Geschichte der Briesener Kirche III

Abriss der Geschichte der Briesener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil III  seit Beginn des 20. Jahrhunderts

 

  • 1904
Schule Briesen, heute Ärztehaus

Briesen erhält einen Schulneubau, welcher auch Lehrerwohnungen beinhaltet.

  • 5. 12. 1906 Die Fürstenwalder Zeitung berichtet von dem seltsamen Verlauf der Trauung bei der Besitzerfamilie Kalisch. Die Hochzeitsgesellschaft hatte sich um 15 Uhr versammelt und durchwatete die schlechte Straße, um dann vom Kantor Pfannenschmidt an der Kirchentür zu erfahren, das der Pastor nicht eingetroffen war. Die gesamte Gesellschaft wurde nach Hause geschickt und wartete mehrere Stunden auf das Eintreffen des Pfarrers. Gegen 18 Uhr sahen einige der Gäste, welche vor die Tür gegangen waren, die Kutsche des Pastors “hergerasselt kommen”. Er hielt jedoch nicht, sondern fuhr direkt zur Kirche, wo er jedoch niemanden vorfand.
  • um 1908
um 1900

Dorfplatz, im Hintergrund links der Kirchturm, Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf

  • 1914-1918 Das erste im Briesener Kirchenbuch verzeichnete Opfer des Krieges ist der in Briesen beigesetzte und am 14. September 1914 in Frankreich gefallene Landwirt und Unteroffizier Traugott Jeske. 1915 sind unter anderen die Ersatzresevisten Otto Kalisch und Paul Grund, der Gardefüsilier Paul Schramm und der 20-jährige Kriegsfreiwillige Werner Topp aus Kersdorf aus dem Forsthaus an der Flut den „Heldentod gestorben“. Werner Topp fiel in Russland und wurde dort auch beerdigt. Kurz vor Ende des Krieges fiel der Musketier Karl Schneider aus Kersdorf mit nur 19 Jahren.
Gefallene des 1. Weltkrieges in Briesen

Gedenkstein der Toten 1914-1918

  • 1.11.1918 Die 20 Toten des Eisenbahnunglücks wurden in der Briesener Kirche aufgebahrt.
Kirche mit Kriegerdenkmal

Beilage zur Vossischen Zeitung Nr. 361 von 2.11.1918

  • um 1921
Kirche mit Kriegerdenkmal

Kirche mit Kriegerdenkmal

  • 30. 10. 1921 Am 30. Oktober 1921 wird in Kersdorf der „Gedächtnisplatz unserer im Weltkriege Gefallenen“ eingeweiht. Die Feier beginnt mit Musik „Wir treten zum Beten“. Pfarrer Wapler und Lehrer Schippke halten eine Ansprache, ein Oberstleutnant Sellier eine Weiherede. Der Männerchor singt „Heldenklage“ und „Ruhet in Frieden“. Es gibt eine Kranzniederlegung. Neben anderen sind auch Herr Gruschke und Fräulein M. Grunow und an der Feier beteiligt.
  • Juli 1924 Die örtliche Glashütte spendet für der Kirche für die je 8 unteren Fensterscheiben gelbe Pressglasscheiben
  • ab 1929 Die Gemeindemitglieder sammeln Spenden zur Sanierung der Kirchenorgel.
  • 1931 eingekircht ist Waldschlößchen
  • 25.4.1933 Die Kirche erhält eine eigene Kirchenfahne.
  • 6.7.1933 Zeitung, Kirchenamtliches: “Gemäß der amtlichen Verfügung führen sämtliche Geschäfte der aufgelösten Körperschaften jeweils zusammen mit dem Pfarrer bis auf weiteres … in Briesen der bisherige Aelteste”
  • 1937 – 1938 zum 100. Jahrestag der Kirchweihe wird der Außenputz erneuert

Bahnhof vor 1938

Briesen vor 1938

  • 1939 Ein Lager für jüdische Zwangsarbeiter wird in Kersdorf eingerichtet, zu den Nutznießern dieser Zwangsarbeit gehörte leider auch die evangelische Kirche, da die Zwangsarbeiter auch in Waldbeständen der Kirche arbeiten mussten. Nach Berichten von Heinz Jacoby erhielten sie für ihre Arbeit 60 – 80 RM im Monat, im Juni 1943 wurde die Deportation ins KZ Theresienstadt von Himmler angeordnet.

Briesen um 1940

  • 1942 die Preger – Glocke geht “verloren”
  • 1946 Es werden 138,4 ha um Briesen, 69 ha Waldzulage aus Petersdorf und 125 ha Wald bei Alt Madlitz enteignet, 5 Umsiedler erhalten 26,2 ha Land.
  • seit 1946 der zuständige Superintendent hat seinen Sitz in Frankfurt (O)
  • 1950 eingekircht sind Kersdorf und Kersdorfer Schleuse, außerdem An der Fluth, Ballhornsruh, Fluthkrug, Frankfurter Niederlage und Marienhof
  • 1951 die Konfirmationen führt Pfarrer Lipski durch
  • 1954 – 1957 die Konfirmationen führt Pfarrer Krüger – Haye aus Biegen durch, er lässt den Altar mit Eichenholz ummanteln
  • 1958 – 1967 Der Pfarrer Walter Baaske aus Jacobsdorf übernimmt die Konfirmationen und lässt Renovierungsarbeiten in der Kirche durchführen – u. a. werden die Fensterrahmen mit Eiche erneuert und antik verglast, die Seitenempore und der Altar entfernt. Die hohe Kanzel, einst am Ostgiebel, wird ersetzt durch eine eichene an der Nordseite und auch der neue Altar besteht nun aus dem selben Holz.
  • 27.04.1958 Die Briesener Konfirmanden von 1958. Gernot Alter, Helga Bresicke, Bernd Erdmann, Werner  Feister, Adelheid Fürstenberg, Christa Grund, Isolde Henseler, Eckerhard Kalisch, Manfred  Lück, Peter Merkel, Helmut Missekewitz, Klaus Sattelberg, Rainhard Scheel, Klaus Schirrnick,  Werner Seibt, Burckhard Schmolling, Günter Schönebaum, Peter Schubert, Peter Sommer, Ursula Theis, Peter Thorwirt.
Konfirmation 1958 Briesen

Foto Gemeindebrief 2/2008

  • 1964 die Kirche erhält eine 2. Glocke “O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort.”
  • 1978 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 1993 – 1994Generalinstandsetzung der Kirche unter Pastorin Frau Perlwitz-Böhm: Altar und Kanzel – nun in weiß neu erbaut- kehren an ihren ursprünglichen Platz zurück. Original sind zum Zeitpunkt der Instandsetzung nur der Taufstein, das Kruzifix und die Altarleuchter aus der Zeit von 1838 erhalten. Das Läutwerk wird umgebaut, eine Elektroheizung installiert, die Fassade und das Dach erneuert. Der “Echte Hausschwamm” sprengte alle Kalkulationen und Zwang zur nicht erwarteten Gebälksanierung, so dass zum Schluss die enorme Summe von 700.000,- DM aufgewendet werden musste, um die Kirche im alten Glanz erstrahlen zu lassen, allein 460.000,- DM brachte die Kirchgemeinde auf.
  • 18. Sonntag nach Trinitatis, 2.10.1994 Erntedanksonntag, die Wiedereinweihung der Kirche durch Superintendent Christoph Bruckhoff, er sagte in seiner Predigt: “Trotz klein gewordener Gemeinde gehöre die Kirche – auch im übertragenen Sinne – mitten ins Dorf.”
  • Juni 1999 die Orgel wird rekonstruiert
  • 2005 Gründung des Posaunenchors Briesen mit 8 Kindern und Jugendlichen
  • 16.7.2007 Der langjährige Chorleiter Johann Kreuzig verstirbt.
  • 2008 Die fünfundachtzigjährige Frau Kreuzig spendet der Kirchengemeinde eine neue Altardecke. Diese wurde von ihr genäht und mit selbst angefertigter Klöppelspitze eingefasst. 
  • 31.08.2008 auf dem Kirchplatz wurde zur Erinnerung und Mahnung an die Toten ein Denkmal eingeweiht

  • 19.10.2008 Goldene Konfirmation
Goldene Konfirmation

mit freundlicher Genehmigung MOZ vom 30./31.10.2008, zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken

  • 12.07.2009 Dorfkirchentag

für weitere Ansichten bitte auf das Bild klicken

  • 18.10.2009 Goldene und diamantene Konfirmation

Von links nach rechts: Pfarrer Althausen, Elfriede Hanik, Erika Schulz, Heinz Baensch, Gerhard Sostak, Karl-Heinz Purps
Foto: Gemeindebrief 10/2009

  • 25.4.2010 Jubelkonfirmation

Vor 50 Jahren und mehr konfirmiert wurden:
Waltraud Althausen, Renate Ballhorn, Edelgard und Manfred Blum, Regina Budack, Sieglinde Jurgeleit, Ingrid Klebe, Ilse Kockjoy,
Käthe König, Ursula und Helmut Kosch, Brigitte Krakow, Ursula und Joachim Lück, Harry Neumann, Christa Schulz, Hermann Skott, Charlotte Tiersch, Dieter Vogel, Dorit Ziedler.
Leider konnten nicht alle damaligen Konfirmanden auf dem Foto sein.
Foto: Gemeindebrief 13/2010

  • 22.05.2011 Goldenen und Diamantenen Konfirmation (1961 und 1947 konfirmiert)

Karin Much (Dommenz), Bernhard Elgner, Wolfgang Noske, Monika Fuhrmann (Kania), Christel Otto (Siebke), Erika Wagner, Günther Ballhorn, Eckhard Hesse, Rudi Schlupp, Helga Blume (Kupp), Waltraud Schmidt (Vogel)
Foto: Gemeindebrief 19/2011

  • Pfingstsonntag, 12.06.2011

Konfirmanden Arian Gerlach aus Briesen und Alexander Schönrock aus Jacobsdorf
Foto: Gemeindebrief 19/2011

  • 27.05.2012

Konfirmation von Julian Pohlmann
Gemeindebrief 25/2012

  • 4.6.2013 Dorfkirchentag in Briesen
  • 22.9.2013 Jubelkonfirmation von links): Reinhard Witte, Evelyn Gosdschan (geb. Evert), Peter Bläske, Reinhard Wenzel, Pfr. i. R. Baaske, Jürgen Noske, Sabine Hecke (geb. Firl), Doris Czachurski (geb. Rösgen), Gudrun Simon (geb. Schwierz), Klaus-Dieter Schmidt, Ingeburg Voss (geb. Lilienthal), Gertrud Acker, Brigitte Sand (geb. Otto), Pfr. Andreas Althausen, Irene Wolf (geb. Fanta), Edith Heinicke (geb. Jatter).
Jubelkonfirmation

Gemeindebrief 33/2013

  • 8.5. 2014
Konfirmation

Am Pfingstsonntag wurde Brian Gene Tromm konfirmiert.
Gemeindebrief 37/2013

  • 12.10. 2014 Jubelkonfirmation
Jubelkonfirmation

Auch Pfr. i. R. Walter Baaske, der viele der Anwesenden in seiner Amtszeit von 1957 bis 1967 als
in Jacobsdorf und Briesen konfirmiert hatte, und seine Frau Annemarie, waren dabei.
Gemeindebrief 10/2014

  • 11.10. 2015 Jubelkonfirmation
Jubelkonfirmation

Auch Pfr. i. R. Walter Baaske, der viele der Anwesenden in seiner Amtszeit von 1957 bis 1967  in Jacobsdorf und Briesen konfirmiert hatte, war dabei.
Gemeindebrief 2/2016

  • 7.10.2018 Goldene Konfirmation des Jahrgangs 1967/1968, anwesend waren auch die beiden Pfarrer, von denen die Jugendlichen vor 50 Jahren konfirmiert wurden: Pfarrer Ekkehard Runge war von 1960 bis 1968 für Biegen und Pillgram und Pfarrer Walter Baaske von 1957 bis 1967 für Briesen und Jacobsdorf zuständig.
Jubelkonfirmation

Gemeindebrief 16/2018

Volker-Willi Haby, MOZ 26.01.2021

Pillgramer Kirchgeschichte I

Abriss der Geschichte der Pillgramer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil I  seit der Bronzezeit bis zum Ende des 16. Jahrhunderts

 

  •   2200 v. Chr.– 800 v. Chr.  Pillgram war schon in der Bronzezeit eine Siedlungsstelle, wie Funde u. a. im Garten des Weinbergschen Büdnerhauses und in der Umgebung belegen.
Fundstücke Bronzezeit Pillgram

bei der Abfuhr der Steine des Eichberges fanden sich u.a. Hals- und Armringe, ein Messer und eine Sichel

  • 11. Jh. erste Siedler (Funde aus der jungslawischen Zeit)
  • 1237 mussten die Markgrafen zusagen, jede neugegründete Kirche mit 4 Hufen auszustatten, so entstanden innerhalb weniger Jahre Dörfer mit gleicher Hufenzahl dicht beieinander liegend kurz nach dem Erwerb des Landes Lebus durch die Markgrafen von Brandenburg und das Erzbistum Magdeburg (um 1250)
  • 1253 Vordringen der askanischen Markgrafen. Verlegung des Handelsweges auf eine südlicher gelegene Linie MünchebergFrankfurtPosen.  Entlang dieser Linie: Gründung von neuen Siedlungen, Pilegerinne mit 64 Hufen, der Lokator Heinriche Pilegerinne soll der Dorfgründer gewesen sein. Namensschwester ist die tschechische Stadt Pilgram (Pelhřimov), 1225 gegründet durch den Bischof Pelegrin(us).
  • 1319 Erwähnung von “Pillgerinne”, ein Heinriche Pilgerinne wird in Guben erwähnt, auch Heinrich Pilgerim
Fundstücke Bronzezeit Pillgram

1.9.1319 Erwähnung des Heinrich Pilgerim

  • vor 1399 – nach 1460 Lehnträger ist Herman Boetil (Boytel, Beutel, Botel) von Pilgerim (ein Hans Boytel wird in einer Urkunde vom 11.12.1419 erwähnt), die Familie war ursprünglich im Barnimschen begütert. Der Stamm erlosch Ende des 18. Jh.
  • 1400 “pillgerim” (Urkunde der Kartäuser) hat noch immer 64 Hufen, davon gehören dem Pfarrer 4 Hufen Land (pillgerim, mittelhochdeutsch: pilgerim -> Wallfahrer, germanisch: walon -> wandern, umherziehen) 
  • 1405 die Pylgerimer Kirche ist Mutterkirche, ein rechteckiger Granitquaderbau.“Pillegrim” in einer  Urkunde des Hochstifts Lebus hat 64 Hufen, der Pfarrer 4. “ad sedem Selivensem et prope Franckenfordiam” wird vermerkt. Es mussten jährlich 4 Talente als Cathedratikum an den Bischof abgeführt werden.
  • 1415 – 1598 derer von Burgsdorf (de Burchardisdorp, Burcarstorp, Ritter von Borckarsdorp, Borgsdorff) sind begütert zu Pillgram, sie stammen aus dem märkischen Uradel, urkundlich nachweislich seit 1325, ihrer Linie entstammen einflussreiche Bischöfe, wie Peter von Burgsdorff (1437 – 1439) und Ludwig von Burgsdorff (1487 – 1490) Bischof zu Lebus, Arnold von Burgsdorff (1472 – 1485) Bischoff zu Brandenburg, sowie verschiedene weltliche Würdenträger.
  • 1431 Zwischen Heinrich Wynning und Cunze von Hohendorff sind 9 Hufen zu Pillgram streitig und ersterem zugesprochen worden. “Cunczhe Hoendorff zur Melrace gesessin” ist auch aus einer Grenzfestsetzung 1429 bekannt und aus der Urkunde des Hans Boytel vom 11.12.1419, das Geschlecht stammt aus dem Magdeburg’schen (Hohendorf bei Neugattersleben)
  • 1438 bis nach 1442 “Pylgrym” Heidezins an die Kartäuser von 1 Schock 10 gr jährlich
  • 17.5.1441 Die Familie Grosse zu Frankfurt (O) wird u.a. mit “Pilgram” belehnt.
  • vor 1443 – nach 1460 die Platynne, von Beerfelde zu Demnitz sind Lehnsherren, (altes Brandenburger Adelsgeschlecht, bereits seit 1285 Stammsitz zu Lebus, derer von Beerfelde sind u.a. mit von Burgsdorff, Lehnsherrn von Müllrose, verwandt)
  • vor 1444 Quentin hat 4 Hufen Lehn (Paul Quentin, Bürger zu Frankfurt (O) verkaufte am 2.6.1404 dem Hans Schulßen von Jacobsdorf die Dörfer Brieskow und Lindow)
  • 1444 von Beerfelde zu Demnitz haben 4 Hufen Lehn
  • 1444 – nach 1460 Wilhelm von Burgsdorff  (1430-1488), auch Borgstorff, Borcherstorff, erhält das restliche (etwa 1/3) Pillgram als Lehn, mit dem “Angefälle” (Anspruch) des Quentin. Wilhelm ist alleiniger Besitzer von Müllrose, während seine Brüder zu Podelzig sitzen.
  • 1448 Lehnträger Boytel (Bothe) verfügt über 4 freie Hufen und 1 Schäferei
  • 1460 Von Beerfelde zu Demnitz haben 4 Hufen Lehn, Wilhelm von Burgsdorff hat tatsächlich anscheinend nur das “Angefälle” des Quentin in Besitz. Der Pfarrer hat 4 Hufen, die Kirche eine.
  • 4.2.1472 Die Familie Grosse zu Frankfurt (O) wird u.a. mit “Pilgram” belehnt.
  • vor 1484 – 1576 Derer von Eichendorff (Peter Eychendorff urkundlich erwähnt 1485, Evckendorf zu Pilgrin 1499), bischöfliche Lehnsleute zu Pillgrim, Diözese Lebus, erhalten ganz Pillgram als Lehn, sie bewohnten in der Überlieferung das Gut Eichendorff (vermutlich ein Vorwerk), urkundlich nachweisbar ist Cristoff Eichendorff zu Pilgrim am 8.1.1534 Magdeburger Uradel, mit Conradus de Eikendorp 1237 erstmals erwähnt, Sitz Eickendorf bei Calbe bis Mitte des 15. Jh., danach erlischt der Magdeburger Zweig. Der brandenburgische Familienzweig erlischt im 17. Jh, während in Schlesien, Deutsch-Krawarn (Kravaře ve Slezsku), seit 1634, in Mähren, Sedlnitz (Sedlnice), von 1655 bis ins 19. Jh, ein Zweig der Familie erblüht, der Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff, Königlich Preußischer Geheimer Regierungs-Rat  und Mitbesitzer von Gut Sedlnitz, (*1788 Schloss Lubowitz, als 1782 Deutsch-Krawarn verloren gegangen, +1857 Neiße (Nysa), stammt aus diesem schlesisch-mährischen Familienzweig, von ihm stammen alle heutigen Freiherren von Eichendorff ab.
  • 26.3.1500 Die Familie Grosse zu Frankfurt (O) wird u.a. mit “Pilgram” belehnt.
  • um 1504 Auf den Handelswegen nach Frankfurt und Beeskow lauern allerlei “Spießgesellen”, auch in anderen Teilen der Mark wird ein Kaufmann ohne bewaffnetes Geleit von Raubrittern und anderem “Gesindel” überfallen. Darunter auch die “mülrosischen Puben”, welche mit “rauben, stelen und schlagen Schaden getan, ein weib genotz.. und hernach die Brust abgeschnittten, auch einigen von Adel und Pauern Pferde und schafe gestolen” hätten.
  • bis 1538 Lehnsherr ist der Markgraf bzw. Kurfürst
  • 1538 – 1598 Lehnherr ist der Bischof von Lebus durch Schenkung des Dorfes durch Kurfürsten Joachim II. an das Stift. Christoph von Eichendorf wird Vasalle des Stiftes, seine Nachkommen blieben in “Pilgram” bis zur Aufhebung des Bistums.
  • 1539 Reformation in Brandenburg, Einführung des Kirchenbuches, die Pfarrer waren angehalten, über das Gemeindeleben Buch zu führen. Man rückte in der Folgezeit in der lutherischen Kirche Kanzel und Taufe in die Nähe des Triumphbogens, sofern vorhanden, vermauerte häufig das Priesterportal, da nun entbehrlich, veränderte das Gestühl und richtete der wachsenden Gemeinde eine Empore ein, um mehr Platz zu schaffen. Bis ca. 1625 entstanden auch neue Kanzeln, Altäre und Taufen.
  • 1555 54 Hufe geben 3 Schock 36 Groschen Bischofzehnten.
  • 1563 einige Teile von Pillgram gehören von Burgsdorf , einige den Biegener von Röbel, welche Stiftsvasallen und Lehnleute des Stiftes Lebus waren
  • 1573 – 1806 Kircheninspektionen finden statt
  • 1574 Friederich von Burgsdorff (+1600) erwirbt von Kaspar von Eichendorff 1/3 Pillgram samt Rittersitz.
  • 1576 – 1582 Derer von Eichendorff sind Lehnträger.
  • 1576 – 1665 Derer von Röbel sind Lehnsherren, wie auch in Biegen. Sie haben 3 Bauern mit 7 Hufen, 5 Kossäten, 1/3 mit Rittersitz, Anteil am Ober- und Untergericht, Patronat und Straßengericht, 2 Hüfner (Altes mecklenburgisch – brandenburgisches Adelsgeschlecht. Das Geschlecht der Röbels wird 1375 als Inhaber von Gerechtsamen in Buch, Karow und Umgegend erwähnt, welches später u.a. Krummensee, Wegendorf, Hirschfelde Kloster Friedland und andere Orte in Besitz hatten)
  • 1582 – 1660 Derer von Burgsdorff sind Lehnträger über 1/3 Pillgram´s mit Rittersitz, Ober- und Untergericht und Patronat.
  • 1583 von Röbel haben 3 Bauern und 4 Kossäten
  • 1590 zu den von Röbel gehören 5 1/2 Kossäten
  • 1593 zu den von Röbel gehören ein Rittersitz und 2 Kossäten

Erstausgabetag: 7. Juli 1981*)

2009

  • 1598 Lehnsherr ist der Kurfürst bzw. König
  • 1600 Die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen, der Pfarrer hat in Pillgram 4 Hufen, 2 Wispel 11 Scheffel Meßkorn, von jeder Hufe 1 Scheffel, eine wüste Pfarrstätte. Der Küster hat 30 Scheffel Roggen, den Korb an allen hohen Feiertagen und Ostereier.
  •  1608 Derer von Röbel haben einen Rittersitz im Pillgram.
  • 1613 Übertritt der Hohenzollern zur reformierten Konfession
  • 1620 den von Röbel gehören 2/3 Pillgrams mit Ober- und Untergericht und das Patronat
  • 1624 – 1669 Prediger Lampertus amtierte in Jacobsdorf und war eine Zeit lang für Pillgram (Pillgrim), Biegen, Markendorf und Hohenwalde verantwortlich
  • 1633/1634 Von Röbel haben 15 Ritterhufen, von Burgsdorff 9 Ritterhufen, Krüger und ein Bauer haben je 3 Hufen, alle anderen sind wüst.
  • 1654 Die Ritterhufen sind alle in Gebrauch, 6 Bauernhufen und 12 Kossätenhöfe (keine Häuser) liegen wüst.
  • 1660 – 1670 Dr. Bergius ist Lehnträger
  • 1662 Verordnung zum Aufbau einer Schule
  • bis 1665 das Patronat hat das Gut Pillgram inne
  • 1665 das Amt Biegen übernimmt die vereinigten Lehnsteile
  • ab 1665 Das Patronat hat der Kurfürst, König bzw. der Fiskus inne, der Kurfürst hatte Pillgram von den Röbels erworben.
  • 1666 Nur 8 Hufen sind bewohnt, 6 sind wüst, es gibt noch einen Müller, einen Kostknecht, 1 Hirten ohne Vieh und 2 Paar Hausleute.
  • 1670 – 1713 ganz Pillgram wird Eigentum des Amtes Biegen
  • 4. 12. 1672 “Dominica XXV post Trin.” ist der erste Eintrag einer Eheschließung in Pillgram im ältesten erhaltenen Kirchbuch Biegens

Kirchbucheintrag Pillgram 1672

  • 28.1.1677

 “Heute Dato bezeuge ich (Anmerkung: Zabel von Burgsdorff), daß die Bauern und Kossäthen von den Dörfern Biegen, Pillgram und Hohenwalde ihr Getreide jederzeit in der hiesigen Mühlroschen Mühle bey hoher Straffe durchaus nicht anderswo zu mahlen verbunden seyn. Sintemahlen die Mühlrosche Mühle Ihrer Herrschaft Jährlich große Pächten und andere viele onera abgeben muß.”

  • 1687 das kurfürstliche Amt hat 6 wüste Kossätenhöfe
  • 27.2.1692 Da viele Bauern sich weigerten, die Katechismuslehre zu besuchen, wurden die Pfarrer angewiesen, das “Zirkularschreiben” des Landesherren von der Kanzel zu verlesen, darin wurden Inspektoren angewiesen, die vom Pfarrer anzuzeigenden Gemeindemitglieder streng zu ermahnen, falls dies nicht genüge, werden von Landesherren Geld- und Leibesstrafen verhängt.
  • Dezember 1696 Die Regierung stellt fest, trotz einer Verordnung im selben Jahr, welche den Karfreitag aufwerten sollte, kam es beinahe überall noch immer zu den Marienfesttagen. Wo Prediger, Patron und Gemeinde zustimmten, sollten die traditionellen Feiertage gänzlich abgeschafft werden, zumindest sollte erst am nächstfolgenden Sonntag gefeiert werden.

Wappenzeichnung derer von Eichendorf vom Heraldiker Otto Hupp (1859-1949), Münchner Kalender 1926

*) Information: Fachwerkbauten in der DDR (II): Löwinghaus, Pillgram (18. Jahrhundert) Ausgabepreis: 35 Pfennig First Day of Issue / Erstausgabetag: 7. Juli 1981 Auflage: 4.000.000 Entwurf: Lothar Grünewald Druckverfahren: Rastertiefdruck Michel-Katalog-Nr: Ländercode-MiNr: 2626

Anmerkung:
Johann von Zernin, Ritter, und seine Söhne Heinrich und Werner verpfänden am 26.6.1302 an Heinrich Pilgrim (Heinrico Pelegrim) 2 Hufen zu Eikelberg. Dieser starb vor dem 26.4.1388. Erneut tritt ein Heinrich Pilgrim am 14.5.1414 auf, als dieser mit Hebungen in der Mühle zu Mittenwalde belehnt wurde. Da es intensive Verflechtungen der Herrschaftshäuser nach Mecklenburg gab, könnten alle Pilgrim/Pelegrim/Pilegerinne zur selben Familie gehören, zumal es durchaus üblich war, über lange Zeit die gleichen Vornamen zu vergeben.

Pillgramer Kirchgeschichte II

Abriss der Geschichte der Pillgramer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil II seit Beginn des 18. Jahrhunderts

 

  •   1702 Nach dem Volksmund soll dort das Dorf Eichendorf gestanden haben, urkundlich gibt es keine Belege, vermutlich geht nur ein Flurname auf die Familie von Eichendorf zurück, welche bis ins 16. Jh. in Pillgram lebte.

“1702 stößt diesseits an die Jacobsdorfschen und jenseits an die Pillgramschen Äcker das kahle Fließ, oberwärts dieses kahlen Fließes ist eine Wiese, so von den alten Inhabern des Dorfes Pilgram annoch die Eichendorfische Wiese genannt wird und stoßen daselbst die Grenzen der drei Dörfer Jacobsdorf, Sieversdorf und Pillgram auf einen Ort oder Ecke zusammen.”

  • 1703 Abschaffung des Exorzismus vor der Kindstaufe, den Pfarramtskandidaten wurde das Versprechen abgenommen, “auf Begehren der Eltern absque Exorcimo unweigerlich” zu taufen
  • 1704 Das Dorf hat sich erholt und allein der Schäfer hat 1000 Schafe und 60 Kühe, die Kirche hat 1 Hufe 4 Morgen 140 Ruten Land, der Pfarrer 4, die Ritterhufen sind auf 32 angewachsen. Der Hof des Pfarrers ist “ausgetan”.
  • 1713 – 1727 Pillgram ist zeitweise an Fürst Menschikow (1672 – 1729), St. Petersburg, verschenkt worden und musste dorthin seine Steuern entrichten.
  • 5.3.1715 Instruktion zur Kirchenvisitation, jeder Superintendent, Propst oder Inspekteur musste in seinem Amtssprengel eine Lokalvisitation auf Kosten der besuchten Gemeinde durchführen.
  • 1716 – 1746 Öffentlichen Kirchenbuße, bei Ehebruch, “Hurerey” und später weiteren Delikten, musste das Gemeindemitglied öffentlich Buße tun, ansonsten blieb es vom Abendmahl ausgeschlossen.
  • 28.9.1717 Einführung der Schulpflicht
  • um 1720 Derer von Burgsdorff sind Lehnsherren, ihr Herrensitz ist 1720 in Müllrose (heute Hotel “Zur Sonne”)
  • 1727 – 1731 Das Lehn hat das Amt Biegen inne.
  • 1729 Glocke, 0,70 m Durchmesser, Inschrift Vorwerck Pillgram 1729 “Soli deo Gloria” (Gott allein sei Ehre), von Johann Friedrich Thiele, Berlin
  • 1731 – 1739 Lehnsherr ist Graf Ernst Johann von Biron (1660 – 1772)
  • 1739 – 1740 Lehnsherr ist Graf Burkhard Christoph von Münnich (1693 – 1767)
  • 1740 – 1839 Das Lehn hat das Amt Biegen inne.
  • um 1745 Kompletter Umbau der Kirche unter Benutzung der Reste des Granitbaues, das Mauerwerk wurde verputzt, Fenster wurden verändert, innen an der Südwand wurde ein spitzbogiges Stufenportal vermauert, der zweigeschossige Glockenturm erhielt eine Verbretterung und eine Wetterfahne. Pillgram hat ein Vorwerk im Ort.

Wetterfahne Turm

  • 1749 Inzwischen hat sich ein Schmied niedergelassen.
  • 1756 – 1763 7 jähriger Krieg, die Menschen leiden unter den durchziehenden Truppen große Not

Bericht

  • 1763 “Allgemeines preußisches Schulreglement”, es regelte allgemeinverbindlich den Unterricht
  • 1774-1775 Bestrafung des Krügers Wendt in Pillgram mit 50 Reichstalern wegen des Holens einer halben Tonne Kaffee vom Amt Biegen während der Gerstensaatzeit.
  • 1781 Neu – Pillgram wird unter dem Amte Biegen auf königlichem Vorwerksland mit Büdnerfamilien gegründet.
  • 1787 Ein Oberschulkollegium wird eingereichtet, es ist mit dem Oberkonsistorium faktisch identisch, die Pfarrer sind auf dem Lande ohnehin in der Regel die einzigen, welche den nötigen Bildungsstand mitbringen, den Unterricht durchzuführen, die Küster unterrichten auch Lesen und Schreiben.
  • 18 Jh. Taufschale, Zinn
  • 1800 Pillgram gehört zum königlichen Domänenamt Biegen, welches die Familie Karbe angepachtet hat, zu deren Pachtzeit besitzt Pillgram eine Brauerei und Brennerei
  • 1801 Zu Pillgram gehört ein einzeln liegendes Vorwerk, die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen.
  • 1805 Neu – Pillgram wird eingekircht
  • 1806 – 1812 der zuständige Superintendent für die Kirche ist in Frankfurt (O)
  • 1811 – 1918 Der König wird Kirchenpatron, an seine Stelle tritt später der Staat.
  • 1812 – 1946 der zuständige Superintendent für die Kirche ist in Frankfurt (O) I
  • 1816 Der Mühlenbesitzer hieß Wolff.
  • 1817 Friedrich Wilhelm III. führt zum 300. Jahrestag der Reformation die Kirchenunion zwischen Lutheraner und Reformierten ein
  • 1825 Die Verordnung des Königlichen Oberlandesgerichts zu Frankfurt verpflichtet die Pfarrer jährlich zur Übergabe der standesamtlichen Daten. In Pillgram siedeln 6 Kolonisten, es gibt einen Krug (im Giebellaubenhaus aus dem 16. Jh.).
  • 1830 – 1832 Pillgram und das Königliche Vorwerk Pillgram müssen den Separationsplänen des Jacobsdorfer Pfarrers zustimmen, da diese ebenfalls Hütungsrechte auf den Hauwiesen besaßen.
  • 1831 Ein Musikant wird erwähnt.
  • 3.7.1834 Eine neue Feuerlöschordnung tritt in Kraft, der Conducteur Lehmann aus Jacobsdorf ist Commissarius, der Gutsbesitzer Sembach aus Pillgram sein Stellvertreter.
  • 1839 – 1882 Lehnträger ist das Amt Frankfurt (O)
  • 1840 Es gibt ein privates Vorwerk, eine Kolonie und 47 Wohngebäude.
  • 1847 Abgrenzung der Verantwortung und Zuständigkeit von Konsistorien und Landesregierungen im Königreich Preußen 
  • bis 1849 Pillgram untersteht dem Justizamt Biegen
  • 1856 Seidenraupenzucht wird durch den Lehrer Höhne vorgenommen
  • 1860 es gibt die Kohlengruben “Mit Gott” und “Frohe Hoffnung”
  • 1864 Das Dorf ist durch die Eisenbahn (2 Bahnwärterhäuser) und die Kohlegrube (1 Grubenbeamtenhaus der Grube “Mit Gott”) deutlich gewachsen, auch eine Brennerei wurde eröffnet.

Grube mit Gott und Grubenbeamtenhaus 1937

  • 1.10.1874 Der Pfarrer übergibt die Personenstanderfassung an das nun zuständige Standesamt in Petersdorf.
  • um 1880 Auf der Westempore wird eine Sauer-Orgel mit einem Manual, einem Pedal und 8 Registern eingebaut.
  • 31.10.1884 Beschluss: Geistlichen, Schullehrern und Kirchendienern ist bei der Durchführung des Dreiklassenwahlrechts die Wahlberechtigung entzogen.
  • um 1900 die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen

Kirche

  • 1907

  • 1909 Neu – Pillgram heißt nun Kolonie Pillgram und hat 7 Wohnhäuser

Kolonie Pillgram 1937

  • 1918 ein Denkmal für die Gefallenen aus Pillgram wird aufgestellt

  • 1920 Pillgram ist Rittergut (704 ha), der Gutsbesitzer ist Joachim Ernst Hugo Rudolf Schulz-Pillgram (18.5.1895 Rosengarten -14.11.1967 Hannover)

Gut Pillgram 1919

Rittergut Pillgram um 1935

Vorlaubenhaus vor 1938, vor der Instandsetzung

  • 1939 Ein Lager für jüdische Zwangsarbeiter wird eingerichtet: “Holzkommando Pillgram”, Hermann Stern aus Heilbronn war hier und in Jacobsdorf, ehe er 1943 nach Auschwitz deportiert wurde, zu den Nutznießern dieser Zwangsarbeit gehörte leider auch die evangelische Kirche, da die Zwangsarbeiter auch in Waldbeständen der Kirche arbeiten mussten.
  • 1945 Granattreffer zerstören den Turmkopf und die Orgel, nach dem Großangriff am 16. April fliehen viele Einwohner Richtung Westen, unter ihnen auch viele Güldendorfer, welche bereits am 6. Februar ihre Häuser verlassen mussten und nach Pillgram kamen. 
  • Juni 1945 der Pillgramer Wald brennt seit Wochen
  • Juli 1945 der Pillgramer Bahnhof wird zum Umschlagplatz für Fabrikeinrichtungen, die als Reparationsleistung  in die Sowjetunion gebracht werden, das Gut mit 2000 Morgen Land und 800 Morgen Wald wird unter die Leitung der sowjetischen Kommandantur gestellt
  • 1946 Reparatur des Glockenturms, der zuständige Superintendent für die Kirche ist in Frankfurt (O). 679 ha (darunter 1 ha Gewässer) wurden enteignet, 7 ha erhielten die 48 Umsiedler, welche dem Dorf nun reichlichen Zuwachs an Gemeindemitgliedern bescherten.
  • 1955 – 1960 Gemeinderaumanbau an der Nordseite, Erneuerung des Anbaus an der Westseite

Anbau Anbau

TurmInnenmodernisierung, die Kanzel aus dem Jahre 1745 wird gegen eine moderne ausgetauscht, die Ostfenster erhalten bunte Bibelmotive nach Entwürfen des Malers Gerhard Olbrich, hergestellt in der Glaswerkstatt Lehmann, Berlin. Der alte Eingang wird vermauert, der Kirchturm wird 1 m verkürzt, Wetterfahne und Urkundenknopf entfernt und ein Kreuz aufgesetzt. Der Turm wurde mit Ekotal verkleidet, ein plastbeschichtetes Eisenblech, eine neue Orgel wurde eingebaut, das Dach mit Zementdoppelrömern gedeckt.

  • 1960 – 1968 Gemeindefahrten der Gemeinden Biegen und Pillgram, ab 1964 zusammen mit der Gemeinde Rosengarten
  • 1978 die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen
  • 1990 Das Ekotal wurde entfernt, die ursprüngliche Holzverkleidung wieder hergestellt, die Kirche wurde neu verputzt und weiß gestrichen.
  • 1994 Reparatur der Glockenaufhängung, das Läutwerk wurde elektrifiziert
  • 30.04.2011 Treffen der ehemaligen “Jungen Gemeinde”: Gäste: Melitta Stanowski (Grundler), Jürgen Grossin und Erhard Kühl aus Biegen; Dieter Göritz, Christine Hahn (Redlich), Margit Ziche (Weinberg), Christa Schenk (Schrape), Christa Moritz (Rothe) und Roswitha Noack (Gielisch) aus Pillgram. Ehrengäste: Gisela und Willi Molter, Willi Molter war mehr als 40 Jahre lang Mitglied des Gemeindekirchenrats. Pfarrer i.R. Helmut Sell und Frau, Helmut Sell war von 1969 bis 1975 Pfarrer für Biegen und Pillgram.

Foto: Gemeindebrief 16/2011

  • Juni 2014

Willi Molter war 45 Jahre aktiver Kirchenältester des Gemeindekirchenrats und Ehrenältester bis zu seinem Tod.

  • Juli 2014 Die Malerarbeiten in der Kirche konnten dank fleißiger Helfer schnell zum Abschluss gebracht werden.

Gemeindebrief 38/2014

  • 2.10.2021 Wir trauern mit der Familie Strugala und erinnern uns nur zugern an Reinhard Strugala, die Kirchgemeinde und auch die Gemeinde Pillgram erleidet einen großen Verlust. Wer mehr über seinen Werdegang in der Gemeinde erfahren möchte, findet hier einen Bericht der MOZ vom 4.3.2011.

Traueranzeige der MOZ vom 9.10.2021

Jacobsdorfer Kirchgeschichte III

Abriss der Geschichte der Jacobsdorfer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil III  seit Beginn des 20. Jahrhunderts

 

  • um 1905 Ansicht der Kirche vom Küstergang (Schulgasse) aus
um 1905

Foto privat

  • 1909 Einbau einer Dampfheizung in der Kirche
  • 1910 Jacobsdorfer Schulkinder vor der Kirche, Lehrer Paul Kleindienst links 
1910

Chronik Jacobsdorf Verlag die Furt

  • Februar 1911 Pfarrer Dr. Röhricht gründet den Posaunenchor mit 8 Bläsern, Organist war der Lehrer Kleindienst (+1934), welcher auch Dirigent des Männergesangsvereins war. Mitglieder waren unter anderem die beiden Lehrer, der Gastwirt Heidenreich, ein Waldarbeiter, der Sohn des Tischlers und Franz Ritter, Tenorhorn. In Jacobsdorf steht den Einwohnern eine kleine Bibliothek beim Pfarrer zur Verfügung, wie schon bei seinem Vorgänger, vor allem Naturschilderungen. Die Töchter des Pfarrers schreiben ein Gedicht:

Der hiesige Posaunenchor bläst heute uns was schönes vor,
er kann schon viele Lieder.
Herr Deine Güte reicht soweit,
geh aus mein Herz und suche Freud,
und lieber Mai komm wieder.

Der Leiter ist Superintendent,
den man mit Namen Röhricht nennt.
Er bläst schon viele Jahre,
und hat ein fein geübtes Ohr,
drum gründete er diesen Chor,
ihm hilft der Herr Vikare.

Die beiden Lehrer jung und alt,
sie blasen beide mit Gewalt
Tenor und Flügelhörner.
Die Freudenberger ihrer zwei,
sind beim Blasen auch dabei,
und blasen noch viel gerner.

Herr Heidenreich und Ritters Franz,
die blasen wirklich schon mit Glanz,
ihr Instrument mit Laune.
Herr Ebertus bläst schon Bon,
sein schönes großes Helikon,
und Günter die Posaune.

12 Wochen übten sie gar schön,
zuerst gabs manchen falschen Ton,
und mißgestimmte Lieder.
Doch geben sie sich große Müh,
so schnell wie sie lernt´s keiner nie,
man kennt sie kaum noch wieder.

  • 1913 Beim Land- und Gastwirt Heidenreich  verkehrten Bauern, Kossäten und weniger gern gesehen, einige Büdner. Bei dem Land- und Gastwirt Leffin (später Mudrack, Hauptstrasse 31) traf sich der Kriegerverein, von den Bauern und ihren Söhnen sah man dort eher niemanden, der Gastwirt Bleek (Dorfstrasse 1) hatte ebenfalls eher das “einfache” Publikum wie Leffin.
1913

Dorfansicht, links die Kirche, rechts die Schule, oben Gasthaus Mudrack, unten der Fennpfuhl oder Krugpfuhl (heute verschüttet und Dorfplatz)

  • 1914 Der Pfarrer bezieht ein Jahresgehalt von 4.000 RM.
  • 1916
Kirche

Bild: Verlag die Furt

  • um 1918 In Boué in Frankreich fiel am 24. Oktober 1918 der 21-jährige Kriegsfreiwillige Wilhelm Uckrow, Sohn des Bauerngutsbesitzers aus Jacobsdorf.
Kirche

Kirche mit Kriegerdenkmal für die Gefallenen

  • 1920 – 1930 Das Kirchenkonsistorium Berlin genehmigt den Antrag auf Austeilung von Kirchenland an Siedler, da die Heimkehrer aus dem 1. Weltkrieg, viele mit Familien wegen der Kriegstrauungen, unter einer großen Wohnungsnot litten. Es wurden 35 Parzellen für 150 Jahre Erbpacht verteilt. Für die ca. 1 Morgen großen Landstücke beträgt die Jahrespacht 8 – 12 M, gemessen am Roggenwert zum Martini – Marktpreis.
  • 1925 Die Kirchensteuer wird von der Gemeindevertretung eingeführt, der Reduzierung des Pfarrergehaltes von 7.000 RM im Jahr wird nicht statt gegeben.
  • 1926 Die Pacht für die von der Kirchengemeinde freigegebenen Erbbauparzellen beträgt im Monat 80 Pfennige. Die Frankfurter Regierung fordert eine Entschädigung von 500 M jährlich für Organistendienst des Lehrers und Kantors in der Kirche, nach Abstimmung erhält diese jedoch weiterhin 300 M.
  • 1927 Die Regierungsschulbehörde einigt sich mit dem Konsistorium der Ev. Landeskirche auf 501 M für die Organistendienste. Es wird der Anschluss der Erbpachtgrundstücke auf dem Kirchenland an die Stromversorgung erwogen. Die Schule erhält einen neuen Schulhof und Sportplatz, das Land stammt aus Verpachtung des Julius Heidenreich.
  • 1928 Pfarrer Wapler ist mit den Lehrern uneins, da diese die alten Schulbänke entfernen ließen und statt dessen neue Tische und Stühle im Halbrund um den Lehrer ohne Katheder gruppierten.
  • 18.11.1928 Es werden 3 von 4 Kirchenälteste und 9 von 16 Vertretern der Liste W. Schneider (SPD) in den Kirchenvorstand gewählt, die gesamte Wahl war ein politisches Kräftemessen. Es standen die Christliche Liste (Bauerngutsbesitzer H. Heidenreich, Pfarrer Wapler), die Völkische Liste (Bauerngutsbesitzer Chr. Alter) und die SPD Liste (Eisenbahnbetriebsassistent W. Schneider) zur Wahl, von 162 Stimmen vielen 88 auf Schneider, 51 auf Heidenreich, 21 auf Alter, 2 Stimmen waren ungültig.
  • 1930 Im Einvernehmen mit der Gemeindevertretung stellte die Kirche Land am Masernpfuhl zur Verfügung, um einen Fußballplatz darauf zu errichten.
  • 1930er Das Amt des Kirchdieners wird mit dem des Gemeindedieners zusammen gelegt.
  • 13.11.1932 Die Wahl der Kirchenkörperschaft erübrigte sich, da die Dorfbewohner keine Einwände gegen die vorliegende “Einheitsliste” erhoben.
  • 23.1.1933 Pfarrer Wapler hielt in der Kirche eine vaterländische Weihestunde ab, der Kriegerverein veranstaltete eine Reichsgründungsfeier, bei welcher “Kamerad” Pfarrer Wapler die Festansprache hielt.
  • 5.3.1933 Bei Veranstaltungen des Staates – erstmals ab diesem Wahltag – ließ der Pfarrer auf dem Kirchturm sowohl die schwarz – weiß -rote Staatsflagge, als auch die Hakenkreuzfahne hissen.
  • 31.3.1933 Der Pfarrer veranstaltete eine “vaterländische” Feierstunde in der Kirche zur Eröffnung des Reichstages in Berlin.
  • 21.4.1933 Unter Festansprache durch Pfarrer Wapler und Pg. Alter wird eine “Hitlereiche” auf den Kirchplatz gepflanzt.
  • 2.5.1933 “Die Kirche freut sich von Herzen, dass die “Nationale Revolution” den Weg zu ihr sucht und fand, ebenso wie sie gern ihrerseits den durchaus “biblischen” Dienst am Vaterland pflegt und fördert…”
  • 6.7.1933 Zeitung, Kirchenamtliches: “Gemäß der amtlichen Verfügung führen sämtliche Geschäfte der aufgelösten Körperschaften jeweils zusammen mit dem Pfarrer bis auf weiteres in Jacobsdorf der bisherige Patronatsälteste Freudenberg…”
  • 19.7.1933 Zeitung, Kirchenwahl: “Hier kam durch gemeinsame Aussprache der Beteiligten eine “Einheitsliste Deutscher Christen” zustande. Da bei dem friedlichen Verlauf der Besprechung nicht anzunehmen ist, daß noch eine zweite Liste kommt, erübrigt sich voraussichtlich der Wahlakt am Sonntag.” Pfarrer Wapler leitete zu diesem Zeitpunkt bereits einen Stützpunkt “Deutsche Christen” mit 21 Mitgliedern.
  • 24.12.1933 Der Schule wird untersagt, ein christliches Weihnachtsfest zu feiern, statt dessen findet eine “Christweihnachtsfeier” statt.
  • 1934 Die Schule muss ihre “Spielnachmittage” an die Hitlerjugend abgeben und einen “Staatjugendtag” einführen.
  • September 1934 Der Küster und Lehrer Oskar Krause übernimmt die Leitung des Stützpunktes der NS- Volkswohlfahrt mit 19 Mitgliedern.
  • 20.4.1935 Ein Drahtseil der Kirchturmuhr reißt, das Gegengewicht der Uhr beschädigt durch den Absturz den Deckenbelag der Kirche erheblich.

Dorfansicht Mitte der 1930er

  • 1937 Die Pfarre verkauft einen Spielplatz und verpachtet 1/3 Morgen Land an die Gemeinde. Die alten “Sandküten” der Pfarre sollen der Errichtung eines Schießplatzes dienen.

Kriegerdenkmal und Kirche vor 1938

Kirche Jacobsdorf innen, vor 1938

  • 1938 Stiftung eines Farbfensters “Zum ehrenden Gedenken unserer gebliebenen Helden 1914-1918. Gestiftet im Jahre 1938 des neuen Groß Deutschland”, die Stiftung erfolgt durch den Erbbauern Heidenreich und die NS-Frauenhilfe, oben befinden sich Kreuz und Stahlhelm, darunter die Sinndeutung des Abendmahls als Opferung.
  • 1939 Stiftung eines Farbfensters “Der Herr hat Großes an uns uns getan, des sind wir fröhlich” über eine Zusatzspende von 100 RM, oben Purpurrosette mit gelbem Kelch, in der Mitte Kreuz und Lamm mit Siegesfahne, unten Eichenlaub
  • 1939 – Herbst 1944 In Jacobsdorf wird ein Zwangsarbeitslager für Juden in einer Kate,  “dem Grabkeschen Haus”, auf dem Grundstück des Bauern Julius Hermann Heidenreich unterhalten. Die Lagerinsassen wurden für schwere Holzarbeiten und Forstpflanzungen in der Nähe von Treplin Richtung Booßen und in Jänickendorf bei Hangelsberg eingesetzt. Zu den Nutznießern dieser Zwangsarbeit gehörte in Jacobsdorf auch die evangelische Kirche. Hans Heilborn aus Frankfurt (O) überlebte seine spätere Deportation ins KZ Theresienstadt und konnte so als Zeitzeuge berichten. Ein anderer Zeitzeuge, der im Sommer 1943 im Lager war, ist Gad (Gerhard) Beck aus Berlin.
  • 1942 Die insgesamt 3 Bronzeglocken (die bisher unerwähnte Glocke von 75 cm Durchmesser war schmucklos, aber ebenfalls mittelalterlich) mussten zur Buntmetallgewinnung abgeliefert werden.
  • 4.9.1943 Pfarrer Wapler schreibt an das Kirchenkonsistorium, da die wertvollen Kirchenbücher und andere Dokumente keinen Schutz vor Phosphor- und Sprengbomben haben
  • 5.11.1944 Die Aufstellung eines Volkssturmbataillons erfolgte, zum Kommandeur wurde der Küster und Lehrer Oskar Krause, Hauptmann der Reserve, bestimmt. Er fiel am 3.5.1945 bei Halbe.
  • 1945 60% der Kirche sind durch Beschuss zerstört, da die Frontlinie im Dorf verlief
Kirche Jacobsdorf

Foto aus dem Besitz der Familie Paul

Jacobsdorf

Foto aus dem Besitz der Familie Paul

Kirche Jacobsdorf

Foto privat

  •  1945 – 1950 An über 40 Pächter wird Kirchenland verteilt, diese Flächen werden später von der LPG bewirtschaftet, der Landkreis entrichtet dafür Nutzungsgebühren an die Kirche.
  • 1946 Es wurden 425,5 ha um Jacobsdorf, 60 ha Wald bei Falkenberg und 90 ha Wald bei Alt Madlitz enteignet. Bei der Verteilung erhalten auch 31 Umsiedler 145,5 ha Land.
  • ab 1946 Der zuständige Superintendent ist in Frankfurt (O).
  • 16.11.1948 Aktenvermerk über die Besichtigung der Kirche in Jakobsdorf gemeinsam mit Herrn Oberbaurat Dr. Steinberg vom Kirchlichen Bauamt:

„Der Dachstuhl und der hölzerne Fachwerkturm haben unter den Kriegseinwirkungen schwer gelitten. Die Dachkonstruktion muss wiederhergestellt werden, da der ganze Dachstuhl mitsamt der geborstenen Holzdecke in den Kirchenraum hineinhängt und jeden Augenblick einzustürzen und das noch völlig erhaltene Gestühl zu beschädigen droht. Zur Rettung der Konstruktionen ist das Einziehen und Einbinden mehrerer Balken und Sparren anstelle der zerschossenen dringend notwendig. Der vollkommen zerschossene Turm muss zunächst abgenommen und später in alter Form in verbretterter Fachwerkkonstruktion mit dem Glockenstuhl wieder aufgebaut werden. Nach Eindeckung der Dächer mit Schindeln oder Stroh bedarf der im ‘neugotischen Stil’ vollkommen verdorbene Innenraum einer völligen Neuausmalung. Um den Befehl 209 nicht entgegen zu handeln, wurde beschlossen, zur Abwendung der Einsturzgefahr durch freiwillige Hilfskräfte aus der Gemeinde, die bereits zugeschnittenen Hölzer unter der fachmännischen Leitung des Sägewerkbesitzers und Zimmermeisters Henkel aufzubringen. Herr Henkel hat seine Hilfe mit Rat und Tat zugesagt, sobald es ihm die derzeitige Überlastung mit Aufträgen erlaubt.“

Am Wiederaufbau beteiligt sind Willi Höppner, Elektro-Installationsmeister aus Briesen und verschiedene Jacobsdorfer Firmen:
Fuhrunternehmer Otto York, Schmiedemeister Ludwig König, Stellmachermeister Seilz, Tischlermeister Paul Schubert, Karl Flohr liefert Zaunstiele aus Akazienholz für den Zaun um den Kirchplatz. Erich Wolf ist verantwortlich für die Anbringung eines Dauerbrandofens in der Kirche

  • 1949 Instandsetzung des zerstörten Daches.
  • Dezember 1949 Die beiden größeren Glocken kehren zurück, nach ersten Aufräumarbeiten und einer Notreparatur gibt es bereits eine Trauung in der Kirche.

Quittung

  • ab 1950 Aufbau von Turm und Kirche in der heutigen Form mit neuer Dacheindeckung für 60.000 M unter Pfarrer Otto Lipski. Eingekircht ist Judenberg-Siedlung und Thomasaue.
Handwerker auf dem Kirchdach

3 Handwerker auf dem nordwestlichen Kirchendach 1. Stebner Mitte ?. 3. Buth – wer kennt den dritten Handwerker?
Foto Gemeindebrief 31/2013

  • 6. Oktober 1950

„… Das gesamte Kirchendach ist wieder aufgebracht und mit Schindeln eingedeckt worden, nachdem zuvor der Ostgiebel in Feldsteinmauerwerk in den alten Formen wieder aufgebaut worden ist. Die gesamten Arbeiten sind in handwerklich guter Arbeit durchgeführt worden. Der Glockenstuhl in dem Rest des alten Turmes ist wiederhergestellt worden. Zur Zeit wird daran gearbeitet, den Turm selbst wieder herzustellen, um die Anschlüsse der Eindeckung am Turm  und die Eindeckung der Turmabseiten, die für die Arbeiten noch zurückgehalten werden mussten, auch durchführen zu können. Eine Glocke steht zum Aufziehen bereit, so dass auch das Glockengeläut in Kürze wieder in Betrieb genommen werden kann.“

  • 1954 – 1995 Kirchenältester und Ehrenmitglied des Kirchenvorstandes ist Gerd Paul
  • Ende 50er Jahre Partnerschaft zur Kirchgemeinde Friedrichsfeld bei Wesel, Kontakte über Berlin
  • 27.04.1958 Die Jacobsdorfer Konfirmanden von 1958. Von links, vorn: Reinhard Buchholz, Birgit Henkel,  Siegrun Gahr, Ingrid Schulz, Karin Neumann, Marianne Dorn, Ursula Schulze, Brigitte Schulz, Heike Friedrich, Inge Heinicke; hinten: Rainer Richter, Pfarrer Walter Baaske, Eberhard Schischke, Armin Kurtze. Auf dem Foto nicht zu sehen sind Bernhard Bothe und Wolfgang Regien.
Konfirmation 1958 Jacobsdorf

Foto Gemeindebrief 2/2008

  • 60er Jahre Neue Glockenaufhängung durch den Kirchenältesten Ludwig, da die Glocke bis heute mit der Hand geläutet wird, wurde die Drehachse näher an den Schwerpunkt der Glocke verlegt, neue Taufe.
  • 1962 Konfirmanden Harald Bothe, Jürgen Kapiske und Alfred Schubert mit ihren Eltern 

Foto Gemeindebrief 24/2012

  • 1963 Abriss der Orgel
  • 1.10.1975 Der Pfarrsprengel Jacobsdorf wird pfarramtlich mit Biegen verbunden (Dauervakanz), jetzt gehören 4 Kirchen und Gemeinden zusammen. Pfarrer Wolfgang Rein beginnt seinen Dienst. Die Idee des Dorfkirchentags wird geboren.
  • 1978 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • bis 1989 Das Dorf ist in 5 Kirchenbezirke aufgeteilt, für jeden Bezirk ist ein Kirchenältester zuständig.
  • 1991 Kirchenrenovierung mit Erneuerung von Putz und Fußboden, Elektrik, Gestühlreparatur, Malerarbeiten, Erneuerung der hölzernen Unterbauten von Altar und Kanzel durch den Tischlermeister Wilhelm Schubert, Jacobsdorf und Tischler Werner Margraff
  • Advent 1991 Neuweihe der Kirche durch Superintendent Bruckhoff aus Frankfurt (O)
  • 7.5.2000 Goldene Konfirmation, der schöne Brauch ist wieder belebt
  • Sept. 2007
Schulgasse

Blick zur Kirche von der Schulgasse aus, links die ehemalige Schule

Schule 2007

das ehemalige Schulgebäude

Pfarrhaus

Blick von der Kirche zum Pfarrhaus

  • 2008 Eine Holzstele des Bildhauers Steffen Böttger an der Kirche lädt Pilger zum Verweilen ein.

 

die Kunstschmiede Grunow aus Frankfurt/O. überlässt der Kirchgemeinde neue Lampen im Wert von 1700 Euro

 

 

 

  • Oktober 2009 Die Sanierung des Kirchturms beginnt. Bei der Abnahme der Kugel werden eingewickelt in feuchtem braunen Papier ein paar Pfennig-Münzen, eine “Märkische Volksstimme” vom 25. Oktober 1950 und “Der freie Bauer” vom 8. Oktober 1950, sowie die Bau-Urkunde vom Maurermeister Rolf Henkel gefunden. In dieser berichtet der Maurermeister, dass die Kirche durch den 2. Weltkrieg fast völlig zerstört worden war, und er mit Pillgramer und Biegener Fachfirmen den Dachstuhl und die Spitzen des Ost- und Westgiebels erneuert habe.
Kugelabnahme

Die Fotos wurden uns freundlicher Weise von Frau Cornelia Link freie Mitarbeiterin der MOZ- Fürstenwalde, zur Verfügung gestellt

Transport der Kugel

Gemeinde-Bürgermeister Dr. Detlef Gasche, Gastronom Denis Petzold vom “Erbkrug” und Pfarrer Andreas Althausen (v.l.)
tragen die Turmkugel ins Pfarrhaus

Öffnen der Kugel

Dachdecker Heino Flauaus öffnet beherzt die Kugel

Inspektion des Inhaltes

Planer Armin Gebauer an der Kugel Pfarrer Althausen links im Bild
Dr. Gasche, hinter ihm Gastronom Petzold, vorn rechts Frau Althausen, inspizieren den Fund

 weitere Fotos hier  zur Kirchengeschichte

Die Fotos wurden uns freundlicher Weise von Frau Gabriele Lehmann, Jacobsdorf, zur Verfügung gestellt.

  • 9.12.2009

Die neue Wetterfahne ist aufgesetzt, die Kugel frisch vergoldet.

  • Januar 2010 Gründung des Kirchenchores 

Foto: Gemeindebrief 11/2010

  • Dorfkirchentag 5.06.2011  Treffen der Partnergemeinden Köln-Höhenhaus, sowie Horizontina und Tres de Majo, Brasilien vom 1. bis 5. Juni in Jacobsdorf. Renato Küntzer überreicht das Geschenk der Gäste aus BrasilienIn der Kirche wurden 10 Tafeln zur Jacobsdorfer Geschichte aufgestellt.

Foto: Gemeindebrief 16/2011

  • Juli 2012 Die Sanierung der Feldsteinfassade wurde fortgesetzt. Der dritte und damit letzte Bauabschnitt nach der Dach- und Turmsanierung kostete rund 100 000 Euro, davon wurden 45 Prozent über  Fördermittel finanziert. Die Bauausführung erfolgte durch eine Müncheberger Firma.
  • 27. März 2014 

Zeitungsartikel aus dem Spreejournal, MOZ vom 28. 3. 2014

Foto: Gemeindebrief 36/2014

Fachmonteur Thomas Scholz und ein Kollege von der Firma Glockentechnik Schmidt aus Berlin seilten die beiden Glocken mit einem Gewicht von 240 kg und 750 kg aus dem Turm ab. Zur Reparatur der Aufhängung wurden sie nach Nördlingen gebracht, um nach der Reparatur, die etwa 35. 000 Euro kostet, wieder geläutet werden zu können. Die Kosten wurden durch Spenden, Förder- und Haushaltsmittel finanziert. In der Zwischenzeit wird eine ferngesteuerte Läutanlage montiert, um das Läuten von Hand abzuschaffen.

  • 29. Juni 2014 Dorfkirchentag und Glockenfest

Foto: Gemeindebrief 38/2014

  • 21. Juni 2017 Dorfkirchentag und Verabschiedung von Pfarrer Althausen

Foto: Gemeindebrief 11/2017

 

Jacobsdorfer Kirchgeschichte II

Abriss der Geschichte der Jacobsdorfer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil II  seit Beginn des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts

 

  • 1702 Das Pfarrhaus wurde ausgebessert, es gehören 4 Hufen Land dazu. Der Pfarrer hat noch einen Ackerhof von 4 Scheffel Aussat, als Dezem (Zehnt) erhält er von jeder Hufe 1 Scheffel Roggen und 2 Eier, die Kossäten geben ebenfalls jeder 2 Eier. Das Schulmeisterhaus (Küsterhaus), welches in gutem Zustande ist, hat hinter dem Haus einen kleinen Garten Grabeland. Sein Dezem besteht aus 1/2 Scheffel Roggen und einem Ei von jeder Hufe, sowie einem Ei von jedem Kossäten zu Ostern. Der Küster zieht den Dezem des Schulmeisters aus Briesen ein, er bekommt von jeder Hufe einen Scheffel Roggen und von jeder Hufe und jedem Kossäten 1 Ei. Es gibt ein Schulzengut, ehemals von den Kartäusern verlehnt. Die freie Schäferei mit Kruggerechtigkeit, ehemals der Viadrina zugeschlagen und zum Vorwerk gemacht, besitzt nun 12 Hufen und wurde vermietet. Die Kirche ist in guten Zustand und hat 1 Hufe Land.
  • 1703 Abschaffung des Exorzismus vor der Kindstaufe, den Pfarramtskandidaten wurde das Versprechen abgenommen, “auf Begehren der Eltern absque Exorcimo unweigerlich” zu taufen.
  • 1709 Der Küster und Schulmeister Koch, welcher auch Buchbinder war, bindet ein noch vorhandenes Evangelienbuch von 1625 neu.
  • 5.3.1715 Instruktion zur Kirchenvisitation, jeder Superintendent, Propst oder Inspekteur musste in seinem Amtssprengel eine Lokalvisitation auf Kosten der besuchten Gemeinde durchführen.
  • 1716 – 1746 Öffentlichen Kirchenbuße, bei Ehebruch, “Hurerey” und später weiteren Delikten, musste das Gemeindemitglied öffentlich Buße tun, ansonsten blieb es vom Abendmahl ausgeschlossen.
  • 28.9.1717 Einführung der Schulpflicht
  • 1718 “Weil der Kirche vorm Jahre die Altartücher und der Chorrock gestohlen, so haben zum Altartuch geschenket: Der Herr Balthasar von Strantz 4 Tlr., Christoph Mielitz, Schütze in der Steinhöfelschen Heide 1 Tlr., und Anna Wildin 1 Tlr., Herr Christian Junge hat einen gemachten Chorrock geschenket.”
  • 23.9.1720 Stiftung eines hölzernen Taufengels (welcher 1865 verloren ging) durch Angehörige der Familie Coßmar, der Pfarrer Alex war mit Johanna Dorothea Coßmar vermählt

KB

” Anno 1720 d. 23th. Septemb. seyn die sieben Geschwister der respect. Cosmarischen Familie alhier bey mir MCG Alex P. L. vergnüglich zusammen gewesen, als H. M. Christian Archi=Diaconus Zu Stendal u. Pastor Zu Röxe. H. Coelestin Kammer Gerichts Advocatus ordin. in Berlin. H. M. Caspar Archi-Diaconus Zu Schwed u. Pastor Zu Heinersdorff. H. David Regiments=Quartier=Meister unter dem Könichl. Preusensch. Hochlöbl. Regiment des Hrn General de Wensen Zu Pferde Frau Juliana Margaretha Hrn Mag Christian Puhlemanns Archi=Diaconi bey der Unter=Kirchen Zu Franckfurt Ehe-Liebste. Jfr. Eva Maria Fr. Johanna Dorothea als meiner Ehe-Genossin. Und Zur Dankbarkeit gegen Ihren Gott für seine vielfältige Güte, wie auch Zum Andencken ihrer vergnügten Zusammenkunft haben Sie denTauf=Engel in hiesiger Kirche geschencket. Prov. 10v7. Das Gedächtnis der Gerechten bleibet im Segen.”

  • 1729 Familien, welche das Schulgeld nicht aufbringen können, werden von der Kirche unterstützt.
  • um 1730

    Abendmahlskelch, Silber

 

 

 

 

 

 

 

 

  • 1736 Die Jacobsdorfer stellen ein Bittgesuch an den König Friedrich Wilhelm I., weil Georg Ernst Ruhm, welcher als neuer Prediger von der “Viadrina” vorgeschlagen wurde, eine verkrüppelte Hand hatte. Sie glaubten, ein “Krüppel” würde Unheil über die Gemeinde bringen. Diese Bitte wurde abgeschlagen und der neue Prediger trat seine Stelle an. Der Pfarrer findet auf dem Pfarracker in der Nähe des Dorfes auf dem Abhang zum Fließ ein großes Flachgräberfeld mit Urnen aus der jüngeren Bronzezeit. Diese stehen in kleinen Steinpackungen, beim Nachgraben wird man auch auf dem Nachbaracker fündig. Es fanden sich noch ein Steinhammer, ein “Eisenstein” und kleinere Bronzefragmente.
  • 1738 Der Küster Johann Salomon Lehmann hat das Schulamt inne, seine Frau hilft ihm dabei. Das Patronat hatte die Universität Viadrina, bei der Wahl der Bewerber für das Amt des Küsters und Schulhalters wurden meist Handwerker bevorzugt, bevorzugt wurden Kandidaten, welche die Tochter des Amtsvorgängers heirateten.
  • um 1750 Als dem Pfarrer zu Ohren kommt, das eine Frau aus dem Dorf an “Hexen” und “Wahrsagerinnen” vermitteln würde, untersagte er den Einwohnern die Beherbergung der Frau, diese musste daraufhin mit ihrer Familie in einer Scheune leben. Dafür wurde er von der Universität gerügt: “Dem Dorfpapst zeigen, daß seine dreifache Krone noch sehr makele, er soll sich auf geistliche Waffen beschränken, nicht selbst Verfügung tun.”
  • 1750 Kirchenväter sind Paul Voß und Johann Georg Schulze
  • 1759 Durch ein Gefecht im 7 jährigen Krieg fängt das Haus des Kirchenältesten Georg Schultze Feuer und mit ihm gehen auch Geld und Nachrichten im Kirchenkästchen unter, König Friedrich der Große erlässt den Befehl, das sich die Einwohner mit ihrer Habe nach Wollup flüchten.
  • 1763 “Allgemeines preußisches Schulreglement”, es regelte allgemeinverbindlich den Unterricht
  • um 1768 Im Kirchenregister werden nun auch Nottaufen und Totgeburten erfasst.
  • bis Ende 1771 Der Pfarrer übergibt Listen mit Geburten, Trauungen und Beerdigungen an das Königliche Oberkonsistorium und den Landrat.
  • 1777 Rechteckbau mit glattem Chorabschluss, Ostgiebel ohne Blenden, Satteldach etwa wie heute, ein wuchtiger, mehrgeschossiger Westturm, der in der Breite das Schiff abschließt und höher aufgemauert ist als der First des Schiffes. Der Turm besitzt ein steiles Zeltdach und bereits die Turmuhr. Das Kirchportal befindet sich an der Südwand. Der Blockturm soll schindelgedeckt gewesen sein.
Kirche 1777

Ausschnitt Siegelabdruck des Jacobsdorfer Kirchsiegels

  • 8.4.1778 Oberförster Johann Georg Müller (*um 1708 + 1778) wird beigesetzt in der Jacobsdorfer Kirche, er rettete den König in der Schlacht bei Kunersdorf im August 1759 im Reitenden Feldjägerkorps
  • 1787 Ein Oberschulkollegium wird eingereichtet, es ist mit dem Oberkonsistorium faktisch identisch, die Pfarrer sind auf dem Lande ohnehin in der Regel die einzigen, welche den nötigen Bildungsstand mitbringen, den Unterricht durchzuführen, die Küster unterrichten auch Lesen und Schreiben.
  • 1801 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • Anfang 19. Jh. Die Söhne des Johann Christian Karbe pachten die Domäne Jacobsdorf, ihrer Familie gehörte seit 1789 u.a. das Rittergut in Sieversdorf bei Frankfurt (O), der Jacobsdorfer Zweig starb aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm aus. Amtmann Ludwig Philipp Karbe 3.1.1747, geboren Zühlen bei Rheinsberg starb am 23.9.1881 in Jacobsdorf. (Das heutige Wappen, wurde durch Beschluss des Familienverbandes 1939 angenommen: In Silber zwei rote, von drei (2, 1) roten Rosen mit goldenen Butzen und grünen Kelchblättern begleitete Sparren; auf dem Helme mit rot-silberner Decke zwischen einem beiderseits mit je einer roten Rose belegten offenen silbernen Fluge drei goldene Weizenähren an gemeinsamem beblättertem Stängel. Das Wappen ist angelehnt an das Siegelwappen, das Philipp Heinrich Karbe, Kgl. Preuß. Oberamtmann zu Chorin und Gramzow, um 1786 führte. Dieses Wappen, dessen Farben unbekannt sind, war erhalten in den Akten des Preuß. Geheimen Staatsarchivs zu Berlin-Dahlem, Preußen- Brandenburg, Rep. 2, 1, Domänen-Registratur der Ämter Chorin und Gramzow. Das jetzige Wappen hat im Unterschied zu dem um 1786 geführten auf dem Helme drei Ähren statt drei Eicheln..*))
  • um 1806 Brand im Pfarrhof während des Krieges, 2 Ställe, Hausgerät, 2 Schweine, 10 Enten und 14 Hühner verbrennen. Der Magister Fleck verhindert die Erschießung des Dorfschulzen Scharnow durch die Franzosen, dieser wird daraufhin zu 6 Wochen Gefängnis in Frankfurt (O) verurteilt. Im Dorf leben 18 Ganz-, 4 Halbbauern, 12 Ganzkossäten, 3 Büdner, 5 Einlieger. Es gibt 2 Krüge, einen Schmied und die Bevölkerung beläuft sich zusammen mir dem Vorwerk Vorheide auf 344 Einwohner mit 48 Feuerstätten.
  • 1806 – 1812 Der zuständige Superintendent ist in Frankfurt (O).
  • Oktober 1807 Oktoberedikt“, Agrarreform im Königreich Preußen, welches die Separation der bisherigen Grundstücksgemengelage verfügte
  • 1808 – 1815 Pfarrer Prediger UleHeinrich Wilhelm Ule unterrichtet ebenfalls. 
  • 1809 Johann Friedrich Janisch ist Kirchenvorsteher, Gerichtsmann und Erbkrüger, Martin JanischScharnow ist Gerichtsschulze, Kirchenvorsteher und Bauer. Meister David Nickel ist Huf- und Waffenschmied.  Mebus ist Unterförster, Christian Busch ist der Zollkrüger, Gottlieb Richter Mitpächter des Vorwerkes, Gottfried Thieme ist dort Schäfer. Johann Friedrich Flohr ist Tischlermeister. Johann Georg Kessel ist Rademachermeister auf dem Heidehaus bei Jacobsdorf. 
  • 1811 – 1823 Lehnträger ist das Amt Frankfurt (O)
  • 1811 – 1918 Der König wird Kirchenpatron und Lehnsherr, an seine Stelle tritt später der Staat (Fiskus).
  • 1812 – 1946 Der zuständige Superintendent ist in Frankfurt (O) I.
  • Dezember 1813 Kirchen- und Schulvisitation in der Parochie durch Superintendent Neumann zu Lossow, er fand das Kirchen- und Schulwesen in vorzüglich gutem Zustande. Pfarrer Ule hatte 400 Taler Einkommen, die Familie wurde zudem durch den Vater seiner Frau unterstützt.
  • 18.1.1816 Prediger Tetz rechnete 9 Reichsthaler aus der Friedensfest-Kollekte für die invaliden Krieger, Witwen und Waisen des Feldzuges 1813 / 1815 ab.
  •  1817 Friedrich Wilhelm III. führt zum 300. Jahrestag der Reformation die Kirchenunion zwischen Lutheranern und Reformierten ein
  • 14.9.1819 
    “Luise Kupper, Wittwe des weihl: George Kupper, Gemeinden Schäfers zu Jacobsdorf ward am vierzehnten, 14. September a. c. in der Gegend von Heinersdorf, von einem Postwagen überfahren und starb bald darauf, sie ward am siebenzehnten, 17. ejusdem zu Heinersdorf von dem dasigen Prediger Livinus nach gerichtl. Untersuchung u. Obduction in der Stille beerdigt. Sie war gegen 60 Jahre alt und hinterließ drei majorenne Söhne.”
  • 1820 Ein neues Schulhaus aus Fachwerk wird für 950 Taler auf dem alten Küstereigrundstück quer vor die Kirche gebaut. Das alte Haus wurde abgerissen.
  • 1821 Blitzschlag und Feuer im Kirchturm, Bauer Janisch löscht die Flammen und bewahrt die Kirche vor dem Schlimmsten.
  • 23.9.1821 Der Amtmann Ludwig Philipp Karbe, geboren am 3.1.1747 in Zühlen bei Rheinsberg stirbt.
  • 1823 Pfarrer Unterschrift RaschigRaschig stellt für das Kirchenland den Antrag auf Separation der Gemengeflur.
  • 1824 – 1839 Lehnträger ist das Amt Biegen
  • 1825 Die Verordnung des Königlichen Oberlandesgerichts zu Frankfurt verpflichtet die Pfarrer jährlich zur Übergabe der standesamtlichen Daten. 
  • 1830 – 1832 Separation, danach umfasst das Kirchenland 191 Morgen und 96 Quadratruten, der Gemeindefriedhof 3 Morgen, 73 Quadratruten, für die Hauwiesen erhält die Kirche 600 Reichstaler Abfindung für die Hütungsrechte, die Schule erhält als Entschädigung für die Hütungsrechte 4 Morgen, 123 Quadratruten Ackerland.
  • 3.7.1834 Eine neue Feuerlöschordnung tritt in Kraft, der Conducteur Lehmann aus Jacobsdorf ist Commissarius, der Gutsbesitzer Sembach aus Pillgram sein Stellvertreter.
  • 1837 Verlegung des Friedhofes von der Kirche weg
  • 1839 – 1872 Lehnträger ist das Amt Frankfurt (O)
  • 1840 Der 17 Quadratruten große Straßengarten am Krugpfuhl wird von der Pfarre an den Schmied Friedrich Müller für 50 Taler verkauft.
  • 1841 Die Pfarrscheune brennt ab, als die daneben gelegene Schäferei und der Krug brennen.
  • 1842 Separation der Hauwiesen, Kirche und Pfarre hatten hier Anteil und Holzrechte südlich des Fließgraben.
  • 12.5.1843 Die Pfarre verkauft 5 Morgen, 125 Quadratruten Kirchenland, da dort die Eisenbahntrasse gebaut wird (Berlin – Frankfurt).
  • 1844 Das Schulhaus wird massiv ausgebaut.
  • 1845 Rückbau des Blockturmes um ein Geschoss.
  • 1847 Abgrenzung der Verantwortung und Zuständigkeit von Konsistorien und Landesregierungen im Königreich Preußen 
  • 21.11.1848 der Rittergutsbesitzer Schiffmann aus Jacobsdorf wird Spezialdirektor der Hagelschaden- und Mobiliar- Brand- Versicherungs- Gesellschaft zu Schwedt an der Oder
  • 1856 Seidenraupenzucht wird durch den Lehrer Lehmann vorgenommen
  • zwischen Jan. 1856 u. Mai 1857 Frau Amtmann Faßmann aus Jacobsdorf stiftet der Kirche eine Altarpultdecke “von schwarzem Patent – Sammet mit Silberstickerei und Silberfranzen und einen dergleichen Klingebeutel”
  • 27.2.1857 Edmund Theodor Raschig wird als Feldmesser vereidigt
  • ab 1860 Kirchumbau durch den Bauunternehmer Uckrow aus Jacobsdorf, unter anderem wurde der Hochaltar gegen den Wunsch der Gemeinde abgebrochen, die Kanzel verlegt, die Seitenchöre entfernt, Fenster vergrößert und der Fußboden ausgeschachtet, der Umbau erschien pietätlos und das Ergebnis zeigte sich in einer nüchternen, schmucklosen, entkleideten Kirche. Der Blockturm verschwand im Zuge der Sanierung.
  • 1864 Zum Dorf gehört ein Vorwerk, es gibt eine Windmühle.
  • 1865 Der Taufengel wird abgehängt im Zusammenhang mit der Kirchenrenovierung und geht danach verloren, die geschnitzten Figuren des Altars wurden in stark beschädigtem Zustand dem Kreismuseum Müncheberg übergeben, der hölzerne Tauftisch wurde nicht wieder aufgestellt, es erfolgte der Einkauf von einfacher Dutzendware. Gesamtaufwand des Umbaus 4280 Taler, die Bauausführung oblag der Aufsicht des Maurermeisters Möhring aus Beeskow.
  • Juli 1865 Von den Kirchenältesten Weinberg und Kessel sowie dem Orgelbaumeister Sauer im Juli 1865 bestätigte Skizze der neuen Orgel.

Zeichnung der Orgel

  • 1869 Das Diensteinkommen des Pfarrers Raschig beträgt 500 Reichstaler, der Küster und Schulmeister erhalten jeweils 250 Reichstaler im Jahr.
  • 1871 eingekircht ist Breitegestell
  • 1874 Der Kirchturm erhält eine Kupferkugel und Wetterfahne.
  • 1.10.1874 Der Pfarrer übergibt die Personenstanderfassung an das nun zuständige Standesamt in Petersdorf.
  • 1879 Gutsbesitzer Baron von der Osten Sacken besitzt 296,25 ha in Jacobsdorf, der Grundsteuerreinertrag beträgt 3600 Mark
  • 1880 eingekircht ist Vorheide bei Müllrose und Heidehaus
  • 31.10.1884 Beschluss: Geistlichen, Schullehrern und Kirchendienern ist bei der Durchführung des Dreiklassenwahlrechts die Wahlberechtigung entzogen.
  • 20.7.1886 Rezeß Nr. 1000 der Regierung Frankfurt (O) beendet die Separation der Hauwiesen.
  • bis 1887 der eingekirchte Wohnplatz Breitegestell gehört zu Jacobsdorf
  • 17.1.1891 Luise Banisch, verehelichte Möbius, wird geboren. Die Tabakarbeiterin der Zigarettenfabrik Abdullah trat 1931, als sie in Berlin-Friedrichshain wohnte, in die KPD ein. Zu diesem Zeitpunkt war Lotte Ulbricht Bezirksverordnete der Partei in Friedrichhain. Am 6.6.1934 wurde Luise Möbius als Widerstandskämpferin verhaftet.
  • vor 1892 – 1952 Der Küster und Lehrer Kusatz initiiert den Männergesangsverein “Eichenkranz”, er ist auch der erste Dirigent des Chores. Dieser trifft sich bei Heidenreich (heute “Zum Erbkrug” Hauptstrasse 25) und besteht nur aus den Söhnen der Bauern und den Bauern.
Gasthof Heidenreich

Gasthof Heidenreich um 1900
Foto privat

  • 1893 Schulneubau (heute Schulgasse 3)
  • 1899 Einbau einer neuen Turmuhr für 1.100 RM
  • um 1900 In der Jacobsdorfer Kirche herrschte eine strenge Ordnung, von Altar aus rechts saßen die Frauen, links die Männer, in den vorderen Reihen saßen die Bauern, dahinter die Kossäten, es folgten die Büdner, dann die Häusler, zuletzt die Tagelöhnerund sonstigen Arbeiter. Der Brauch des “Fleischzehnt” für den Pfarrer beim Schlachten hielt sich in den märkischen Dörfern noch genauso, wie das getrennte Herantreten von Männern und Frauen beim Abendmahl, sie gingen von der Brotseite um den Altar herum zur Kelchseite, verneigten sich und legten danach ihre Opfergabe an den Altar. Die Sitte, im schwarzen Rock zur Kirche zu gehen, verlor sich erst nach 1933.Eine Parzelle des Kirchenlandes wird (vermutlich als Erbpacht) an den Chausseewärter Friedrich Gröschke abgegeben. Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf, es gibt im Ort eine Getreidemühle.

*) Familienverband Karbe

ein Teil der Daten und Bilder entnommen der Chronik Jacobsdorf, Verlag die Furt, Hauptstrasse 28, 15236 Jacobsdorf

Jacobsdorfer Kirchgeschichte I

Abriss der Geschichte der Jacobsdorfer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil I  seit Ende des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 16. Jahrhunderts

 

  • um 1280 – 1290 Vermutliche Dorfgründung, da die Dörfer meist 10 – 20 Jahre vor dem Bau einer aufwendigen Kirche bestanden, der Ort wurde wahrscheinlich durch einen Lokator “Jacob” gegründet, es ist noch friedlich in der Mark, das Land Lebus wird mit Geld und Diplomatie und weniger mit dem Schwert erobert.
  • um 1300 Bau des Hauptgebäudes aus Granitquadern, vermutlich mit eingezogenem Chor. Eine mittlere Glocke ohne Schrift und Verzierung ist ebenfalls vorhanden.
  • vor 1343 – 1416 Das Lehn über das Vorwerk, Anteile der großen Heide und dem halben Ober- und Untergericht haben derer von Lossow inne. (Ersterwähnung eines Otto de Lossowe in Lauban 1290, ein Peter de Lossowe war zwischen 1303 und 1334 Consiliarius und später Truchseß der brandenburgischen Markgrafen aus dem Geschlecht der Askanier, also ein sehr einflussreicher Mann, um 1328 soll der Stammsitz in Lossow bei Frankfurt (O) gewesen sein)

Abzeichnung J. Kapiske

 “O REX. C. L. F. ORIE. A. E. V. H. D.”

 Deutung: O REX GLORIE, CHRISTI VENI CUM PACE – O König der Ehren, Christus, komme mit Frieden, jedoch enthält die Glocke noch die Buchstaben C. L. F. und A. E. V. H. D.

  • 1400 “daz virteil zu jacostorp” wird in einer Urkunde der Kartäuser erwähnt (auch “Jacobstorp”)
  • 6.6.1400 – 1421 Hans von Hake verkauft unter anderem die Ober- und 1/2 Niedergerichtsbarkeit, Kirchlehn (1/4 Patronat), 2 Hufen und 2 Kossäten an derer von Petersdorf (Hans von Pederstorff auf Jacobsdorf), (von Hake, märkisches Adelsgeschlecht, geht auf Ritter Hake aus Lebus zurück, der am 15. Juli 1325 zuerst urkundlich belegt ist)
  • 1405 Der Pfarrer hat 4 Hufen Land, “Jacobsdorff” (64 Hufen) gehört zum Sprengel “Selivensem” bei Frankfurt (O) “ad sedem Selivensem et prope Franckenfordiam”. Die Kirche, damals Mutterkirche, hatte jährlich 5 Talente Bischofszehnt dorthin zu entrichten. In einer Urkunde des Hochstifts Lebus auch als “Jacobstorff”. Lehnträger ist Hans Kliestow über einen unbekannten Anteil, welcher später an die Kartäuser geht. Es zinsen Hans und Otto Hake von 11 Hufen, Hentze und Hans Kliestow.
  • 17.1.1415 Der Landbesitz (über 11 Hufen) der Brüder Hake geht im Tausch für das Dorf Kunersdorf (Cunradstorp) an die Kartäuser in Frankfurt (O), da diese besonders an dem Waldbestand um Jacobsdorf interessiert waren.
  • 13.12.1415 Otto von Lossow verkauft seinen Besitz in Jacobsdorf (welcher den größten Teil des Dorfes ausmachte), aus “Not” ebenfalls an die Kartäuser.
  • bis 1416 das Patronat haben das Gut Jacobsdorf und die Kartäuser inne
  • 1416 Otto von Lossow hat das Patronat inne.
  • 1.1.1416 Otto von Lossow auf Biegen und seine Söhne Hans und Otto, verkaufen das Dorf Jacobsdorf mit dem Vorwerk (in welchem sie wohnten) mit weiteren Einkünften für 614 Schock Groschen an die Kartäuser, diese erhalten das Patronat über Jacobsdorf.
  • bis 1421 Lehnsherr ist der Markgraf bzw. Kurfürst
  • 1421 das Patronat haben das Gut Jacobsdorf und die Kartäuser inne, letztere erwerben weitere 7 Hufen zu Jacobsdorf für 95 Schock Groschen
  • Mai 1421Die Brüder Hans und Peter Petersdorf verkaufen aus ihrem väterlichen Erbe unter anderem 1/2 Kirchlehn, 1/2 Ober- und Niedergericht an die Kartäuser. Diese erlangen die Lehnhoheit in Jacobsdorf. Die von Petersdorfbrüder besaßen bis dahin das Patronat, 3 Zweihüfner (Thewes Drenczk, Kistemann und Bukholt), 1 Einhüfner (Peter Smed) und 3 Kossätenhöfe (Smed, Schroder, Jenike). (Die von Petersdorf stammen ursprünglich aus Pommern, ihr Wappen führte auf rotem Feld einen goldenen, mit 5 silbernen Muscheln belegten Schrägbalken, auf dem Helm 2 goldene Posaunen, wovon jede mit 3 Straußenfedern bedeckt ist, die Decken blau und silbern.)
  • 1421 – 1538 Lehnsherr und Patron ist das Karthäuserkloster in Frankfurt (O)
  • 14.3.1430 Die Benediktiner verkaufen ihren Heidezins (50 – 70 gr jährlich) an das Kartäuserkloster.
  • 1460 Von den 64 Hufen gehören dem Pfarrer 4, der Kirche 1. Es verbrannten 2 Hufen des Dorfes, ein Kossätenhof ist wüst.
  • 1488 Der Lehenschulze Andreas Eberhard verkauft den Kartäusern ein Schock Groschen Jahreszins von seinen Hufen und der Schäferei.
  • 15.11.1538 „Spandauer Vertrag Joachim II. mit Prior Peter Golitz (+15.10.1551) und gantzem Convent“ Jacobsdorf wird an die drei Bürgermeister von Frankfurt, Hieronymus Jobst, Matthäus Wins und Peter Petersdorf (Pederstorff) auf Booßen (vor 1490 – 1543/44), übergeben, für den Fall, dass die Kartäuser bei Nichtzahlung der Rente von ihrem Recht der Schadloshaltung Gebrauch machen sollten
  • 1538 – 1540 Lehnsherr und Patron ist der Kurfürst
  • 1.11.1539 Reformation in Brandenburg, Einführung des Kirchenbuches, die Pfarrer waren angehalten, über das Gemeindeleben Buch zu führen. Man rückte in der Folgezeit in der lutherischen Kirche Kanzel und Taufe in die Nähe des Triumphbogens, sofern vorhanden, vermauerte häufig das Priesterportal, da nun entbehrlich, veränderte das Gestühl und richtete der wachsenden Gemeinde eine Empore ein, um mehr Platz zu schaffen. Bis ca. 1625 entstanden auch neue Kanzeln, Altäre und Taufen.
vermauertes Südportal

das vermauerte Südportal der Jacobsdorfer Kirche befindet sich rechts auf dem Bild hinter dem Grabmal

  • 1540 Prediger Thomas Fröhlich schlachtete, wie anderen Bauern auch, eigenhändig ein Tier für die Küche, woraufhin seine Gottesdienste gemieden wurden, weil seine Hände als unrein angesehen wurden.
  • 3. 4. 1540 – 1811 Kurfürst Joachim II. verfügt die Übergabe des Besitzes des Kartäuserklosters an die Universität “Viadrina” Frankfurt (O), welche von nun an das Patronat über Jacobsdorf inne haben. Die Jahresabrechnung im Kirchenbuch wurde vom Rektor der Universität geprüft. Die Klöster durften keine Neuaufnahmen mehr durchführen, aber ihren Residenten war ihr Bleiben war bis zu ihrem Tod gesichert.
  • 1542 Markgraf Joachim II. erlässt eine neue Universitätsordnung, welche den Übergang der “Viadrina” zu einer evangelischen Landesuniversität einleitet. Der Bischof von Lebus hatte nach wie vor das Kanzleramt inne, hatte jedoch keinen Einfluss mehr auf die Besetzung der Lehrstühle.
  • 1555 60 Hufen geben 4 Schock Bischofszehnten.
  • 1572 Dem Pfarrer wird ein Ackerhof unterstellt, der an ihn Abgaben zahlen muss. Kurfürst Johann Georg erlässt eine Kirchenordnung, die auf der Confessio Augustana beruhte, sein Sohn Joachim Friedrich ist 1555-1598 Bischof von Lebus. Der Küster regelt die Teilnahme am Abendmahl nach dem (sozialen) Rang der Kommunikanten und erhält dafür ein (Geld-) Geschenk “von jedem außer den Armen, die keinen Rang haben.
  • 1573 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 1573 – 1806 Kircheninspektionen
  • 1580 kleine Glocke (60 cm Durchmesser ) des Glockengießers Sebastian Preger, Frankfurt (O), “SI DEUS PRO NOBIS QUIS CONTRA NOS” (Wenn Gott für uns ist, wer sollte wider uns sein) 
  • 1600 Die Jacobsdorfer Kirche ist Mutterkirche.
  • 1603 Pfarrer Thomas Fröhlich starb, es hieß er „war bettelarm und verfiel seiner Armut, wie es keinem ehrenhaften Manne geziemt.“
  • 1606 “Heidereuters Haus vor der Cartheuser heiden vnderm dorffe Jacobsdorff” (Vorheide), gehört zu Jacobsdorf, 1 Haus, Scheune, Garten, altes Rodeland und 19 Morgen neu gerodetes Land
  • 1619 Kurfürst Georg Wilhelm beruft den Professor der reformierten Theologie der “Viadrina” Johann Peter Bergius (1587-1658) als Hauptberater in religiösen Angelegenheiten.
  • 1624 Es gibt 2 Pfarrhufen, eine Kirchenhufe, ein Schmied ist ansässig, 6 Hufen gehören der “Herrschaft”.
  • 1629 Die Bauern flüchten nach Wollup vor den plündernden Truppen. Von den 53 Bauernhufen stehen 37 1/2 Hufen wüst, es gab 11 Kossätenhöfe, davon sind 3 1/2 wüst.
  • 1633 Glaubensgutachten der “Viadrina” mit der Empfehlung, die lutherische Kirche in Brandenburg zu calvinisieren.
  • 1639 Erneute Flucht der Bauern aus Jacobsdorf, diesmal vor den Schweden.
  • 1640 Im 30 jährigen Krieg, Pfarrer Lampert(us) beackert das Vorwerk und die Universitätshufen allein und entrichtet als einziger Dorfbewohner die Abgaben an die Universität Viadrina, er selbst erhielt währen des Krieges lange Zeit keine Abgaben der Dorfbewohner, da diese ins Oderbruch (Wollup) geflüchtet waren.
  • 1644 Kirchenvorsteher sind Hanß Göhricke, Krüger und Martin Lodewingk, Bauer
  • 1645 ab hier gibt es Aufzeichnungen in vorhandenen Kirchenrechnungsbücher
  • 1650 Kirche und Turm haben den 30jährigen Krieg überstanden, das Friedensfest wird gefeiert
  • 1654 Die Ritterhufen gebraucht die Viadrina, 4 Kossätenhöfe sind noch wüst, der Schmied ist abgebrannt.
  • 1655 Der Pfarrer hat ein Pfarrhaus, hinter der Scheune einen Garten, 4 Hufen Land vor Jacobsdorf zur Bearbeitung. Er ackert selbst, ein wüster Ackerhof, am Ende gelegen, welchen er mit 19 Scheffeln einsäen kann. Im stehen Freiholz von der Niederlage, 1 Tonne Salz jährlich, Opfer 1 Scheffel Korn von jeder Jacobsdorfer und Briesener Hufe zu, von Kersdorf erhält er 11 Scheffel Meßkorn, von jedem Kossäten außerdem 1/2 Scheffel und aus jedem Hause 2 Ostereier. Der Küster erhält von allem, was der Pfarrer erhält, genau die Hälfte, aber aus jedem Hause auch 2 Ostereier.
  • 1662 Verordnung zum Aufbau einer Schule
  • 1666 Es gibt 40 bewohnte und 16 wüste Hufen, aber wieder einen sesshaften Schmied.
  • 1670 ab hier sind Kirchenbücher erhalten, die ältesten Eintragungen über Begräbnisse und Eheschließungen (Juli 1670), Jacobsdorf hat einen Musikanten, Gabke, der Pfeifer
  • vor 1671 Der Küster Hans Lehmann war auch Schulmeister, die Parochie besaß also in Jacobsdorf die erste Schule
  • 1671 Die ältesten vorhandenen Taufeinträge der noch erhaltenen Kirchbücher beginnen in diesem Jahr.
  • 28.1.1678

“Anno 1678, den 28. Januar, hat Erdmann Ladewig, aus Briesen bürtig, die Kirche bey Nacht bestiegen, die Kirchlade aufgebrochen, die beyden Kelche mit dem patenchen, wie auch die Kirchenbüchse, darin das Geld, welches im Klingelbeutel gesamelt wird und dazumal obengefähr 2 Tlr. darin gewesen, gestohlen. Weil aber dieser Kirchenraub alßbald des folgenden Tages wunderbarlich ist an den Tag gekommen, ist besagter Kirchendieb in Frankfurt in gefängliche Haft genommen worden und weil er die That nebst andern vorhin begangenem Diebstahl bekannt hat, ist er folgendes den 9. Martii 1678 nach Urteil und Recht justificiret und vor Briesen gehenkt worden.”

Vollstreckt wurde durch den kurfürstlichen Amtmann zu Biegen auf dem Galgenberg.

  • 1683 das Kirchendach muss nach Sturmschäden repariert werden
  • 24.12.1683 Gottlieb Samuel Treuer , der Sohn des Jacobsdorfer Pfarrers Magister Gottlieb Treuer wird geboren. Er studiert und wird Professor der Moral und Politik in Helmstedt, ab 1734 Professor. des Staatsrechts, der Moral und der Politik in Göttingen, wo er am 25.2.1743 verstirbt.
  • 1685 Grundlegender Kirchenumbau, Umfassungsmauern werden erneuert, Fenster vergrößert und vermehrt, Strebepfeiler entfern, vermutlich wurde bei diesem Umbau der neue Blockturm errichtet.
  • 1687 “Der Pfarrer hat einen wüsten Kossätenhof.” Die Kirche wird erneut bestohlen um 5 Taler, 13 Groschen und 4 Pfennige.
  • um 1690 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 24.10.1690 Magister Christoph Gottlieb Alex(ius) wird in Jacobsdorf geboren. Nach dem Studium wird er Magister an der  Universität Frankfurt und Halle, ordiniert an 15. 5. 1715, ist später Archidiaconus am Stendaler Dom (bis 1750), und heiratet am 10.5.1718 in der Frankfurter Nikolaikirche Johanna Dorothea Coßmar, Tochter des Pfarrer Kaspar Coßmar aus Kunersdorf. Alexius stirbt am 20.7.1770
  • 1691 Die Kirche wird erneuert. Vielleicht wurde dabei auch der Ostgiebel umgestaltet?

Ostgiebel

  • 27.2.1692 Da viele Bauern sich weigerten, die Katechismuslehre zu besuchen, wurden die Pfarrer angewiesen, das “Zirkularschreiben” des Landesherren von der Kanzel zu verlesen, darin wurden Inspektoren angewiesen, die vom Pfarrer anzuzeigenden Gemeindemitglieder streng zu ermahnen, falls dies nicht genüge, werden von Landesherren Geld- und Leibesstrafen verhängt.
  • Dezember 1696 Die Regierung stellt fest, trotz einer Verordnung im selben Jahr, welche den Karfreitag aufwerten sollte, kam es beinahe überall noch immer zu den Marienfesttagen. Wo Prediger, Patron und Gemeinde zustimmten, sollten die traditionellen Feiertage gänzlich abgeschafft werden, zumindest sollte erst am nächstfolgenden Sonntag gefeiert werden.
  • um 1697 Einbau einer Turmuhr für 60 Taler

ein Teil der Daten und Bilder entnommen der Chronik Jacobsdorf, Verlag die Furt, Hauptstrasse 28, 15236 Jacobsdorf

Geschichte der Briesener Kirche II

Abriss der Geschichte der Briesener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil iI  seit Beginn des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

 

  • bis 1702 der Schulmeister erhielt von des Küsters Dezem (Zehnt) 2 Scheffel Roggen.
  • 1702 Der Schulmeister verwaltet die Feldhüterstelle, das Schulhaus ist in gutem Zustand, es hat einen Garten. Den Dezem des Schulmeisters zieht der Küster aus Jacobsdorf ein. Der Pfarrer besitzt kein Pfarrhaus mehr, er hat 2 Hufen nebst Beiland, welches er für 18 Scheffel Korn jährlich vermietet hat. Im Dezember erhält er von der Hufe 1 Scheffel, von jeder Hufe und jedem Kossäten 2 Eier. Die Kirche ist in gutem Stande, da erst 23 Jahre alt. Sie hat 3 Stücken Land, welche vermietet sind und einen Kossätenhof. Es gibt in Briesen eine Mahl- und eine Schneidemühle, eine feste Schmiede. 
  • 1703 Abschaffung des Exorzismus vor der Kindstaufe, den Pfarramtskandidaten wurde das Versprechen abgenommen, “auf Begehren der Eltern absque Exorcimo unweigerlich” zu taufen
  • um 1713 Man führt Arbeiten am Kirchturm aus und baut eine Turmuhr ein.
  • 5.3.1715 Instruktion zur Kirchenvisitation, jeder Superintendent, Propst oder Inspekteur musste in seinem Amtssprengel eine Lokalvisitation auf Kosten der besuchten Gemeinde durchführen.
  • 1716 – 1746 Öffentlichen Kirchenbuße, bei Ehebruch, “Hurerey” und später weiteren Delikten, musste das Gemeindemitglied öffentlich Buße tun, ansonsten blieb es vom Abendmahl ausgeschlossen.
  • 1716 ab hier sind Kirchenbücher im Pfarramt Jacobsdorf vorhanden
Kirchenbuch

Kopie aus dem Kirchenbuch vom Advent 1773

  • 28.9.1717 Einführung der Schulpflicht
  • 1745 Johann Albrecht von Strantz auf Petersdorf ist Besitzer des Lehnschulzengutes in Briesen, die Wassermühle hat einen Mahl- und einen Schneidegang
  • 1750 Christian Kalisch ist Kirchen- und Schulvorsteher
  • 1763 “Allgemeines preußisches Schulreglement”, es regelte allgemeinverbindlich den Unterricht
  • 1770 Gottfried Denzer der Dorfschulze, Kirchenvater und Krüger stirbt
  • um 1780 Die Feuchtigkeitsschäden zwingen zur Sanierung der Kirche, im Zuge dessen wird ein kleiner Raum an die Kirche angebaut.
  • 1787 Ein Oberschulkollegium wird eingereichtet, es ist mit dem Oberkonsistorium faktisch identisch, die Pfarrer sind auf dem Lande ohnehin in der Regel die einzigen, welche den nötigen Bildungsstand mitbringen, den Unterricht durchzuführen, die Küster unterrichten auch Lesen und Schreiben.
  • 1801 Das Dorf wächst, der erste Krug wird eröffnet, neben der Schmiede gibt es eine Wasser-, Mahl- und Schneidemühle und 47 Feuerstellen. Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf.
  • 1806 Briesen hat 312 Einwohner (4 Ganz-, 4 Halbbauern, 20 Halbkossäten, 9 Büdner, 2 Einlieger), Krug, Schmiede, Wasser-, Mahl- und Schneidemühle, das Lehnschulzenamt ist unter der Herrschaft Alt Madlitz, Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf.
  • 1806 – 1912 der zuständige Superintendent hat seinen Sitz in Frankfurt (O)
  • 31.1.1809 Großbrand auf dem Anger, der seit dem leer steht. Die Witwe des bereits verstorbenen Müllermeisters Johann Schneider stirbt “vor Schreck” über das Feuer um 12 Uhr mittags.
  • 1809 Johann Friedrich Ludwig Wolf ist herrschaftlicher Holzwärter in Briesen, Meister Peter Gersdorfer ist Weber und Universitätsbuschläufer. Johann Peter Philipp Flor ist Tischlermeister in Briesen. 
  • 1810 Johann Christoph Gottlieb Tietze ist Schulhalter, Johann Friedrich Ludwig Wolf ist Aufseher des Universitätsbusches in Briesen. Sein Vater war gräflicher Förster zu Madlitz. H. Gottlieb Busse ist königlicher Unterförster in der Jacobsdorfschen Forst.
  • 28.11.1810
Sterberegister Briesen 1810

Christian Lehmpfuhl, Gerichtsschulze, Kirchen- und Schulvorsteher stirbt.

  • ab 1811 Das Patronat hat der König bzw. der Fiskus inne.
  • 1811 – 1823 Briesen untersteht nicht mehr der Universität Viadrina, sondern dem Amt Frankfurt (O)
  • 1811 – 1918 Der König wird Kirchenpatron, an seine Stelle tritt später der Staat.
  • 1812 – 1946 Der zuständige Superintendent hat seinen Sitz in Frankfurt (O) I.
  • Dezember 1813 Kirchen- und Schulvisitation in der Parochie durch Superintendent Neumann zu Lossow, er fand die Kirche recht reparaturbedürftig vor.
  • 18.1.1816 Prediger Tetz rechnete 9 Reichsthaler aus der Friedensfest-Kollekte für die invaliden Krieger, Witwen und Waisen des Feldzuges 1813 / 1815 ab.
  • 1817 Friedrich Wilhelm III. führt zum 300. Jahrestag der Reformation die Kirchenunion zwischen Lutheraner und Reformierten ein
  • 1824 – 1872Briesen untersteht als Lehn dem Amt Fürstenwalde.
  • 1825 Die Verordnung des Königlichen Oberlandesgerichts zu Frankfurt verpflichtet die Pfarrer jährlich zur Übergabe der standesamtlichen Daten.
  • 3.11.1830 die Kirche wird wegen Baufälligkeit gesperrt und abgerissen
  • 1831 im Dorf haben sich 3 Viktualienhändler niedergelassen, es gibt neben dem Krug einen Schankwirt
  • 3.7.1834 Eine neue Feuerlöschordnung tritt in Kraft, der Conducteur Lehmann aus Jacobsdorf ist Commissarius, der Gutsbesitzer Sembach aus Pillgram sein Stellvertreter.
  • 1837 – 1838 Kirchneubau unter der Aufsicht der Maurermeisters Carl Arnold aus Fürstenwalde auf dem Anger, welcher nach Großbrand 1809 leer stand. Es entstand ein klassizistischer Putzbau aus Backstein mit einem quadratischen, zweigeschossigem Westturm, das Spitzhelmdach hat an allen Seiten Schallöffnungen. Die Vorlage bildet eine Schinkelzeichnung der Oberbaudeputation von 1829.
  • 1838 Prediger ist Magister Raschig aus Jacobsdorf, Küster und Schullehrer der Gemeinde Briesen und Kersdorf ist Friedrich Zeuschner, der Einlieger Christian Schulze ist Küster und Schullehrer Emeritus, Kirchenvorsteher sind der Gerichtsschulze und Bauer Johann Gottfried Lehmpfuhl, sowie der Büdner und Schmiedemeister Müller, Schulvorsteher sind die Bauern Klupsch (Mühlenmeister) und Julius Frey (Färbermeister)
  • Juni 1838 400 Auswanderer fuhren durch den Müllroser Kanal und an Kersdorf vorbei auf 4 Spreekähnen, ihr Ziel war Australien. Ihr Auswanderungsgrund bestand in der “Kabinettsordre” vom 2.9.1837, welcher die separierte Gemeindebildung untersagte, die Auswanderung jedoch erlaubte. In Potsdam hielten sie in der Nähe des Stadtschlosses und sangen Lutherlieder.
  • 16. Sonntag nach Trinitatis, 30.9.1838 Kirchweihe des Neubaus durch Generalsuperintendent, Oberkonsitorial Rath, Ritter pp. Dr. Brescino
  • 1847 Abgrenzung der Verantwortung und Zuständigkeit von Konsistorien und Landesregierungen im Königreich Preußen 
  • 1860 – 1861 Pfarrer Schlemüller aus Arensdorf  und Spiener zu Lossow vertreten den verstorbenen Pfarrer Raschig.
  • 1864 Briesen erhält einen Bahnhof, ein Vorwerk gehört ebenfalls dazu
  • um 1865 – 1870 Orgeleinbau durch die Firma Sauer, Opus Nr. 143, 2 Manuale, 1 Pedal, 11 Register
  • 1.10.1874 Der Pfarrer übergibt die Personenstanderfassung an das nun zuständige Standesamt in Petersdorf.
  • vor 1883 eingekircht ist Seehof (Forsthaus Dehmsee)
  • 31.10.1884 Beschluss: Geistlichen, Schullehrern und Kirchendienern ist bei der Durchführung des Dreiklassenwahlrechts die Wahlberechtigung entzogen.
  • 27.5.1885 der Kirchenälteste Zimmermeister Karl Gottlob verstarb, er war viele Jahre Gemeindevorsteher, Kirchenältester und Schiedsmann
  • 1888 Die Kirche erhält zwei Kronleuchter.
  • 1899

  • um 1900 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf

Geschichte der Briesener Kirche I

Abriss der Geschichte der Briesener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil I  seit Beginn des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

 

  • 1225 erste Erwähnung, auch: Brezen, Breza (polabisch: Birke), Brysen, Brysin oder Brissen (Birkendorf)
  • 1237 “Merseburger Zehntvertrag”, die Askanier verpflichten sich zu einer Vier-Hufen Pfarrausstattung. Orte, die dieser Ausstattung nicht entsprechen, sind vermutlich früher gegründet worden. In der Altmark z.B. waren 1-2 Hufen üblich oder in der Lausitz 3 Hufen.
  • 1403 “in deme dorffe Brisen” in einer Urkunde der Kartäuser
  • ab 1403 Markgraf Jobst von Mähren, Pfandbesitzer der Mark Brandenburg, erteilte einen Lehnbrief dem “Heinrich Strantz zu Sieversdorf”, weil Schlabrendorf keine Lehnserben hatte, auf dessen Anteil die Anwartschaft und Mitbelehnung von Briesen fallen konnte,  Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz, welche auf das edelfreie thüringische Geschlecht derer von Tüllstedt zurückgehen, ab 1210 mit dem Beinamen Strantz. Im 14. Jhd. erlosch die thüringische Linie, die märkische Linie ist seit 1325 nachweislich, Stammhäuser waren Sieversdorf und Petershagen (1416 erhielten Hermann (IV.) Strantz und seine Söhne in beiden Orten jeweils einen Hof mit 10 Hufen als Lehen)  (Eine Margarethe von Strantz war 1568 Küsterin im Kloster Friedland, ein Otto von Strantz war Herr auf Sieversdorf und Petershagen, vor 1566-1625, verheiratet mit Margaretha von Burgsdorff, Müllrose * 1575)
  • bis nach 1403 Lehnträger sind derer von Schlabrendorff über den größten Teil des Ortes (altes brandenburgisch-pommersches Adelsgeschlecht, welches um Berlin / Teltow ansässig war, später z.B. Lehn in Groß Machnow, war verwandt mit von Beerfelde, von Hake, von Wedel u.a.)
  • 1405 “Bryßin” (Brysin) in einer Urkunde des Hochstifts Lebus als Kirchdorf erwähnt, vermutlich als Mutterkirche, (Sedes= Sprengel) Falkenhagen (Valkenhagen). Es mussten jährlich 2 Talente als Cathedratikum an den Bischof abgeführt werden. Der Sprengel umfaßte die Stadt Falkenhagen, Döbberin, Jahnswalde ( zu Beginn des 15. Jhd. wüst), Petershagen, Treplin, Hohenjesar, Karzig, Niederjesar, Mallnow, Alt Podelzig, Lebus, Wüsten-Kunersdorf (im 30jährigen Krieg wüst), Petersdorf, Briesen, Alt Madlitz, Wilmersdorf, Falkenberg, Demnitz, Neuendorf im Sande, Steinhöfel, Fürstenwalde, Trebus, Beerfelde und Jänickendorf. 
  • bis 1438 Lehnsherren sind derer von Lossow zu Biegen über halb Briesen, mit dem Lehnschulzen, dem Krüger mit 3 Hufen, 12 Hüfnern, 7 Kossäten, Anteilen der großen Heide und dem halben Gericht, welche auch das Patronat inne haben (Ersterwähnung eines Otto de Lossowe in Lauban 1290, ein Peter de Lossowe war zwischen 1303 und 1334 Consiliarius und später Truchseß der brandenburgischen Markgrafen aus dem Geschlecht der Askanier, also ein sehr einflussreicher Mann, um 1328 soll der Stammsitz in Lossow bei Frankfurt (O) gewesen sein)
  • 1438 “an dem dorffe zcu Briesen” in einer Urkunde der Kartäuser, welchen ein großer Teil des Dorfes als Lehn untersteht (Lossower Lehnsanteil), 50 gr Heidezins mussten an das Kloster jährlich gezahlt werden
  • 1438 – 1538 das Kartäuserkloster in Frankfurt (O) hat das Patronat inne
  • 1440 Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz über einen Hof und Anteile am Dorf 
  • um 1450 Glocke , 65 cm Durchmesser, soweit man die Inschrift lesen konnte, lautet sie wohl: Ave Maria gracia plena dominus tecvm benedicta tv in mvlierib “Sei gegrüßt, Maria, du Gnadenreiche. Der Herr sei mit dir! Gesegnet bist du unter den Frauen.”
  • 1492 die Lehnsanwartschaft erhält das Kartäuserkloster in Frankfurt (O)
  • 1460 Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz über einem Hof mit 4 Hufen Land frei zum Dienst, das Dorf, welches insgesamt 24 Hufen umfasst, hat 2 Pfarrhufen. Am 26.4. verkauft Hans Grosse, Bürger zu Frankfurt (O) seine Hebungen in den Mühlen zu Briesen (“Brysen”) an die Kartäuser.
  • 1470 Johann Strantz (“…hans strancz zcu petirshagen…” zu Petershagen verkauft seine Hebungen zu Briesen (“…czum Brezen…”) an die Kartäuser (Urkunde Copialbuch des Klosters  Nr.40)
  • 6. Januar 1471 Strantz zu Petershagen verkauft wiederkäuflich (Pfandbesitz) seine Hebungen zu Briesen an die Kartäuser (Urkunde Copialbuch des Klosters  Nr.41)
  • 1485 die von Strantz zu Petersdorf und Sieversdorf verkaufen wiederkäuflich (Pfandbesitz) ihren Freihof und die Schäferei zu Briesen  nebst Zinsen an die Kartäuser
  • 1493 Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz zu Petershagen über einem freien Hof mit Schäferei und 3 Hufen, 1 Wiese zwischen dem Dorfe und dem Busche, 10 Hufen und 12 Kossätenhöfen, der Anteil derer von Lossow ist im Pfandbesitz des Kartäuserklosters
  • bis 1493/1495 Lehnsherr ist der Markgraf bzw. Kurfürst
  • 1495 – 1538 Briesen in Besitz des Kartäuserordens Frankfurt (O), dazu gehören auch größere Anteile des Briesener Busch, dazu kommen frühere Anteile, die mit den neuen vereinigt werden
  • 16.11.1538 „Spandauer Vertrag, Joachim II. mit Prior Peter Golitz (+15.10.1551) und gantzem Convent“ Briesen wird an die drei Bürgermeister von Frankfurt, Hieronymus Jobst, Matthäus Wins und Peter Petersdorf (Pederstorff) auf Booßen (vor 1490 – 1543/44), übergeben, für den Fall, dass die Kartäuser bei Nichtzahlung der Rente von ihrem Recht der Schadloshaltung Gebrauch machen sollten
  • 1538 – 1540 Lehnsherr und Patron ist der Kurfürst
  • 1539 Reformation in Brandenburg, Einführung des Kirchenbuches, die Pfarrer waren angehalten, über das Gemeindeleben Buch zu führen. Briesen (24 Hufen) und Kersdorf werden zur Parochie Jacobsdorf gelegt, die Kirche Briesen hat 6 Groschen Bischofszehnt abzuführen, 2 Hufen Land gehören dem Pfarrer, alte Kirche mit Friedhof auf dem Mühlenplatz (Meyerscher Mühlengrund)
  • 3. April 1540 – 1811 Kurfürst Joachim II. verfügt die Übergabe des Besitzes des Kartäuserklosters an die Universität “Viadrina” Frankfurt (O), welche auch das Patronat inne hat.
  • 1573 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 1573 – 1806 Kircheninspektionen
  • 1603 Kirchenglocke, 75 cm Durchmesser, trägt an der Haube zwei Kruzifixe und die Inschrift: Martin Preger hat mich gegossen 1603. Mertin (Martin) Preger war der Sohn des Glockengießers Sebastian Preger, Frankfurt (O)
  • 1613 Übertritt der Hohenzollern zur reformierten Konfession
  • 1624 von den 20 Kossäten (u. a. dem Müller), gehören der Kirche 2, der Pfarrer hat noch immer 2 Hufen
  • 1633/1634 von 22 Bauernhöfen sind 14 wüst, von den 20 Kossätenhöfen 9
  • 1662 Verordnung zum Aufbau einer Schule
  • 1663 Kersdorf gehört deren von Wulfen, welche Stiftsvasallen und Lehnleute des Stiftes Lebus waren
  • 1679 Eine neue Kirche wird gebaut, sie ist eine der damals regional typischen Fachwerkkirchen, etwa 19 m lang, 9 m breit und 5 m hoch. Der kleine Turm war fast quadratisch mit knapp 6 m Seitenlänge und ca, 13 m hoch. An der Spitze eine Helmstange, trug er die beiden Glocken.
  • 1687 die beiden Universitätshufen sind wüst, auch ihre 5 Kossätenhöfe, der erste Wassermüller hat eine Mühle
  • um 1690 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 27.2.1692 Da viele Bauern sich weigerten, die Katechismuslehre zu besuchen, wurden die Pfarrer angewiesen, das “Zirkularschreiben” des Landesherren von der Kanzel zu verlesen, darin wurden Inspektoren angewiesen, die vom Pfarrer anzuzeigenden Gemeindemitglieder streng zu ermahnen, falls dies nicht genüge, werden von Landesherren Geld- und Leibesstrafen verhängt.
  • Dezember 1696 Die Regierung stellt fest, trotz einer Verordnung im selben Jahr, welche den Karfreitag aufwerten sollte, kam es beinahe überall noch immer zu den Marienfesttagen. Wo Prediger, Patron und Gemeinde zustimmten, sollten die traditionellen Feiertage gänzlich abgeschafft werden, zumindest sollte erst am nächstfolgenden Sonntag gefeiert werden.
  • 1696 Die Universität übergibt denen von Strantz das Lehnschulzengericht mit 4 freien Hufen, 2 Pachthufen und eine freie Schäferei mit Lehnbrief. 
  • 1700 Kirchenvater und Gerichtsperson war Georg Kucke

Literaturverzeichnis

Neben den Angaben unserer Kirchenbücher, Erinnerungen und Erzählungen, sowie weiterer vorhandener Aufzeichnung habe ich zur Erstellung der geschichtlichen Daten unter anderem diese Veröffentlichungen genutzt:

  • Amts-Blatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurth an der Oder. nebst Oeffentlicher Anzeiger (als Beilage zu No. … des Amts-Blattes der Königlich Preußischen Regierung).

  • Anton Friederich Büsching: Anton Friderich Büschings Erdbeschreibung. Theil 1-11 (1-3), 13.

  • August Heinrich von Borgstede (1788): Statistisch topographische Beschreibung der Kurmark Brandenburg. Berlin (1).

  • August Seidensticker (1896): Rechts- und wirtschaftsgeschichte Nordöutscher Forsten Besonders im Lande Hannover Dargest. Bd 1. Hg. v. Dieterichische Universitäts-Buchhandlung (L. Horstmann.

  • Liste Auswanderer Biegen.

  • Berghaus, Heinrich (1856): Landbuch der Mark Brandenburg (etc.). Brandenburg: Adolph Müller.

  • Berthold Schulze (1935): Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin. Im Kommissionsverlag von Gsellius: Berlin (7).

  • Bliss, Winfried (1978): Die Plankammer der Regierung Frankfurt an der Oder.

  • Büsching, Anton-Friedrich (1775): Vollständige Topographie der Mark Brandenburg. Berlin: Buchhdl. d. Realschule.

  • Der Bibliothekar: Zeitschrift für das Bibliothekswesen. 1-6: Volk und Wissen Verlag, 1977 (31).

  • Elzbieta Foster, Klaus Müller, Gerhard Schlimpert, Reinhard E. Fischer (1996): Brandenburgisches Namenbuch. Die Gewässernamen Brandenburgs: Verlag H. Böhlaus Nachfolger (10).

  • Engel, E. (2000): Städtebuch Brandenburg und Berlin: W. Kohlhammer.

  • Ernst Friedrich Gurlt,Carl Heinrich Hertwig (1860): Magazin für die gesammte Thierheilkunde. 26 Bände.

  • Ernst Zimmermann (1826): Predigten über sämmtliche Sonn- und Festtags-Evangelien des Jahres (1).

  • Franz Ritter: Vor 100 Jahren in Jacobsdorf. Jakobsdorf: Die Furt.

  • Geologischer Dienst, Preussische Geologische Landesanstalt, Germany Reichsamt für Bodenforschung (1895): Abhandlungen. Neue Folge. 19-22: Berlin, Akademie-Verlag.

  • Georg Kaufmann, Gustav Bauch (1907): Acten und urkunden der Universität Frankfurt a.O.

  • Grimm, Jacob (1899): Deutsche Rechtsalterthümer. 4. Aufl. Leipzig: Weicher (1).

  • Heinrich, Gerd; Bahl, Peter (1999): Tausend Jahre Kirche in Berlin-Brandenburg. Berlin: Wichern.

  • Immo Eberl, Helmut Marcon (1984): 150 Jahre Promotion an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen: Biographien der Doktoren, Ehrendoktoren und Habilitierten, 1830-1980: K. Theiss.

  • Ingeborg Weber-Kellermann (1965): Erntebrauch in der ländlichen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts. auf Grund der Mannhardtbefragung in Deutschland von 1865, Band 1865: N. G. Elwert.

  • Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte (1914). Unter Mitarbeit von Verein für Brandenburgische Kirchengeschichte. 11-12: Arbeitsgemeinschaft für Brandenburgische Kirchengeschichte,

  • Jerchel, Heinrich (1912): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg: tl. 6. Kreis Crossen: Deutscher Kunstverlag.

  • Johann Jacob Mosers (1779): Johann Jacob Mosers Beyträge zu dem neuesten europäischen Völkerrecht in Kriegszeiten (1).

  • Johannes Klose (2005): Aspekte der Wertschätzung von Vögeln in Brandenburg. Zur Bedeutung von Artenvielfalt vom 16. bis zum 20. Jahrhundert: Cuvillier.

  • Journal für die Baukunst (1837).

  • Kleist-Ausstellung in Falkenhagen.

  • Landschaftsschutzgebiete in Brandenburg (2010).

  • Ludat, Herbert: Das Lebuser Stiftsregister von 1405. Studien zu d. Sozial- u. Wirtschaftsverhältnissen im mittleren Oderraum zu Beginn d. 15. Jahrhunderts. Wiesbaden: Harrassowitz in Komm (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 9).

  • Ludat, H. (1942): Bistum Lebus: Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesisch-polnischen Besitzungen: G. Olms.

  • Ludat, Herbert (1991): Bistum Lebus. Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesischpolnischen Besitzungen. 1942. Aufl. Hildesheim: Olms.

  • Märkische Oderzeitung

  • Neugebauer, Wolfgang (1985): Absolutistischer Staat und Schulwirklichkeit in Brandenburg-Preussen. Berlin: De Gruyter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 62).

  • Otto Büsch, Wolfgang Neugebauer (1981): Moderne preussische Geschichte, 1648-1947. eine Anthologie. 3 Bände: Gruyter.

  • Paul Niekammer (1929): Güteradressbuch. Provinz Brandenburg. Leipzig (VII).

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. 1983: Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar.

  • Raschig, Peter (1999): Die alte Weinpresse und der neue Weinbau auf den Jessener Bergen. In: Ferienland Dübener Heide und seine Nachbarn : Informationen und Tips für Gäste und Einwohner (Herbst)

  • Riedel, Adolph Friedrich ((1865)): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Berlin: Morin.

  • Riedel, Adolph Friedrich ((1867)): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Berlin: Morin.

  • Riedel, Adolph Friedrich (Hg.) (1838-1869): “Codex diplomaticus Brandenburgensis”. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten…Berlin.

  • Riedel, Adolph Friedrich (1832): Beschreibung der politischen und kirchlichen Verhältnisse der Mark Brandenburg. Berlin: Dümmler (Die Mark Brandenburg im Jahre 1250 oder historische Beschreibung d. Brandenburg. Lande u. ihrer pol. u. kirchl. Verhältnisse um diese Zeit / aus Urkunden und Kroniken bearb. Preisschrift v. Adolph Friedrich Riedel, 2).

  • Riedel, Adolph Friedrich (1838-1865): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken … für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. Berlin.

  • Riedel, Adolph Friedrich (1843-1858): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten : Haupttheil 2: Urkunden-Sammlung zur Geschichte der auswärtigen Verhältnisse der Mark Brandenburg und ihrer Regenten … Berlin.

  • Riedel, Adolf Friedrich (1859-61): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten : Haupttheil 3: Sammlung für allgemeine Landes- und kurfürstliche Haus-Angelegenheiten. Berlin.

  • Riedel, Adolph Friedrich (1862): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten : Haupttheil 4: Urkunden-Sammlung für die Orts- und spezielle Landesgeschichte. [Überreste älterer Brandenburgischer Geschichtsschreibung], Bd. 1. Berlin.

  • Riedel, A.F (1867): Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. Chronologisches Register zu sämmtlichen Bänden ; 1. 786 – 1414. 7 ,1: Morin.

  • Riedel, Adolph Friedrich (1867-68): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Namenverzeichniss zu Sämmtlichen Bänden. Berlin: G. Reimer.

  • Riedel, Adolph Friedrich (1867-69): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Berlin: G. Reimer.

  • Schmidt, Fridel: Planungsunterlagen für ländliche Bauten im Zuge der Bodenreform.

  • Schroll, Anton (2007): Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Wien.

  • Schulze, Martin: Orgelhandbuch Brandenburg. 1. Aufl. Berlin: Freimut & Selbst (Edition Labium).

  • Siegfried Griesa, Heinz Pohle, Joachim Winkler (2001): Chronik Jacobsdorf. Jakobsdorf: Die Furt.

  • Trebbin, Herrmann (1934): Müllrose. Aus den Schicksalen und Kämpfen einer märkischen Landstadt (1).

  • Topographische Karte (Meßtischblätter); 3652,1937: Booßen. – Hrsg. 1896, bericht. 1934, Nachtr. 1937. – 1:25000. – [Berlin]: Reichsamt für Landesaufnahme, 1937. Biblioteka Narodowa, public domain

  • Verein der Freunde und Förderer des Museums Viadrina Frankfurt (Oder) e.V. / Stadtarchiv Frankfurt (Oder) / Kleist-Museum Frankfurt (Oder): Frankfurter Jahrbuch.

  • Viadrina Frankfurt (2003): Uni on. Zeitung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Nr. 39 August 2003. In: Frankfurt (Oder)Zeitung der Europa-Universität Viadrina 39

  • Weber-Kellermann, Ingeborg; Mannhardt, Wilhelm (1965): Erntebrauch in der ländlichen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts auf Grund der Mannhardtbefragung in Deutschland von 1865. Marburg: N.G. Elwert (Veröffentlichungen des Instituts für mitteleuropäische Volksforschung an der Philipps-Universität Marburg-Lahn. A, Allgemeine Reihe, 2).

  • Willich, C.; Barthel, R. (1994): Die Ortsnamen des Landes Lebus: Böhlau (8)

  • Wohlbrück, Siegmund Wilhelm (1832): Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Berlin: [s.n.].

  • Wolfgang Neugebauer (Hg.) (1992): Schule und Absolutismus in Preussen. Akten zum preussischen Elementarschulwesen bis 1806. Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 83.; Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin., Quellenwerke ;, 8.

  • Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-Wesen in dem Preussischen Staate (1865/1871). Berlin: Ernst & Korn.

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Biegener Kirchgeschichte IV

Abriss der Geschichte der Biegener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil IV seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts

 

  • 1903 Der Zuschuss zum Pfarrwitwen- und Waisenfond wird den Pfarrern erlassen.
  • 1905 Das Anfangsgehalt der Pfarrer wurde auf etwa 2.400 M angehoben, die Geistlichen mussten jedoch als einzige Beamte Beiträge für ihre Pension zahlen oder sich anrechnen lassen.
  • 1907 Das Endgehalt der Pfarrer wird auf 6.000 M jährlich angehoben.
Kirche Biegen 1907

Kirche Biegen 1907

  • 1912 Der Ort hat vor dem Weltkrieg bereits 500 Einwohner, einen eigenen Spar- und Darlehnskassenverein, eine Brennerei (Edm. Loth), Brennmeister ist R. Meseck, eine Mühle (G. Kupper), 2 Gasthöfe (H. Glieschen, C. Schönfeld), 2 Gemischtwarenhandlungen (Gleische, Schickram) , Sattler  (W. Grienitz), Tischler (E. Gerlach), Schmiede (J. Hansel), Dachdeckerei (O. Lehmann), Schuhmacher (C. Banisch) und Schneiderei (W. Nickel) sind ebenso vorhanden, wie eine Bäckerei (W. Ewald).
Biegen 1912

Kirche Biegen 1912

Biegen Dorfstrasse

Blick von der Dorfstraße zur Kirche

  • 1914 – 1918 1. Weltkrieg Da Väter, Ehemänner und Söhne eingezogen wurden, gerade auf dem Lande die Frauen ihre Arbeiten auf dem Feld und in den Ställen übernehmen mussten, versuchte man vielerorts, mit Abendandachten, Kriegsgebetsstunden, Kriegerfrauenabenden, Weihnachtspäckchen für die Front, Lebensmittelspenden für die Stadtbevölkerung und vielen anderen Aktionen, die sich leerenden Reihen in den Kirchen zu füllen und den Verbund der Zurückgebliebenen zu stärken.
  • 1917 Die Glocke aus dem 15. Jh muss abgeliefert werden, anscheinend wurde sie später ersetzt, da sich im 2. Weltkrieg 2 Glocken im Turm befinden.
  • 19.11.1918 Verfügung über die Abschaffung des Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach, mit dem Untergang des Kaiserreichs endet das Staatskirchentum.
  • 1918
Vitrine

Rest des im zweiten Weltkrieg zerstörten Kriegerdenkmales. Es wurde zur Erinnerung an die Gefallenen errichtet

  • 1919 Gründung des “Verbandes der Patrone der evangelischen Kirche”, die Patrone trugen weiterhin die Baulasten von Kirche und Pfarrhaus
  • 24.6.1922 Attentat auf Walther Rathenau. Ernst Werner Techow, der Fahrer des Mordwagens, war nach dem Anschlag auf das Gut Biegen zu seinem Onkel Erwin Behrens geflüchtet. Als dieser am 29. Juni in der Zeitung von der Fahndung nach seinem Neffen las, hielt er ihn bis zu dessen Verhaftung fest. Ernst Werner Techow entging der Todesstrafe und wurde wegen Beihilfe zum Mord zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.*)
  • 1923 Mühlenbesitzer ist Karl Schulz
  • 1.4.1924 Die neue Kirchenverfassung tritt in Kraft. Pfarrer waren nun einander gleichgestellt, ohne Rangunterschiede, Frauen erhielten das Wahlrecht (GKR).
  • 1925 – 1939 Die Einwohnerzahl Biegens sinkt von 540 auf 397
  • 1928 – 1929 in Biegen gibt es den Brennerei und Spirituosenvertrieb (E. Behrends)
  • vor dem 2. Weltkrieg

Biegen, Dorfstraße, Blick zur Kirche und zum Schloß

Biegen vor dem 2. Weltkrieg

Oben Dorfansicht, unten links Karl Schönfeld Fremdenzimmer, rechts das Schloss, es war 1929 als Bestandteil des Rittergutes (412 ha) in Besitz des Elard von Oldenburg-Januschau, Reichstagsabgeordneter und enger Vertrauter Hindenburgs.*)

Schule Biegen

die neue Schule

  • 1931 In Biegen stehen 77 Wohnhäuser mit 110 Haushaltungen.
  • 11.5.1931 Preußischer Staatsvertrag, Vertrag zwischen Kirche und Staat, welcher dem Staat ein gewisses Mitspracherecht einräumt, Teile dieses Vertrages haben bis in die Gegenwart Gültigkeit (Saarland, NRW). 
  • 23.3.1933 Hitler garantiert in seiner Regierungserklärung die Rechte der Kirche und bezeichnet das Christentum als bleibendes Fundament des sittlichen Lebens des deutschen Volkes
  • 14.7.1933 Neue Deutsche Evangelische Kirchenverfassung als Reichsgesetz.
  • 23.7.1933 Kirchenwahlen, gegen die Deutschen Christen konnte durch staatlichen Zwang nur eine Sammelliste “Evangelium und Kirche” kandidieren, welche auch die Gruppe “nationalsozialistische Pfarrer” enthielt. Die Kirchenwahlen wurden im Land als “Volksabstimmung” für oder gegen die “neue Zeit” verstanden, die Deutschen Christen gewannen, da ihnen der gesamte NS-Propagandaapparat zur Verfügung stand.
  • 11.9.1933 Es gründet sich der “Pfarrernotbund“, dieser kritisierte die Zugehörigkeit vieler Pfarrer bei den Deutschen Christen als unvereinbar mit der Unparteilichkeit und Autorität des Amtes. Bis zum Frühjahr 1934 wurden etwa 60 Kritiker mundtot gemacht, sie wurden straf- oder in den Ruhestand versetzt, erhielten Verweise oder Beurlaubungen.
  • 2.3.1934 “Kirchengesetz über die Leitung der evangelischen Kirche der altpreußischen Union”, es erfolgt die Gleichschaltung der preußischen Kirche mit der Reichskirche und deren verfassungsmäßiger Umbau in eine Führerkirche
  • 1934 Gründung der Bekennenden Kirche, in der “Barmer Erklärung” wendet sie sich gegen die NS- Einmischung in Kirchenbelange. 
  • 1934 – 1938 Renovierungsarbeiten in der Biegener Kirche, bei welchen die Malereien unter 8 Kalk- und Tünchschichten wieder freigelegt wurden, Umbau der Orgel, “Opus 1503” mit 2 Manualen, 1 Pedal, 16 Registern unter Oskar Walcker (1869-1948) und Orgelbaumeister Karl Ruther (+1955) (Sauer – Walcker Orgelbau)

Rittergut Biegen um 1935

Biegen um 1937

  • 1939 In Biegen sind land- und forstwirtschaftlich 1 Betrieb mit über 100 ha, 14 mit 20 – 100 ha, 14 mit 10 – 20 ha, 9 mit 5 – 10 ha, 7 mit 0,5 – 5 ha ansässig. Es gab erste Enteignungen: 56,1 ha wurden auf 21 Landarbeiter und landlose Bauern, 55,8 ha auf 7 Landarme, 177,4 ha auf 19 Umsiedler, 10,7 ha auf 3 Handwerker, 6,6 ha auf 4 Arbeiter und Angestellte, 1 ha Wiese an 1 Altbauern, 9 ha Wald an 5 Altbauern, 10 ha an die Gemeinde, 24, 6 ha an VdgB und ca. 3, 5 ha an die Post verteilt.
  • 1939/1940 der Hilfsprediger Dr. Alfred Schmidt kommt nach Biegen, er wurde nach seinem Wehrdienst Superintendent und war von 1957 – 1959 im Auftrag der Ev. Akademie Missionar in  Japan
  • Mai 1941 Durch die Gestapo werden die 12 Mitglieder der Prüfungskommission und weitere führende Theologen der Bekennenden Kirche inhaftiert und ihr damit faktisch das Rückgrat gebrochen. Die Brandenburger halten jedoch auch im Oktober 1943 noch an ihren Notrecht fest und übereignen ihre Kollekten nicht dem Konsistorium.
  • 1944 Die größere Biegener Glocke wurde zum Einschmelzen entwendet
  • 1945
Pfarrhaus 1945

das Pfarrhaus

Gemeinderaum

der Gemeinderaum

Altar 1945

1945, der Altar mit dem aufgesetzten Gottesauge, die Fenster dahinter noch nicht vermauert

Altar Biegen

Zustand 1907

Kirche 1945

das Dorf und die Kirche sind zu 80 % zerstört

  • 7.5.1945 Generalsuperintendent Dibelius (1880-1967) übernimmt in Berlin die “Vakanzverwaltung” für Berlin-Brandenburg und die Niederlausitz als Bischof. Die Besatzungsmächte achteten und förderten die Kirche und so erhielt die Kirche einen Zuschuss zur Pfarrerbesoldung, so dass den Pfarrern ein Gehalt von 250 – 350 RM gezahlt werden konnte. Gleichfalls konnte durchgesetzt werden, das die Kirchensteuer im Lohnabzugsverfahren über die Finanzämter an die Staatssynode abgeführt wird.
  • Oktober 1945 aus der “Kirchenprovinz Mark Brandenburg” wird die “Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg”, Typhus fordert seine Opfer, wo noch das Abendmahl abgehalten wird, geschieht dies mit Wasser, in der Rationsverteilung erhalten Pfarrer die vorletzte Stufe.
  • 1945 – 1949 Pfarrer Walter Schubert (1945 – 1951) berichtet:

” Ca. 20.000 Steine wurden heraus gestoßen, dabei wurde das gesamte Uhrwerk vollkommen zerstört, die 2. wertvolle Glocke zum Springen gebracht, der Glockenstuhl stark beschädigt… Durch den ungeheuren Luftdruck wurde der Sandsteinaltar beschädigt, die Orgel fast ganz zerstört. Was die Kampfhandlungen verschont hatten, begannen in den Jahren 1945 – 1949 die Witterungseinflüsse zu vernichten. … Die völlige Verarmung der Gemeinde, die katastrophale Verknappung der Baumaterialien … machte eine Selbsthilfe unmöglich. Sie musste sich auf Entrümplungsarbeiten beschränken. Die Kirchengemeinde versammelte sich zu ihren Gottesdiensten im Pfarrhaus, das sich zu diesem Zweck als viel zu klein erwies. Sie opferten ihre Gaben für den Kirchenbau. Da erreichte uns am 30.7.1949 die fast unglaublich erfreuliche Nachricht, dass zur Instandsetzung der Kirche 8.000 DM gestiftet seien unter der Zusicherung, dass die Arbeiten unverzüglich in Angriff genommen werden würden.”

nach 1945

Kirche Biegen

  • 1946 In Biegen werden 427,2 ha enteignet, die alteingesessene Bevölkerung erhält bedeutenden Zuwachs durch die 19 Umsiedler, welche 177,4 ha Land erhalten, es leben 467 Einwohner im Dorf.
  • 1946 – 1950 “administrativ repressierte” Deutsche, unter ihnen viele Geistliche, werden abgeholt, viele “verschwinden” unter bis heute ungeklärten Umständen in den Lagern 
  • 31.5.1946 Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule: “Die schulische Erziehung der Jugend ist ausschließlich Angelegenheit des Staates. Der Religionsunterricht ist Angelegenheit der Religionsgemeinschaften…“
  • 1947 Der Kostenvoranschlag für die Kirchsanierung weist eine Summe von 50.500 DM aus.
  • 1948 Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nimmt seine Arbeit auf, es wird eine Grundordnung für die Ev. Kirche Berlin-Brandenburg beschlossen. Trotz großer Not wurde von den “Mächtigen” alles unternommen, die kirchliche Krankenpflege fast vollständig zu unterbinden.
  • 18.3.1949 Die Johanniterkrankenhäuser werden beschlagnahmt.
  • 1.4.1949 Neue Grundordnung der Landeskirche, die Teilung in Berlin, Kurmark und Niederlausitz bleibt bestehen, die Ausübung des Religionsunterrichts an den Brandenburger Schulen gelingt nur unter großen Schwierigkeiten.
  • 26.8.1949 Der Gemeindekirchenrat beschließt, die Kirche wieder Instand zu setzen, die Arbeiten am Turm müssen jedoch zurück gestellt werden, da die Kosten deutlich höher, als 1947 angenommen, sind. Pfarrer Schubert schreibt:

“Beim Aufreißen der Decke sind zwei Balken gebrochen, neun Sparren sind verfault, mehrere Balkenköpfe schwer beschädigt … Aber wir verlieren nicht den Mut … Abends, wenn der Pfarrer in die Häuser geht, um für den nächsten Tag einen Mittagstisch für die Handwerker zu besorgen, wird er merken, wie hier und dort ein gläubiges Leuchten in den Augen manches Sorgenvollen und Verbitterten zu sehen ist.”

Das Kirchendach wird mit Holzschindeln eingedeckt, inzwischen ist aus Hamburg die Glocke unterwegs in die Heimatkirche. Die Ältesten sammeln 1.275 DM, damit der Glockenturm ausgebessert und die Glocke aufgehängt werden kann.

  • Dezember 1949
Dezember 1949

Blick von der Jacobsdorfer Dorfstrasse (heute Müllroser Landstrasse) zur Kirche

  • 24.12.1949 Um 16 Uhr läuten die Glocken das Weihnachtsfest ein, die Gemeinde nimmt ihr Gotteshaus wieder in Gebrauch, trotz noch vorhandener Schäden

Kirche 1949

  • 1949 – 1954 Aus öffentlichen Mitteln für künstlerisch bedeutende Kirchen wurden durch den stellv. Ministerpräsidenten der DDR Otto Nuschke und dem Institut für Denkmalspflege in Zusammenarbeit mit der Kirche 10 Mill. Mark zur Verfügung gestellt, die andere Hälfte wurde durch Gemeinden und Landeskirche aufgebracht.
  • Ostern 1950 Die Kirche widersetzt sich Partei und Regierung, tritt gegen die Werbung für “Nationale Front“, Eintritt in die “DSF” und die “FDJ” ein, führt öffentlich Beschwerde, das der “Jungen Gemeinde” untersagt ist, ihr Abzeichen zu tragen. Pfarrer, welche der “Nationalen Front” beitreten, werden von der Kirche gemaßregelt.
  • April 1952 Pfarrer Krüger – Haye übernimmt die Pfarrstelle und leitet bis 1955 die 2. Phase des Aufbaus. Im Kirchturm hängen 2 Glocken, die kleinere wird verkauft, um den weiteren Aufbau zu finanzieren. Eine andere, Leihgabe aus Hasselbusch (Niesporowice), Kreis Soldin, hängt nun an ihrer Stelle, sie wurde von Lorenz Kökeritz aus Stettin 1670 gegossen.
  • Juli 1952 2. Parteikonferenz der “SED“, die Politik gegen die Kirche wird verschärft
  • 1952 Der “Jungen Gemeinde” wird ihr Kirchentag in Lübbenau untersagt, die Zeitschrift “Stafette” darf nicht mehr erscheinen.
  • 1953 Da die Jungen Gemeinden unter großen Schwierigkeiten in der DDR agieren (Verfolgung seit 1951), wird auf Beschluss der GKR als Turmbekrönung das Kreuz auf der Weltkugel – Zeichen der Jungen Gemeinde – angebracht. Das Zeltdach des Turmes ist mit einem Reifen, der innen ein “A” zeigt, geschlossen. Das “A” steht für “Christus ist das Α und Ω”

Sanierung Kreuz

  • Mai 1953 Vorwurf, die Junge Gemeinde sei eine “unter religiöser Maske getarnte illegale Agenten- und Spionageorganisation“. Viele Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter wurden verhaftet, kirchliche Veranstaltungen, Rüstzeiten und Kirchentage verboten.
  • 10.6.1953 Auf Befehl der UdSSR müssen die Repressalien zum Teil rückgängig gemacht werden.
  • 1954 “Kinder, die sich einer Handlung unterziehen, die im Gegensatz zur Konfirmation steht (Jugendweihe o. ä), können nicht konfirmiert werden.“
  • Ende 1954 Der Druck gegen alles Religiöse verschärft sich durch die SED, Jugendweihen werden begünstigt.
  • 1955 Die erste LPG Typ I wird in Biegen gegründet.
  • 12.12.1955 Gründung des Posaunenchors unter dem Pfarrer Krüger – Hayer in Biegen.
  • 1956 Der Kirche wird die Möglichkeit des eigenen Zwangseinzugs der Kirchensteuer genommen. Aus staatlicher Sicht wurde die Kirchensteuerverwaltung als eine kirchliche Angelegenheit angesehen, wobei die kircheneigene Beitreibung der Kirchensteuern einen zusätzlichen staatlichen Vollstreckungstitel benötigte, dieser wurde ihr jedoch verwehrt, die Folge war, das es keinen Einzug der Steuer über den Lohn gab und dieser auch nicht einklagbar war. Austritte aus der Kirche wurden nun beim Standesamt erklärt.
  • 1957 Die mechanische Sauer – Orgel wird wiederhergestellt, das Chorgestühl nicht mehr eingebaut, die Kanzel wird aus dem Bogen weiter ins Kirchenschiff versetzt, die 3 Altarfenster werden zugemauert und der Fußboden mit Altarstufen wird neu verlegt. In die LPG sind seit der Gründung 59 Mitglieder mit 510 ha Land aufgenommen.
  • 1.10.1957 Im “Neuen Deutschland” wird durch Walter Ulbricht der Ton gegen Kirche verschärft. Die Ost -CDU erklärt in seinem Auftrag: “Wer gegen die Jugendweihe ist, verneint den Fortschritt.” Die Dorfjugend nimmt dagegen weiter am Konfirmandenunterricht teil.
  • 1958 Der Sandsteinaltar wird fertig restauriert, das Gottesauge nicht mehr aufgesetzt. Die Gesamtkosten der Instandsetzung seit dem Krieg beliefen sich auf über  60.000 DM, die Hälfte von der Kirchgemeinde Biegen aufgebracht, der Rest waren Beihilfen der Gesamtkirche, des Kirchlichen Hilfswerks und staatliche Mittel der Denkmalspflege
Turmarbeiten

Turmarbeiten

Turm

Turm saniert

  • 21.7.1958 “Jeder Bürger genießt volle Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die ungestörte Religionsausübung steht unter dem Schutz der Republik.“ Grundsätzlich änderte sich jedoch nichts.
  • 3.9.1958 Bei Restaurierungsarbeiten wird unter der Altarplatte in einer Bleikapsel die Stiftungsurkunde gefunden, dazu zwei Beutel mit Reliquien des Heiligen Eucharius. “Dieser ist nach der Legende vom Apostel Petrus aus den 70 ausgewählt und über die Alpen entsandt worden, um im Rheinland das Evangelium zu verkünden. Er soll dann 25 Jahre als erster Bischof von Trier gewirkt haben. Nach der Kritik der lacte sanctorum gehörte er in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts nach Christi Geburt”
Reliquien

Biegener Reliquien

  • 21.10.1958 Noch immer befinden sich Pfarrer und Mitarbeiter der Kirche in Haftanstalten der DDR.
  • 1958 Das “Stalinstadter Dokument” mit Forderungen der Partei nach einer Stadt ohne Kirchen, führt den Besuch von Gottesdiensten unter “ehewidrigem” Verhalten auf, die Kosten des Scheidungsverfahrens habe der kirchlich gebundene Ehepartner zu tragen, da einem “fortschrittlichem” Menschen das Zusammenleben nicht zumutbar sei.
  • Dezember 1959 In der Gemeinde ist die neue Agenda für die Evangelische Kirche der Union (EKU) in Gebrauch und ein neues Kirchengesangbuch (EKG). Als erster Lektor wird Robert Barsch eingeführt. Die Sakristei ist noch im Wiederaufbau.
  • 1960 – 1968 Gemeindefahrten der Gemeinden Biegen und Pillgram, ab 1964 zusammen mit der Gemeinde Rosengarten
  • Sonntag Rogate, 22.5.1960 Der 2. Abschnitt des Aufbaus ist abgeschlossen, Superintendent Wachholz aus Frankfurt (O) weiht die Kirche zur “St. Nicolai Kirche” wieder ein:

“Zu seiner Ehre hat die Gemeinde diese Kirche wieder aufgebaut. Er halte seine schützende Hand über dieses Haus und diese Gemeinde, damit an diesem Altar das Sakrament recht verwaltet und in diesem Haus sein Wort recht gepredigt werde. Amen.”

Blick vom Eingang aus

Blick vom Eingang aus

Blick in der Chor

Blick in der Chor

Kirche

Kirche

Turm

  • 1960 Aus der LPG Typ I wird Typ II, inzwischen hat sie 187 Mitglieder und 1054 ha Fläche.
  • 1960 – 1963 Über Elternversammlungen in den Schulen wird Druck auf die Gemeinden und Pfarrer ausgeübt, um die Konfirmationen zu unterbinden und die Jugendweihen zu fördern, wer die Jugendweihe verweigerte, dem wird der Besuch weiterführender Schulen untersagt, Lehrstellen verweigert.
  • bis 1962 Biegenbrück ist eingekircht und gehört zur Biegener Kirche
  • 1967 – 1989 Die Kirchenleitungen und Konsistorien wurden verstärkt bespitzelt, mit Wanzen angezapft und ihre Entscheidungen und Beschlüsse waren für die Stasi kein Geheimnis, selbst ganz interne Dinge. Die Folgen waren, dass wesentliche Beschlüsse der Kirchenleitungen, aber auch Synodenbeschlüsse, zum Teil durch die Staatssicherheit manipuliert wurden, was die Vermutung nahe legte, das Mitarbeiter der Kirche im Dienst der Stasi standen, leider wurde dies durch Auswertungen der Akten der Staatssicherheit nach 1990 zur Gewissheit.
  • August 1967 Der (MfS-) Rechtsanwalt Clemens de Maiziére (Vater des Lothar de Maiziére) und damaliger Synodaler der Berlin-Brandenburgischen Kirche, sollte prüfen, ob man der Evangelischen Kirchenleitung Berlin-Brandenburg (EKiBB) Rechtsbrüche nachweisen könne, ob der Rechtsstatus der Kirche anzufechten sei und ob man bei den Einnahmen Unregelmäßigkeiten finden könne (10% waren Zuschüsse der DDR, 50% Zahlungen der Gläubigen und 40% kamen aus dem Westen). Es ließ sich jedoch nichts konstruieren, setzte aber die Gründungsbestrebungen für einen Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR verstärkt in Gang. Die finanziellen Verflechtungen zwischen Partei und Kirche, ob Bauvorhaben, Geschenksendungen oder Bruderhilfen, sind bis heute nicht restlos geklärt. Jeder kirchliche Mitarbeiter und Pfarrer, jeder Anstaltsleiter und jeder Konsistorialrat war mehr oder weniger, unbewusst oder bewusst in die Parteigeschäfte des SED-Handelsunternehmens GENEX verwickelt. Schätzungen gehen davon aus, dass ein großer Teil (bis 50%) des kirchlichen Haushaltes aus Devisen bestritten wurde, kirchliche Mitarbeiter hatten i.d.R. ein sehr geringes Einkommen, so dass die Zahlungen aus der Bruderhilfe für sie ein halbes Jahreseinkommen bedeuten konnte.
  • 1969 – 1975 “Nachrichten von der Nichtaufnahme christlicher Kinder in die Vorbereitungsklassen und in die EOS, von Zurückweisungen vom Hochschulstudium, von der Zurücknahme schon ausgesprochener Zulassungen und von Relegierungen gehören leider weiterhin zum ‘täglichen Brot‘ der Kirchenleitungen.“
  • 1972 Das Dach ist mit Biberschwänzen gedeckt, es zeigen sich Schäden im Gebälk. Unter Pfarrer Helmut Sell (1968 – 1975) werden Holzschutzmaßnahmen durchgeführt.
  • 18. Sonntag nach Trinitatis, 1.10.1972 Superintendent Rössler aus Lebus hält die Festpredigt zur 500 Jahr Feier der Gemeinde
  • 1974 Die Pfarrer werden per Verordnung genötigt, ihren staatlichen Gehaltszuschuss persönlich beim jeweiligen Rat in der Abt. Inneres abzuholen.
  • 1.10.1975 Der Pfarrsprengel Jacobsdorf wird pfarramtlich mit Biegen verbunden (Dauervakanz), jetzt gehören 4 Kirchen und Gemeinden zusammen. Pfarrer Wolfgang Rein beginnt seinen Dienst. Die Idee des Dorfkirchentags wird geboren. Die Zusammenlegung der Gemeinden in der DDR erfolgte aus praktischen Erwägungen heraus, da immer weniger Menschen die Gottesdienste besuchten. In Städten wuchs der Anteil der konfessionslosen Einwohner z.T. auf 80% der Bevölkerung.

Auf dem Kirchboden findet sich ein altes Rednerpult aus der Biegener Kirche, auf welchem folgender Zettel klebt:

PPP Ratgeber

PPP Ratgeber

Dies ist ein PP! Nein, nicht was Sie denken.

Um dieses PP von dem PP an das Sie vielleicht denken zu unterscheiden, fügen wir ein so genanntes Unterscheidungs- “P” hinzu. Sie stehen jetzt an (oder besser hinter) einem PPP. Jetzt alles klarer, nicht wahr?

Lieber PPP-Kandidat !

Fühlen Sie sich nicht wie auf dem PP. Geben Sie sich locker. Stehen Sie unverkrampft. Gewisse Schwankungen hinter dem PPP können Sie leicht korrigieren, in dem Sie sich mit der linken Hand am Oberteil des PPP festhalten. (Auf keinen Fall mit beiden Händen – man könnte Sie mit gewissen anderen Artgenossen verwechseln). Sie überlegen, was Sie mit der rechten Hand tun sollen ? Biblisches, lieber Kandidat, biblisches! Die Linke soll nicht wissen, was die Rechte tut. Nun ein letzter Blick auf Ihr Manuskript. Sie sind doch hoffentlich vorbereitet? Oder muß Ihnen eine Stimme zuflüstern: “Du bist ein fauler Hund” !

Auf denn ! Schauen Sie Ihrer PPP-Gemeinde fest ins Gesicht. Am besten eignet sich der mittlere Part um die Näse. Und immer Ruhe bewahren, lieber Freund! Tief einatmen – anhalten und jetzt müßte es kommen ….. ja jetzt ….. na was ist denn ? ….. Kommt es ? ….. Kommt was ? Was kommt dennn jetzt ? ….. Sie wissen nicht weiter ? Seien Sie ganz beruhigt ! So geht es fast jedem PPP-Kandidaten am Anfang. Lassen Sie flugs ein Lied anstimmen. Zu empfehlen ist EKG 282 / alle Strophen. Und jetzt das Ganze von vorn !

W. R.

  • 1976 Die LPG “Thomas Müntzer” Biegen wird an die bestehende LPG Typ III in Jacobsdorf angegliedert.
  • 18.8.1976 Selbstverbrennung der Pfarrers Oskar Brüsewitz (1929-1976) als Protest gegen die Unterdrückung der Kirche in der DDR in Zeitz.
  • 5.9.1976 1. Dorfkirchentag in Biegen
  • 18.11.1976
Altar in die Denkmalsliste aufgenommen

Der Sandsteinaltaraufsatz wird in die Bezirksdenkmalliste aufgenommen unter Nr. 0146

  • 1977 In Biegen ist ein Betrieb der Bezirksdirektion für Straßenwesen (Straßenwärter), ein Betriebsteil der KAP Jacobsdorf und ein Gartenbaubetrieb der LPG.vorhanden.
  • 1978 Im Dachgebälk wird Schwammbefall entdeckt und ein Sanierungsplan aufgestellt. Durch Blitzschlag werden Turm und Schilfdach erheblich beschädigt, es kommt zu Feuchtigkeitsschäden im Mauerwerk. Die Kirche ist Mutterkirche, in Pillgram steht die Tochterkirche.
  • 1978 Auf die Einführung des “Wehrkundeunterrichtes” in der Schule reagiert die Kirche mit dem Programm “Erziehung zum Frieden”.
  • 1979 Die Kirchliche Waldgemeinschaft stellt Holz zur Verfügung. Der Sanierungsplan sieht Kosten von 20.000 M vor, das Institut für Denkmalspflege befürwortet den Plan, leider bleiben Schreiben an den Rat des Kreises unbeantwortet.
  • 1980 Der Generalsuperintendent Erich Schuppan (23.3.1915 – 3.9.2006) aus Eberswalde wendet sich an den Rat des Kreises, das Evangelische Konsistorium gewährt eine Beihilfe von 10.000 M. Eine Feierabendbrigade des VEB Bau Frankfurt (O) soll die Zimmermannsarbeiten durchführen auf Basis der Nachfeierabendarbeit (GBl.I 35/1975), da kein staatl. Betrieb die Arbeiten übernimmt. Die LPG stellt Werkstätten, Maschinen, Fahrzeuge und ihre Küche für die Verpflegung zur Verfügung, viele Gemeindemitglieder packen mit an.
  • 1981 – 1983 Ohne staatl. Baubilanz, aber mit Mitteln in Höhe von 25.000 M von der staatl. Denkmalpflege geht das Bauen weiter. Für ihren Einsatz werden die Ältesten vom Rat des Kreises, Abt. Kultur mit einer Prämie ausgezeichnet. Innerhalb eines Jahres spenden die Gemeindemitglieder 5.000 M und die kirchliche Baubrigade vom Evangelischen Jungmännerwerk Berlin mauert an der Südseite einen neuen Dachsims, da an dieser Stelle der Dachstuhl das Mauerwerk nach außen drückte. Das Kirchenschiff wird mit Zement – Doppelrömern neu eingedeckt. Alles geschieht unter der Anleitung von Bauingeneur Volker Haby aus Briesen.
  • 1982 – 1983 Die Dacharbeiten werden beendet und Schwammbefall in den Bänken festgestellt, darauf hin werden sie durch neuwertige aus der Gertraud – Kirche Frankfurt (O) ersetzt. Der Elektriker Schütze aus Jacobsdorf übernahm die Installationen. Zwei stilgerechte Kronleuchter und ein roter Kokosläufer (Geschenke der Partnergemeinden  Köln und Walsum) vervollständigen die Inneneinrichtung. Diese .Ausbauphase kostete 70.000 M und noch war die farbliche Innengestaltung nicht erfolgt.
nach der Schwammsanierung

nach der Schwammsanierung

  • Sonntag, Exaudi, 19.5.1985 9. Dorfkirchentag, Generalsuperintendent Richter aus Cottbus weiht die St. Nicolai Kirche wieder ein. 
Wiedereinweihung 1985

Wiedereinweihung 1985

Blick von der Pillgramer Strasse

Blick von der Pillgramer Strasse aus

Kirchturm

Kirchturm

  • 1990er Es ist weiterhin nicht möglich, den Religionsunterricht an der Schule als Unterrichtsfach durchzuführen, auch eine Wahl zwischen “Lebensgestaltung- Ethik- Religion” (LER) und dem Religionsunterricht wird nicht ermöglicht. Es wird jedoch an vielen Schulen den Religionslehrern ermöglicht, die Unterrichtsräume außerhalb des eigentlichen Schulunterrichts zu nutzen.
  • 1991 Wiedervereinigung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR mit der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
  • 8.11.1996 Ev. Kirchenvertrag mit dem Land Brandenburg, dort ist festgelegt, dass das Land die Unterhaltung kirchlicher Gebäude durch Bereitstellung eines Betrages von jährlich 3 Mio. DM unterstützt.
  • 1999 Die umfangreiche Sanierungsarbeiten beginnen unter Pfarrerin Frau Perlwitz – Böhm.

 

Quellen:

Heinrich, Gerd; Bahl, Peter (1999): Tausend Jahre Kirche in Berlin-Brandenburg. Berlin: Wichern.
*) Jerchel, Heinrich (1912): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg: tl. 6. Kreis Crossen: Deutscher Kunstverlag.
*) Neugebauer, Wolfgang (1985): Absolutistischer Staat und Schulwirklichkeit in Brandenburg-Preussen. Berlin: De Gruyter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 62).
*) Bliss, Winfried (1978): Die Plankammer der Regierung Frankfurt an der Oder.
*) Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 1983
*) Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.
*) Paul Niekammer, Güteradressbuch Band VII, Provinz Brandenburg, 1929 Leipzig
*) Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis.Berlin: Morin.
*) Martin Schulze; Wolf Bergelt (Hrsg.): Orgelhandbuch Brandenburg, Bd. 5: Oder-Spree. Verlag Freimut & Selbst, Berlin 2007
*) Ludat, Herbert (1991): Bistum Lebus. Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesischpolnischen Besitzungen.1942. Aufl. Hildesheim: Olms.
*) Wohlbrück, Siegmund Wilhelm (1829-1832): Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Berlin
*) Ludat, Herbert: Das Lebuser Stiftsregister von 1405. Studien zu d. Sozial- u. Wirtschaftsverhältnissen im mittleren Oderraum zu Beginn d. 15. Jahrhunderts.
Wiesbaden: Harrassowitz in Komm (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 9).

*) Viadrina Frankfurt (2003): Uni on. Zeitung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Nr. 39 August 2003.
*) Martin Sabrow: Der Rathenaumord – Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Weimarer Republik; München, Oldenbourg, Wissenschaftsverlag, 1994. Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, S. 92ff