Die Maßnahmen von seiten unserer Regierung waren notwendig, um endlich die Störtätigkeit von Westberlin aus zu unterbinden und den sozialistischen Aufbau in unserer Republik erfolgreich zu verwirklichen.“
„Es wurde höchste Zeit, daß den Menschenhändlern in Westdeutschland und Westberlin endlich ein Riegel vorgeschoben wurde. Niemand kann tatenlos zusehen, daß gute Facharbeiter und hervorragende Wissenschaftler abgeworben werden.“

Unter der Arbeiterklasse zeigt sich, daß unter der Führung der Partei ihre Aktivität bedeutend gewachsen ist. Das drückt sich besonders darin aus, daß die Mehrheit der Arbeiterklasse die Maßnahmen von Partei und Regierung aktiv unterstützt.
Aus allen Betrieben gibt es Zustimmungserklärungen und Verpflichtungen zur Stärkung unseres Arbeiter- und Bauernstaates, zur Störfreimachung unserer Wirtschaft von den Bonner Ultras, zur Steigerung der Produktion und zum Schutze der Errungenschaften der DDR.
Im Ergebnis der Diskussion, besonders über den Deutschen Friedensplan und die Maßnahmen unserer Regierung vom 12.8.61 und danach, schrieben viele Brigaden und Belegschaften Briefe mit Verpflichtungen und Zustimmungserklärungen an den Staatsratsvorsitzenden Gen. Walter Ulbricht.
So haben die Hochöfner aus Stalinstadt in einem Brief an den Staatsratsvorsitzenden die Verpflichtung abgegeben, den Monat August zum Monat der höchsten Planerfüllung zu machen. Die Werktätigen zogen eine Zwischenbilanz und konnten berichten, daß sie ihre Verpflichtung, im August 1961 112.175 to Roheisen zu schmelzen, am 31.8.61 um 22.00 Uhr mit 115.098 to erfüllt haben.
Die „Roten Hochöfner“ gingen neue Verpflichtungen ein und beschlossen, bis zum Tag der Volkswahlen weitere 1.000 to Roheisen über den Plan zu produzieren.
Die Brigade P e h l e von der Bauunion Frankfurt-Oder gab eine Erklärung ab, in der es heißt: „Die Maßnahmen unserer Regierung sind eine Manifestation in ihrer Einheit und Geschlossenheit, ihrer Stärke und Friedensliebe. Zu den bevorstehenden Wahlen wird sich auf Grund dieser Maßnahmen das Vertrauen der Wähler zu ihren Kandidaten noch mehr festigen. Wir befürworten die Initiative des sozialistischen Lagers zum Abschluß eines Friedensvertrages. Unsere Losung ist: ‚Am 17.9.61 geben wir unsere Stimme den Kandidaten der Nationalen Front bis 9.00 Uhr.’
Unsere Verpflichtung, bis zur Wahl 40 Stunden im NAW zu leisten.“
Diese Erklärung wurde von 9 Brigademitgliedern eigenhändig unterzeichnet.
Solche Beispiele gibt es in vielen Betrieben.
Die große Bereitschaft der Arbeiterklasse kommt auch durch zahlreiche Meldungen zur Teilnahme an der Kampfgruppe, durch vorbildlichen Dienst in der Kampfgruppe, oder der Verpflichtung, die Arbeit derjenigen Kollegen zu übernehmen, die ihren Dienst in der Kampfgruppe tun, zum Ausdruck.
Das Vertrauen der Arbeiterklasse zur Partei und ihren Maßnahmen drückt sich u.a. auch darin aus, daß im Bezirk in der Zeit vom 1.8. bis 28.8.61 80 Arbeiter (ohne die Jugendlichen) um Aufnahme als Kandidat in die Partei baten.
Es gibt Anregungen durch Parteileitungen und Gewerkschaftsorgane, das Beispiel der Brigade „Krahmann“ auch in unserem Bezirk zu verallgemeinern.
Nach dem Stand vom 28.8.61 gibt es 123 Kollektive, die nach diesem Beispiel arbeiten.
Dabei ist die Entwicklung in den einzelnen Kreisen unterschiedlich, und die Gesamt-Bewegung geht noch schleppend voran.
Die Gründe für das Zurückbleiben auf diesem Gebiet liegen in folgendem:
a) daß eine Reihe von PO und gewerkschaftlicher Leitungen mit den Brigaden, die um den Titel „Brigade der sozialistischen Arbeit“ kämpfen, in der Vergangenheit zuwenig politisch gearbeitet haben und den Brigaden nur ungenügend Hilfe bei der Verwirklichung ihrer Verpflichtungen gaben;
b) daß sowohl in einer Reihe von Parteileitungen, als auch in den Gewerkschaftsgruppen noch keine völlige Klarheit über den politischen Inhalt und damit über die große Bedeutung der Krahmann-Bewegung besteht.
c) Noch nicht alle Leitungen haben begriffen, daß nach dem Beispiel Krahmann der Inhalt der sozialistischen Wettbewerbs wesentlich verbessert werden kann, und darauf Einfluß genommen werden kann, vorhandene Planrückstände aufzuholen und den Plan in allen seinen Teilen bis zum 17.9.61 zu erfüllen. Diese aufgezeigten Schwächen zeigen sich besonders im Bereich der IG-Metall, der IG Bau-Holz und der Gewerkschaft Druck und Papier.
Ein Teil der Arbeiter sieht in den politischen Grundfragen nicht klar.
In den Versammlungen und Aussprachen gab es Unklarheiten und zum Teil negative und feindliche Äußerungen, wie z.B.:
„Warum gleich Panzer und Stacheldraht, das wäre nicht nötig gewesen“,
„die Westmächte wollen doch auch keinen Krieg“.
Das zeigt, daß ein Teil der Arbeiter die Gefährlichkeit und Aggressivität des Militarismus in Westdeutschland unterschätzt.
Eine Ursache liegt darin, daß eine Anzahl von PO und Gewerkschaftsleitungen aus Betrieben es in der Vergangenheit noch nicht genügend verstanden, das breite politische Gespräch allseitig offensiv zu führen.

Stimmung unter den Genossenschaftsbauern.
Es gibt unter den Genossenschaftsbauern nach den Maßnahmen unserer Regierung vom 12.8.61 ebenfalls eine positive Entwicklung.
Es gibt zahlreiche positive Stellungnahmen, in denen die Maßnahmen der Partei und Regierung begrüßt werden.
Diese positive Entwicklung zeigt sich besonders bei der Einbringung der Ernte, in einer Anzahl ökonomischer Verpflichtungen, wie z.B. Steigerung der Marktproduktion, vorfristige Erfüllung der Pläne, Teilnahme am Albinshofer Wettbewerb, in der gegenseitigen sozialistischen Hilfe usw.
In einem Brief an die Brigade „Otto Krahmann“ brachten die Genossenschaftsbauern der LPG Typ 1 in Lossow, Krs. Fürstenberg, zum Ausdruck, daß sie die Initiative der Brigade auf ihre genossenschaftliche Arbeit übertragen.
Sie stellten sich das Ziel: „Unsere Meßuhr muß vorgehen.“ Die Sache der LPG muß zur Sache des ganzen Dorfes werden.
Die LPG-Bauern haben den Staatsplan in Getreide bereits erfüllt. Sie riefen alle Genossenschaftsbauern unseres Bezirkes auf, ihrem Beispiel zu folgen.
Die Genossenschaftsbauern der LPG Schulzendorf, Krs. Freienwalde, haben den Plan der Marktproduktion in Getreide mit 36.- to übererfüllt und leisten gleichzeitig sozialistische Hilfe bei der Getreideablieferung für die wassergeschädigte Gemeinde Neulowin.
Nach dem Stand vom 20.8.61 beteiligen sich 280 LPG am Albinshofer Wettbewerb.
Es zeigt sich jedoch, daß die ökonomischen Verpflichtungen überwiegen, und nur vereinzelt gibt es solche Verpflichtungen, die zur Entwicklung einer guten genossenschaftlichen Arbeit, zur Durchsetzung der innergenossenschaftlichen Demokratie und der Vergütung nach dem Endprodukt sowie zur Mitarbeit in der Nationalen Front, in der Kommission usw. beitragen.
Es ist noch nicht gelungen, den Parteieinfluß durch Schaffung von PO, Kandidatengruppen und LPG-Aktivs zu verstärken.
In 206 LPG des Typ 1 gibt es weder GO noch LPG-Aktivs.
Bei einem Teil der Genossenschaftsbauern gibt es Unklarheiten und Schwankungen:
a) bei einigen ehemaligen Groß-Bauern tritt die Tendenz des Abwartens auf, sie spekulieren, daß es noch einmal anders kommt.
b) Noch nicht alle Austrittserscheinungen sind überwunden.
c) Noch nicht allen in LPG des Typ 1 wird die genossenschaftliche Arbeit durchgeführt.
d) Es gibt Tendenzen der Zurückhaltung von landwirtschaftlichen Produkten und der Nichterfüllung der Pläne der Marktproduktion, besonders bei Getreide, wie z.B. in Friedrichswalde, Krs. Ebw. und in Manschnow, Krs. Seelow.
e) bei einem Teil der LPG-Bauern drückte sich das Wirken der RIAS-Parolen in den Angsteinkäufen aus.
Die typischen Argumente zu den Maßnahmen unserer Regierung waren die gleichen wie bei der Arbeiterklasse.
Es gab vereinzelt Beispiele, daß Genossenschaftsbauern provokatorisch auftraten.

Stimmung unter den Mittelschichten.
Die Handwerker und Gewerbetreibenden sind noch nicht allumfassend in die Wahlbewegung einbezogen worden. Erst in den letzten Tagen wurde verstärkt mit ihnen gearbeitet.
In Fortsetzung der Aussprachen mit dem Mittelstand kommt zum Ausdruck, daß auch sie immer mehr die Notwendigkeit der eingeleiteten Maßnahmen unserer Regierung erkennen. So gibt es gute Beispiele, wie die der Handwerker aus Frankfurt-Oder, die sich in einem Brief an den Staatsratsvorsitzenden wandten, ihre treue Verbundenheit zum Arbeiter- und Bauernstaat zum Ausdruck brachten und sich verpflichteten, zusätzliche Konsumgüter im Werte von 120.- TDM zu produzieren. Für 88,- TDM wurden Verpflichtungen für zusätzliche Reparaturen und Dienstleistungen übernommen. Hiervon wurden bereits 71 % erfüllt. Auf einem Forum brachten die Handwerker zum Ausdruck, daß sie ihre Perspektive im Sozialismus klar erkannt haben.
Auf einer Wählervertreter-Konferenz in Fürstenberg brachte der Kollege Teichert von der Maler-PGH „Drei Schilde“ zum Ausdruck, daß die Wähler gemeinsam mit ihren Abgeordneten für die sozialistische Zukunft kämpfen werden.
Mit 50.- TDM wollen die Maler in diesem Jahr ihren Produktionsplan übererfüllen.
Die PGH des dienstleistenden Handwerks unternehmen zurzeit große Anstrengungen, um Reparaturen und Dienstleistungen im Rahmen der ökonomischen Friedensfahrt, des Gütezeichens „Q“ und der tausend kleinen Dinge noch weiter zu verbessern. So wurde z.B. in Stalinstadt in allen PGH der Ministerratsbeschluß vom 12.8.61 diskutiert. Im Ergebnis der Diskussion und zur Unterstützung der Wahlen verpflichtete sich die Gruppe Schneider, für 20.- TDM zusätzlich Konfektions-Artikel, besonders Kinderbekleidung herzustellen.
Solche Beispiele gibt es auch in anderen Kreisen. Breiten Raum in der Diskussion nehmen aber nach wie vor die ökonomischen Probleme ein, wie z.B. Forderung nach Arbeitskräften, Material-Fragen usw. In den Wählervertreter-Konferenzen und Rechenschaftslegungen kam zum Ausdruck, daß die Beteiligung der Mittelschichten verhältnismäßig schwach ist und sie auch in der Diskussion ungenügend auftraten. Das ist ein Ausdruck dafür, daß die KL der Partei, die Ausschüsse der Nationalen Front, die Organe der staatlichen Verwaltung und die Block-Parteien noch nicht genügend das politische Gespräch mit den Angehörigen des Mittelstandes entwickelt haben.
Der Einfluß der Partei durch die Grundorganisationen und ein Einfluß der Gewerkschaften ist in den PGH noch schwach entwickelt.
Ein großer Teil der Einzelhändler verhält sich passiv und abwartend. Provokatorische Äußerungen traten nur vereinzelt auf.
So brachte z.B. der Schreibwarenhändler Rischke aus Frankfurt-Oder zum Ausdruck: „Wenn wir freie Wahlen in ganz Deutschland zulassen würden, dann wäre die Gefahr gebannt.“
Das Argument der freien Wahlen trat besonders unter den Angehörigen der Mittelschichten auf.

Stimmung unter der Jugend
Die Arbeit unter den Jugendlichen hat in der letzten Zeit einen größeren Aufschwung genommen. Das ist besonders darauf zurückzuführen, daß mit dem Kampfaufruf des Zentralrates der FDJ und in Vorbereitung der Wahlen durch die PO und durch die FDJ-Grundeinheiten eines größere Aktivität zu verzeichnen ist.
Der aktive Kern der FDJ leistet bei der Durchführung des Kampfaufrufes eine große Arbeit.
Die Durchführung des Aufgebotes hat gezeigt, daß es dort Erfolge gibt, wo wir richtig mit der Jugend darüber sprechen.
Die Mehrheit der Jugendlichen stellen sich auf die Seite unseres Arbeiter- und Bauernstaates. Das drückt sich vor allem in der Bereitschaft zur Verteidigung unserer Republik aus. Mit dem Stand vom 30.8.61 haben bisher 1.055 Kampfappelle der FDJ stattgefunden (in 90,4 % aller Grundeinheiten.)
An diesen Kampfappellen haben 29.585 Freunde teilgenommen.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 3.356 Jugendliche für den Dienst in den bewaffneten Organen unserer Republik gewonnen. Davon sind 637 Reservisten und 37 hauptamtliche Funktionäre.
Vom 13.8.61 bis 28.8.61 baten 274 Jugendfreunde um Aufnahme in die Partei der Arbeiterklasse.
Viele Jugendliche stellten sich auch den Ordnungsgruppen oder den Kampfgruppen zur Verfügung.
Die Bereitschaft der Jugendlichen drückt sich auch in vielen ökonom. Verpflichtungen in Industrie und Landwirtschaft und in der Teilnahme zur Bergung der Ernte aus.
Die Brigade des Jugendhochofens 4 in Stalinstadt verpflichtete sich, den Monat August 1961 mit 400,– to über den Staatsplan abzurechnen.
Die Jugendlichen der LPG Döbberin, Krs. Seelow, wollen dafür sorgen, daß ihre LPG täglich 250 kg Milch mehr abliefert.
Im Krs. Bernau waren am vergangenen Wochenende 318 Jugendfreunde zur Bergung der Ernte in den LPG tätig.
Solche Beispiele gibt es in allen Kreisen.
Viele Jugendliche wandten sich in Schreiben und Zustimmungserklärungen an den Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht, wie z.B. die Studenten der Forstfakultät Eberswalde, die ihre Treue zum Arbeiter- und Bauernstaat zum Ausdruck brachten, wobei sich 34 Studenten sofort bereit erklärten, ihren Dienst in der NVA aufzunehmen. Die Studenten verpflichteten sich weiter, ihre Stimme am 17.9.61 bis 9.00 Uhr […]
Oder die Jugendlichen der MTS-Spezialwerkstatt Müncheberg, wo sich 36 sofort bereit erklärten und 33 nach Abschluß ihrer Lehre ihren Dienst in der NVA aufnehmen.
Die mit den Jugendlichen geführten Aussprachen zeigen aber auch, daß ein Teil von ihnen noch nicht den Kampfaufruf des Zentralrates der FDJ verstanden hat, daß sie keinen Klassenstandpunkt haben.
Im Vordergrund der Ablehnung des Eintrittes in die bewaffneten Organe stehen im wesentlichen solche Argumente:
– Der Eintritt in die bewaffneten Organe schränkt unsere persönliche Freiheit ein –
– freiwillig gehen wir nicht, führt die Wehrpflicht ein, dann sind wir bereit –
– wir nehmen keine Waffe in die Hand, denn wir wollen nicht auf Verwandte schießen, wenn alle Arbeiter kein Gewehr in die Hand nehmen, kann niemand Krieg führen. –
Diese Argumente resultieren hauptsächlich daraus, daß viele Jugendliche die Gefährlichkeit des westdeutschen Militarismus unterschätzen, dem Einfluß des Klassengegners durch RIAS- und Westfernsehen ausgesetzt waren, ihnen die Erfahrungen des Klassenkampfes fehlen und sie diese Erfahrungen in der Vergangenheit durch die ältere Generation nur ungenügend vermittelt erhielten.
Das zeigt, daß die klassenmäßige Erziehung der jungen Generation noch nicht in Ordnung ist.
Wir sind in der klassenmäßigen Erziehung über den Rahmen des sozialistischen Jugendverbandes im wesentlichen nicht hinausgekommen.
Bei vielen Jugendlichen sind die Begriffe – Patriotismus, Freiheit, Vaterland – u.a. klassenmäßig nicht klar.
In einigen Aussprachen mit Jugendlichen gab es feindliche Auffassungen.
So sagte der Ing.-Praktikant Prochnow von der Fa. Beuchelt u. Co. in Frankfurt-Oder zum Eintritt in die NVA: „So etwas kommt für mich gar nicht in Betracht. Ich bin hochqualifizierter Facharbeiter, wo bleibt die Hilfe des sozialistischen Lagers? Soll doch die SU helfen, dann brauchen wir das nicht zu tun.“
Der Jugendfreund Ewald, erweiterte Oberschule Eberswalde, sagte in der Mitgliederversammlung der FDJ. „Als Sohn eines Intelligenzlers bin ich über die Zwangsmaßnahmen der FDJ empört. Was hat das mit Überzeugung und Freiheit, die uns laut Verfassung garantiert sein soll, zu tun, wenn Ordnungsgruppen der FDJ Koffer-Radios von Jugendlichen vernichten, die auf den Straßen Westsender hören.
Ich kann dem Staat mehr bei einer wissenschaftlichen Arbeit, zu der ich mich berufen fühle, geben, als bei den bewaffneten Kräften.“
Der Jugendfreunde Buggisch aus Seelow: „Ich gehe nicht zur Armee, und wenn Ihr mich einsperrt. Macht eine Stunde die Grenze auf, und ich bin weg.“
Im Kraftwerk Finkenheerd legten einige FDJ’ler während der Diskussion über den Eintritt in die NVA ihr FDJ-Dokument auf den Tisch und erklärten ihren Austritt. So z.B. der Jugendfreund Klaus Herta, der dazu sagte: „Provokateure kann ich nicht prügeln, deshalb bin ich mit diesen Maßnahmen nicht einverstanden. Ich bind nicht bereit, zur NVA zu gehen und möchte auch nicht mehr Mitglied der FDJ sein.“
In einigen Fällen zeigt sich, daß verantwortliche Funktionäre sich nur ungenügend mit den Problemen der Jugend und der Jugendlichen befassen.
So äußerte sich z.B. der Direktor der Papierfabrik Schwedt, Gen. Kluge, als sich der FDJ-Sekretär an ihn wandte: „Ich habe keine Zeit, komm am Montag wieder.“
In der Mitgliederversammlung der FDJ in den Mühlenwerken Müllrose, auf der der Betriebsleiter Gen. Jurk zu den Jugendlichen sprach, wurde er vom Parteisekretär unterbrochen, der u. a. sagte: „Ich habe schon früher 12 Stunden gearbeitet, und muß es auch heute noch. Auch die Waffen, welche bei uns hergestellt werden, schießen westdeutsche Arbeiter tot. Diese Arbeiter kämpfen auch nur um das tägliche Brot.“
Auf Grund dieser Diskussion konnte auch kein Ergebnis bei den Jugendlichen erzielt werden. Die durchgeführten Jungwählerversammlungen zeigen, daß man größeren Wert auf eine richtige politische Vorbereitung legen muß.
In den Gemeinden Gosen und Falkenberg, Krs. Fürstenw., sind die Jungwählerversammlungen ausgefallen.

Stimmung unter der Intelligenz
Von allen Teilen der Intelligenz hat die Mehrzahl der Angehörigen der techn. Intelligenz eine klare Position zu den Maßnahmen unserer Regierung vom 13.8.61.
Diese klare Position kommt in öffentlichen Stellungnahmen und in einer engen kameradschaftlichen Zusammenarbeit mit den Arbeitern zur Störfreimachung unserer Wirtschaft und zur Planerfüllung zum Ausdruck.
In vielen Betrieben arbeiten Angehörige der techn. Intelligenz gemeinsam mit den Arbeitern in den sozialistischen Gemeinschaften.
Seit dem 13.8.61 wurden weitere sozialistische Arbeitsgemeinschaften mit einer klaren Aufgabenstellung gebildet.
So beschleunigt z.B. eine Arbeitsgemeinschaft im Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) die Überleitung von Neuentwicklungen in die Produktion.
Vereinzelt zeigt sich bei einem Teil der Angehörigen der techn. Intelligenz eine abwartende Haltung. Das trifft z.B. für die Intelligenz im VKB Kranbau Eberswalde zu.
Ein Teil der Angehörigen der techn. Intelligenz zeigt eine ablehnende Haltung. Das drückt sich in solchen Argumenten aus wie: „Die Maßnahmen der Regierung sind zu hart, die Westmächte wollen doch auch keinen Krieg.“
„Was ist das für eine Freiheit, wenn Stacheldraht durch Berlin gezogen wird und wir nicht mehr ungehindert dort hinfahren können.“
Von der wissenschaftlichen Intelligenz liegen ebenfalls einige positive Stellungnahmen vor, wie z.B. von Prof Dr. Gillwald und Dr. Jeuthe von der Forstfakultät Eberswalde.
In einer Parteiversammlung vor dem 13.8.61 gab es hier in der Diskussion zum Deutschen Friedensplan große Unklarheiten und zum Teil feindliche Auffassungen.
Viele Angehörige der med. Intelligenz, wie die Seelower Ärzte, wandten sich in einem Schreiben an den Genossen Walter Ulbricht und brachten ihr Vertrauen und die Anerkennung für die von der Regierung der DDR veranlaßten Maßnahmen zur Sicherung des Friedens zum Ausdruck.
Auf einem Forum im Klub der Intelligenz in Eberswalde wurde lebhaft und mit großer Gründlichkeit über die Lebensfragen der Deutschen Nation diskutiert.
Der Eberswalder Arzt, Dr. med. Zwerg, der vor einiger Zeit aus Westdeutschland in die DDR übersiedelte, überzeugte die Gesprächsteilnehmer durch eine klare Beweisführung.
Aus eigener Kenntnis der Dinge stellte er den Charakter des militaristischen Bonner Staates dar und verwies auf die seit Jahren betriebene psychologische Kriegsvorbereitung. Er betonte, daß er ebenfalls nach Bekanntwerden der Maßnahmen unserer Regierung eine zeitlang Zweifel hatte, heute aber überzeugt sei, daß diese Maßnahmen notwendig sind, weil sie dem Frieden nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt dienen.
Im wesentlichen trifft diese Einschätzung auch für die veterinär-med. Intelligenz zu. Dabei zeigt sich, daß viele von ihnen bereits in sozialistischen Arbeitsgemeinschaften mit Genossenschaftsbauern und Angehörigen der Land-Intelligenz (Agronomen u.a.) eng zusammenarbeiten.
Es gibt eine Reihe von Angehörigen der med. Intelligenz, die sich jeder politischen Stellungnahme enthalten und nur ihre fachliche Arbeit sehen.
So erklärte der Dr. Lichtenstein, Bernau: „Ich möchte mich nicht zu Dingen äußern, die ich nicht beurteilen kann. Wenn die Regierung solche Maßnahmen beschließt, dann wird sie, so wollen wir hoffen, ihren Grund dafür haben.“
Ein weiterer Teil der med. Intelligenz bringt in Gesprächen und Diskussionen ihre Ablehnung zu den Maßnahmen der Regierung zum Ausdruck. So z.B. Dr. Lehnert vom Landambulatorium Letschin, Kreis Seelow, der sagte: „Es ist doch eine verdammte Schweinerei, daß mitten durch Berlin Stacheldraht gezogen wird und Betonpfähle errichtet wurden. Das hat nichts mehr mit Demokratie zu tun und ist eine Behinderung der persönlichen Freiheit der Bürger.“
Ein offenes, feindliches Auftreten zeigt auch der Ehem. Gen. Dr. Holz vom Bezirkskrankenhaus Frankfurt (Oder) in einer Gewerkschaftsversammlung. Er brachte sinngemäß folgende Argumente: „Unsere Wahlen sind nicht demokratisch, freie Wahlen mit gesamtdeutscher Liste wären angebracht. Bei uns geht alles drunter und drüber. Die Pläne werden nicht erfüllt, weil unfähige Menschen an leitenden Stellen sitzen. R.-Fluchten wären darauf zurückzuführen, daß die Menschen sich für ihr Geld nicht das kaufen können, was sie wollen.“
Holz wurde inzwischen aus der Partei ausgeschlossen.
In einer Auseinandersetzung mit Dr. Holz in einer Gewerkschaftsversammlung distanzierten sich alle Schwestern von der Haltung und Meinung Dr. Holz. Sie brachten u.a. zum Ausdruck, daß sie bisher eine hohe Meinung von seinem fachlichen Können hatten, aber tief erschüttert sind über seine Haltung zu den wichtigsten Fragen unserer Politik. Alle Schwestern verurteilten das Verhalten als unmoralisch und unverantwortlich. Am Schluß dieser Beratung unterschrieben alle eine Erklärung, in der sie ihre Treue zur DDR zum Ausdruck brachten und sich verpflichteten, durch vorbildliche Arbeit auf der Station dieses zu beweisen.
In den letzten Tagen fanden in allen Kreisen Parteiaktivtagungen mit allen Genossen Lehrern und Kreislehrer-Konferenzen zur Vorbereitung des neuen Schuljahres statt. Es zeigt sich, daß der überwiegende Teil der Lehrer in die Wahlbewegung einbezogen wird.
Es liegen zahlreiche Treue-Bekenntnisse zur Republik und den Maßnahmen unserer Regierung aus den Kreisen der Lehrer vor. Auf den Kreis-Lehrer-Konferenzen wurde zu den politischen Fragen Stellung genommen, in deren Ergebnis Willenserklärungen abgegeben wurden, die Verpflichtungen zur Verteidigung der Heimat, des Einsatzes der Lehrer zu Wahlen, der gründlichen Vorbereitung und Durchführung des neuen Schuljahres sowie die Gewinnung von Jugendlichen zur NVA beinhalten.
Bei einigen Lehrern gab es Schwankungen und Zurückhaltungen. Auf der Kreislehrer-Konferenz in Fürstenwalde wurde eine Entschließung zur Diskussion gestellt, wonach sich alle Lehrer im Alter von 18 – 23 Jahren verpflichten, ihren Ehrendienst in der NVA abzuleisten, und die Älteren, an Reservisten-Lehrgängen teilzunehmen.
Trotzdem in den Diskussionen dazu keine Stellung genommen wurde, zeigte sich bei der Abstimmung, daß 5 Lehrer dagegen stimmten, die an der Oberschule 1 in Fürstenw. tätig sind.
Auf der Aktivtagung der Lehrer in Beeskow wurde zu den Maßnahmen der Regierung vom 12.8.61 in der Diskussion überhaupt nicht gesprochen.
Die Arbeit mit der Intelligenz durch die N.F. hat sich in den letzten Tagen verstärkt. Es wurden größere Anstrengungen unternommen, um alle aus der pol. Situation auftauchenden Fragen zu klären.
Trotzdem ist die Anzahl der Aussprachen und ihr Ergebnis noch nicht befriedigend.

Christliche Kreise:
Einige Pfarrer und christliche Persönlichkeiten unseres Bezirkes gaben positive Stellungnahmen zu den Maßnahmen unserer Regierung ab und stellen sich hinter den Wahlaufruf der Nationalen Front, wie z.B. die Pfarrer Buttgereit – Freienwalde, Philipp – Alttrebbin, Kreis Seelow, Müller – Fürstenberg, Prediger Rinder – Frankfurt (Oder), Kollege Boesel, Leiter der Industrie und Handelskammer im Bezirk.
Durch Aussprachen mit christlichen Bevölkerungskreisen wurden einige Erfolge erreicht.
Beispielsweise nahmen Studenten der DASR „Walter Ulbricht“ an einer Aussprache im Internat des evgl. Krankenhauses Woltersdorf teil, klärten eine Reihe auftretender Fragen und konnten feststellen, daß die Teilnehmer zum Abschluß für die Erhaltung des Friedens und die Obrigkeit, denen sie Untertan seien und deren Willen sie auszuführen bereit seien, beteten.
Aus allen Kreisen mehren sich die Beispiele dafür, daß Pfarrer gegen die Wahl arbeiten, indem sie z.B. die Kandidatur von Kirchenratsmitgliedern verhindern, die Teilnahme der christlichen Bevölkerung an Wahlveranstaltungen durch zur gleichen Zeit angesetzte Gottesdienste u.a. kirchliche Veranstaltungen einschränken und durch teilweise versteckte oder offene Stimmungsmache gegen die Wahl die christliche Bevölkerung beeinflussen.
Einige Pfarrer sind offen reaktionär.
So sagte z.B. der Pfarrer aus Oderberg in einer Predigt sinngemäß: „Früher trugen viele die Braunhemden, die haben sie alle ausgezogen. Jetzt haben schon einige das rote Hemd ausgezogen, es werden noch mehr werden.“
Superintendent Boche aus Eberswalde erklärte: Panzer und Konzentrationen von Soldaten an den Grenzen hätten noch nie zu einer friedlichen Lösung von Konflikten geführt. Die Maßnahmen seien übereilt, und als Christ könne er sie nicht gutheißen. Der 13.8.61 ist ein schwarzer Tag in der Geschichte des deutschen Volkes.
Superintendent Wachholz aus Frankfurt (Oder) brachte in seiner Predigt am 13.8.61 eine offene Hetze gegen den Genossen Walter Ulbricht zum Ausdruck und bezeichnete Hitler und Eichmann als unschuldig.
Dieser Beeinflussung entsprechend sind die streng christlichen Bevölkerungskreise noch sehr zurückhaltend in der Wahlvorbereitung.
Eine Einschätzung der Tätigkeit der jungen Gemeinde ist nicht möglich, da uns hierüber Informationen überhaupt nicht vorliegen.

In den letzten Tagen zeigte sich, daß durch die politische Aktivität der Partei, besonders durch die Ansprachen des Gen. Walter Ulbricht, unter allen Schichten der Bevölkerung in vielen Fragen Klarheit geschaffen wurde.
Viele Menschen, die zu Beginn der Maßnahmen unserer Regierung am 13.8.61 zweifelten oder Unklarheiten äußerten, erkennen heute die Zusammenhänge schon besser und äußerten sich positiv.

Verteiler:
Gen. Mückenberger
Gen. Held
Gen. Rehner
Gen. Buchholz
Gen. Leppin
Gen. Meyer
Gen. Kipsch
Gen. Meier, ZK
Gen. Preuss
Gen. Henze, S.
Gen. Gräfrath, Agit.Prop.
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Quelle : ZIS – Zeitgeschichte Informations System