Jacobsdorfer Kirchgeschichte I

Abriss der Geschichte der Jacobsdorfer Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil I  seit Ende des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 16. Jahrhunderts

 

  • um 1280 – 1290 Vermutliche Dorfgründung, da die Dörfer meist 10 – 20 Jahre vor dem Bau einer aufwendigen Kirche bestanden, der Ort wurde wahrscheinlich durch einen Lokator “Jacob” gegründet, es ist noch friedlich in der Mark, das Land Lebus wird mit Geld und Diplomatie und weniger mit dem Schwert erobert.
  • um 1300 Bau des Hauptgebäudes aus Granitquadern, vermutlich mit eingezogenem Chor. Eine mittlere Glocke ohne Schrift und Verzierung ist ebenfalls vorhanden.
  • vor 1343 – 1416 Das Lehn über das Vorwerk, Anteile der großen Heide und dem halben Ober- und Untergericht haben derer von Lossow inne. (Ersterwähnung eines Otto de Lossowe in Lauban 1290, ein Peter de Lossowe war zwischen 1303 und 1334 Consiliarius und später Truchseß der brandenburgischen Markgrafen aus dem Geschlecht der Askanier, also ein sehr einflussreicher Mann, um 1328 soll der Stammsitz in Lossow bei Frankfurt (O) gewesen sein)

Abzeichnung J. Kapiske

 “O REX. C. L. F. ORIE. A. E. V. H. D.”

 Deutung: O REX GLORIE, CHRISTI VENI CUM PACE – O König der Ehren, Christus, komme mit Frieden, jedoch enthält die Glocke noch die Buchstaben C. L. F. und A. E. V. H. D.

  • 1400 “daz virteil zu jacostorp” wird in einer Urkunde der Kartäuser erwähnt (auch “Jacobstorp”)
  • 6.6.1400 – 1421 Hans von Hake verkauft unter anderem die Ober- und 1/2 Niedergerichtsbarkeit, Kirchlehn (1/4 Patronat), 2 Hufen und 2 Kossäten an derer von Petersdorf (Hans von Pederstorff auf Jacobsdorf), (von Hake, märkisches Adelsgeschlecht, geht auf Ritter Hake aus Lebus zurück, der am 15. Juli 1325 zuerst urkundlich belegt ist)
  • 1405 Der Pfarrer hat 4 Hufen Land, “Jacobsdorff” (64 Hufen) gehört zum Sprengel “Selivensem” bei Frankfurt (O) “ad sedem Selivensem et prope Franckenfordiam”. Die Kirche, damals Mutterkirche, hatte jährlich 5 Talente Bischofszehnt dorthin zu entrichten. In einer Urkunde des Hochstifts Lebus auch als “Jacobstorff”. Lehnträger ist Hans Kliestow über einen unbekannten Anteil, welcher später an die Kartäuser geht. Es zinsen Hans und Otto Hake von 11 Hufen, Hentze und Hans Kliestow.
  • 17.1.1415 Der Landbesitz (über 11 Hufen) der Brüder Hake geht im Tausch für das Dorf Kunersdorf (Cunradstorp) an die Kartäuser in Frankfurt (O), da diese besonders an dem Waldbestand um Jacobsdorf interessiert waren.
  • 13.12.1415 Otto von Lossow verkauft seinen Besitz in Jacobsdorf (welcher den größten Teil des Dorfes ausmachte), aus “Not” ebenfalls an die Kartäuser.
  • bis 1416 das Patronat haben das Gut Jacobsdorf und die Kartäuser inne
  • 1416 Otto von Lossow hat das Patronat inne.
  • 1.1.1416 Otto von Lossow auf Biegen und seine Söhne Hans und Otto, verkaufen das Dorf Jacobsdorf mit dem Vorwerk (in welchem sie wohnten) mit weiteren Einkünften für 614 Schock Groschen an die Kartäuser, diese erhalten das Patronat über Jacobsdorf.
  • bis 1421 Lehnsherr ist der Markgraf bzw. Kurfürst
  • 1421 das Patronat haben das Gut Jacobsdorf und die Kartäuser inne, letztere erwerben weitere 7 Hufen zu Jacobsdorf für 95 Schock Groschen
  • Mai 1421Die Brüder Hans und Peter Petersdorf verkaufen aus ihrem väterlichen Erbe unter anderem 1/2 Kirchlehn, 1/2 Ober- und Niedergericht an die Kartäuser. Diese erlangen die Lehnhoheit in Jacobsdorf. Die von Petersdorfbrüder besaßen bis dahin das Patronat, 3 Zweihüfner (Thewes Drenczk, Kistemann und Bukholt), 1 Einhüfner (Peter Smed) und 3 Kossätenhöfe (Smed, Schroder, Jenike). (Die von Petersdorf stammen ursprünglich aus Pommern, ihr Wappen führte auf rotem Feld einen goldenen, mit 5 silbernen Muscheln belegten Schrägbalken, auf dem Helm 2 goldene Posaunen, wovon jede mit 3 Straußenfedern bedeckt ist, die Decken blau und silbern.)
  • 1421 – 1538 Lehnsherr und Patron ist das Karthäuserkloster in Frankfurt (O)
  • 14.3.1430 Die Benediktiner verkaufen ihren Heidezins (50 – 70 gr jährlich) an das Kartäuserkloster.
  • 1460 Von den 64 Hufen gehören dem Pfarrer 4, der Kirche 1. Es verbrannten 2 Hufen des Dorfes, ein Kossätenhof ist wüst.
  • 1488 Der Lehenschulze Andreas Eberhard verkauft den Kartäusern ein Schock Groschen Jahreszins von seinen Hufen und der Schäferei.
  • 15.11.1538 „Spandauer Vertrag Joachim II. mit Prior Peter Golitz (+15.10.1551) und gantzem Convent“ Jacobsdorf wird an die drei Bürgermeister von Frankfurt, Hieronymus Jobst, Matthäus Wins und Peter Petersdorf (Pederstorff) auf Booßen (vor 1490 – 1543/44), übergeben, für den Fall, dass die Kartäuser bei Nichtzahlung der Rente von ihrem Recht der Schadloshaltung Gebrauch machen sollten
  • 1538 – 1540 Lehnsherr und Patron ist der Kurfürst
  • 1.11.1539 Reformation in Brandenburg, Einführung des Kirchenbuches, die Pfarrer waren angehalten, über das Gemeindeleben Buch zu führen. Man rückte in der Folgezeit in der lutherischen Kirche Kanzel und Taufe in die Nähe des Triumphbogens, sofern vorhanden, vermauerte häufig das Priesterportal, da nun entbehrlich, veränderte das Gestühl und richtete der wachsenden Gemeinde eine Empore ein, um mehr Platz zu schaffen. Bis ca. 1625 entstanden auch neue Kanzeln, Altäre und Taufen.
vermauertes Südportal

das vermauerte Südportal der Jacobsdorfer Kirche befindet sich rechts auf dem Bild hinter dem Grabmal

  • 1540 Prediger Thomas Fröhlich schlachtete, wie anderen Bauern auch, eigenhändig ein Tier für die Küche, woraufhin seine Gottesdienste gemieden wurden, weil seine Hände als unrein angesehen wurden.
  • 3. 4. 1540 – 1811 Kurfürst Joachim II. verfügt die Übergabe des Besitzes des Kartäuserklosters an die Universität “Viadrina” Frankfurt (O), welche von nun an das Patronat über Jacobsdorf inne haben. Die Jahresabrechnung im Kirchenbuch wurde vom Rektor der Universität geprüft. Die Klöster durften keine Neuaufnahmen mehr durchführen, aber ihren Residenten war ihr Bleiben war bis zu ihrem Tod gesichert.
  • 1542 Markgraf Joachim II. erlässt eine neue Universitätsordnung, welche den Übergang der “Viadrina” zu einer evangelischen Landesuniversität einleitet. Der Bischof von Lebus hatte nach wie vor das Kanzleramt inne, hatte jedoch keinen Einfluss mehr auf die Besetzung der Lehrstühle.
  • 1555 60 Hufen geben 4 Schock Bischofszehnten.
  • 1572 Dem Pfarrer wird ein Ackerhof unterstellt, der an ihn Abgaben zahlen muss. Kurfürst Johann Georg erlässt eine Kirchenordnung, die auf der Confessio Augustana beruhte, sein Sohn Joachim Friedrich ist 1555-1598 Bischof von Lebus. Der Küster regelt die Teilnahme am Abendmahl nach dem (sozialen) Rang der Kommunikanten und erhält dafür ein (Geld-) Geschenk “von jedem außer den Armen, die keinen Rang haben.
  • 1573 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 1573 – 1806 Kircheninspektionen
  • 1580 kleine Glocke (60 cm Durchmesser ) des Glockengießers Sebastian Preger, Frankfurt (O), “SI DEUS PRO NOBIS QUIS CONTRA NOS” (Wenn Gott für uns ist, wer sollte wider uns sein) 
  • 1600 Die Jacobsdorfer Kirche ist Mutterkirche.
  • 1603 Pfarrer Thomas Fröhlich starb, es hieß er „war bettelarm und verfiel seiner Armut, wie es keinem ehrenhaften Manne geziemt.“
  • 1606 “Heidereuters Haus vor der Cartheuser heiden vnderm dorffe Jacobsdorff” (Vorheide), gehört zu Jacobsdorf, 1 Haus, Scheune, Garten, altes Rodeland und 19 Morgen neu gerodetes Land
  • 1619 Kurfürst Georg Wilhelm beruft den Professor der reformierten Theologie der “Viadrina” Johann Peter Bergius (1587-1658) als Hauptberater in religiösen Angelegenheiten.
  • 1624 Es gibt 2 Pfarrhufen, eine Kirchenhufe, ein Schmied ist ansässig, 6 Hufen gehören der “Herrschaft”.
  • 1629 Die Bauern flüchten nach Wollup vor den plündernden Truppen. Von den 53 Bauernhufen stehen 37 1/2 Hufen wüst, es gab 11 Kossätenhöfe, davon sind 3 1/2 wüst.
  • 1633 Glaubensgutachten der “Viadrina” mit der Empfehlung, die lutherische Kirche in Brandenburg zu calvinisieren.
  • 1639 Erneute Flucht der Bauern aus Jacobsdorf, diesmal vor den Schweden.
  • 1640 Im 30 jährigen Krieg, Pfarrer Lampert(us) beackert das Vorwerk und die Universitätshufen allein und entrichtet als einziger Dorfbewohner die Abgaben an die Universität Viadrina, er selbst erhielt währen des Krieges lange Zeit keine Abgaben der Dorfbewohner, da diese ins Oderbruch (Wollup) geflüchtet waren.
  • 1644 Kirchenvorsteher sind Hanß Göhricke, Krüger und Martin Lodewingk, Bauer
  • 1645 ab hier gibt es Aufzeichnungen in vorhandenen Kirchenrechnungsbücher
  • 1650 Kirche und Turm haben den 30jährigen Krieg überstanden, das Friedensfest wird gefeiert
  • 1654 Die Ritterhufen gebraucht die Viadrina, 4 Kossätenhöfe sind noch wüst, der Schmied ist abgebrannt.
  • 1655 Der Pfarrer hat ein Pfarrhaus, hinter der Scheune einen Garten, 4 Hufen Land vor Jacobsdorf zur Bearbeitung. Er ackert selbst, ein wüster Ackerhof, am Ende gelegen, welchen er mit 19 Scheffeln einsäen kann. Im stehen Freiholz von der Niederlage, 1 Tonne Salz jährlich, Opfer 1 Scheffel Korn von jeder Jacobsdorfer und Briesener Hufe zu, von Kersdorf erhält er 11 Scheffel Meßkorn, von jedem Kossäten außerdem 1/2 Scheffel und aus jedem Hause 2 Ostereier. Der Küster erhält von allem, was der Pfarrer erhält, genau die Hälfte, aber aus jedem Hause auch 2 Ostereier.
  • 1662 Verordnung zum Aufbau einer Schule
  • 1666 Es gibt 40 bewohnte und 16 wüste Hufen, aber wieder einen sesshaften Schmied.
  • 1670 ab hier sind Kirchenbücher erhalten, die ältesten Eintragungen über Begräbnisse und Eheschließungen (Juli 1670), Jacobsdorf hat einen Musikanten, Gabke, der Pfeifer
  • vor 1671 Der Küster Hans Lehmann war auch Schulmeister, die Parochie besaß also in Jacobsdorf die erste Schule
  • 1671 Die ältesten vorhandenen Taufeinträge der noch erhaltenen Kirchbücher beginnen in diesem Jahr.
  • 28.1.1678

“Anno 1678, den 28. Januar, hat Erdmann Ladewig, aus Briesen bürtig, die Kirche bey Nacht bestiegen, die Kirchlade aufgebrochen, die beyden Kelche mit dem patenchen, wie auch die Kirchenbüchse, darin das Geld, welches im Klingelbeutel gesamelt wird und dazumal obengefähr 2 Tlr. darin gewesen, gestohlen. Weil aber dieser Kirchenraub alßbald des folgenden Tages wunderbarlich ist an den Tag gekommen, ist besagter Kirchendieb in Frankfurt in gefängliche Haft genommen worden und weil er die That nebst andern vorhin begangenem Diebstahl bekannt hat, ist er folgendes den 9. Martii 1678 nach Urteil und Recht justificiret und vor Briesen gehenkt worden.”

Vollstreckt wurde durch den kurfürstlichen Amtmann zu Biegen auf dem Galgenberg.

  • 1683 das Kirchendach muss nach Sturmschäden repariert werden
  • 24.12.1683 Gottlieb Samuel Treuer , der Sohn des Jacobsdorfer Pfarrers Magister Gottlieb Treuer wird geboren. Er studiert und wird Professor der Moral und Politik in Helmstedt, ab 1734 Professor. des Staatsrechts, der Moral und der Politik in Göttingen, wo er am 25.2.1743 verstirbt.
  • 1685 Grundlegender Kirchenumbau, Umfassungsmauern werden erneuert, Fenster vergrößert und vermehrt, Strebepfeiler entfern, vermutlich wurde bei diesem Umbau der neue Blockturm errichtet.
  • 1687 “Der Pfarrer hat einen wüsten Kossätenhof.” Die Kirche wird erneut bestohlen um 5 Taler, 13 Groschen und 4 Pfennige.
  • um 1690 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 24.10.1690 Magister Christoph Gottlieb Alex(ius) wird in Jacobsdorf geboren. Nach dem Studium wird er Magister an der  Universität Frankfurt und Halle, ordiniert an 15. 5. 1715, ist später Archidiaconus am Stendaler Dom (bis 1750), und heiratet am 10.5.1718 in der Frankfurter Nikolaikirche Johanna Dorothea Coßmar, Tochter des Pfarrer Kaspar Coßmar aus Kunersdorf. Alexius stirbt am 20.7.1770
  • 1691 Die Kirche wird erneuert. Vielleicht wurde dabei auch der Ostgiebel umgestaltet?

Ostgiebel

  • 27.2.1692 Da viele Bauern sich weigerten, die Katechismuslehre zu besuchen, wurden die Pfarrer angewiesen, das “Zirkularschreiben” des Landesherren von der Kanzel zu verlesen, darin wurden Inspektoren angewiesen, die vom Pfarrer anzuzeigenden Gemeindemitglieder streng zu ermahnen, falls dies nicht genüge, werden von Landesherren Geld- und Leibesstrafen verhängt.
  • Dezember 1696 Die Regierung stellt fest, trotz einer Verordnung im selben Jahr, welche den Karfreitag aufwerten sollte, kam es beinahe überall noch immer zu den Marienfesttagen. Wo Prediger, Patron und Gemeinde zustimmten, sollten die traditionellen Feiertage gänzlich abgeschafft werden, zumindest sollte erst am nächstfolgenden Sonntag gefeiert werden.
  • um 1697 Einbau einer Turmuhr für 60 Taler

ein Teil der Daten und Bilder entnommen der Chronik Jacobsdorf, Verlag die Furt, Hauptstrasse 28, 15236 Jacobsdorf

Geschichte der Briesener Kirche I

Abriss der Geschichte der Briesener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil I  seit Beginn des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

 

  • 1225 erste Erwähnung, auch: Brezen, Breza (polabisch: Birke), Brysen, Brysin oder Brissen (Birkendorf)
  • 1237 “Merseburger Zehntvertrag”, die Askanier verpflichten sich zu einer Vier-Hufen Pfarrausstattung. Orte, die dieser Ausstattung nicht entsprechen, sind vermutlich früher gegründet worden. In der Altmark z.B. waren 1-2 Hufen üblich oder in der Lausitz 3 Hufen.
  • 1403 “in deme dorffe Brisen” in einer Urkunde der Kartäuser
  • ab 1403 Markgraf Jobst von Mähren, Pfandbesitzer der Mark Brandenburg, erteilte einen Lehnbrief dem “Heinrich Strantz zu Sieversdorf”, weil Schlabrendorf keine Lehnserben hatte, auf dessen Anteil die Anwartschaft und Mitbelehnung von Briesen fallen konnte,  Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz, welche auf das edelfreie thüringische Geschlecht derer von Tüllstedt zurückgehen, ab 1210 mit dem Beinamen Strantz. Im 14. Jhd. erlosch die thüringische Linie, die märkische Linie ist seit 1325 nachweislich, Stammhäuser waren Sieversdorf und Petershagen (1416 erhielten Hermann (IV.) Strantz und seine Söhne in beiden Orten jeweils einen Hof mit 10 Hufen als Lehen)  (Eine Margarethe von Strantz war 1568 Küsterin im Kloster Friedland, ein Otto von Strantz war Herr auf Sieversdorf und Petershagen, vor 1566-1625, verheiratet mit Margaretha von Burgsdorff, Müllrose * 1575)
  • bis nach 1403 Lehnträger sind derer von Schlabrendorff über den größten Teil des Ortes (altes brandenburgisch-pommersches Adelsgeschlecht, welches um Berlin / Teltow ansässig war, später z.B. Lehn in Groß Machnow, war verwandt mit von Beerfelde, von Hake, von Wedel u.a.)
  • 1405 “Bryßin” (Brysin) in einer Urkunde des Hochstifts Lebus als Kirchdorf erwähnt, vermutlich als Mutterkirche, (Sedes= Sprengel) Falkenhagen (Valkenhagen). Es mussten jährlich 2 Talente als Cathedratikum an den Bischof abgeführt werden. Der Sprengel umfaßte die Stadt Falkenhagen, Döbberin, Jahnswalde ( zu Beginn des 15. Jhd. wüst), Petershagen, Treplin, Hohenjesar, Karzig, Niederjesar, Mallnow, Alt Podelzig, Lebus, Wüsten-Kunersdorf (im 30jährigen Krieg wüst), Petersdorf, Briesen, Alt Madlitz, Wilmersdorf, Falkenberg, Demnitz, Neuendorf im Sande, Steinhöfel, Fürstenwalde, Trebus, Beerfelde und Jänickendorf. 
  • bis 1438 Lehnsherren sind derer von Lossow zu Biegen über halb Briesen, mit dem Lehnschulzen, dem Krüger mit 3 Hufen, 12 Hüfnern, 7 Kossäten, Anteilen der großen Heide und dem halben Gericht, welche auch das Patronat inne haben (Ersterwähnung eines Otto de Lossowe in Lauban 1290, ein Peter de Lossowe war zwischen 1303 und 1334 Consiliarius und später Truchseß der brandenburgischen Markgrafen aus dem Geschlecht der Askanier, also ein sehr einflussreicher Mann, um 1328 soll der Stammsitz in Lossow bei Frankfurt (O) gewesen sein)
  • 1438 “an dem dorffe zcu Briesen” in einer Urkunde der Kartäuser, welchen ein großer Teil des Dorfes als Lehn untersteht (Lossower Lehnsanteil), 50 gr Heidezins mussten an das Kloster jährlich gezahlt werden
  • 1438 – 1538 das Kartäuserkloster in Frankfurt (O) hat das Patronat inne
  • 1440 Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz über einen Hof und Anteile am Dorf 
  • um 1450 Glocke , 65 cm Durchmesser, soweit man die Inschrift lesen konnte, lautet sie wohl: Ave Maria gracia plena dominus tecvm benedicta tv in mvlierib “Sei gegrüßt, Maria, du Gnadenreiche. Der Herr sei mit dir! Gesegnet bist du unter den Frauen.”
  • 1492 die Lehnsanwartschaft erhält das Kartäuserkloster in Frankfurt (O)
  • 1460 Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz über einem Hof mit 4 Hufen Land frei zum Dienst, das Dorf, welches insgesamt 24 Hufen umfasst, hat 2 Pfarrhufen. Am 26.4. verkauft Hans Grosse, Bürger zu Frankfurt (O) seine Hebungen in den Mühlen zu Briesen (“Brysen”) an die Kartäuser.
  • 1470 Johann Strantz (“…hans strancz zcu petirshagen…” zu Petershagen verkauft seine Hebungen zu Briesen (“…czum Brezen…”) an die Kartäuser (Urkunde Copialbuch des Klosters  Nr.40)
  • 6. Januar 1471 Strantz zu Petershagen verkauft wiederkäuflich (Pfandbesitz) seine Hebungen zu Briesen an die Kartäuser (Urkunde Copialbuch des Klosters  Nr.41)
  • 1485 die von Strantz zu Petersdorf und Sieversdorf verkaufen wiederkäuflich (Pfandbesitz) ihren Freihof und die Schäferei zu Briesen  nebst Zinsen an die Kartäuser
  • 1493 Briesen ist Pfandbesitz derer von Strantz zu Petershagen über einem freien Hof mit Schäferei und 3 Hufen, 1 Wiese zwischen dem Dorfe und dem Busche, 10 Hufen und 12 Kossätenhöfen, der Anteil derer von Lossow ist im Pfandbesitz des Kartäuserklosters
  • bis 1493/1495 Lehnsherr ist der Markgraf bzw. Kurfürst
  • 1495 – 1538 Briesen in Besitz des Kartäuserordens Frankfurt (O), dazu gehören auch größere Anteile des Briesener Busch, dazu kommen frühere Anteile, die mit den neuen vereinigt werden
  • 16.11.1538 „Spandauer Vertrag, Joachim II. mit Prior Peter Golitz (+15.10.1551) und gantzem Convent“ Briesen wird an die drei Bürgermeister von Frankfurt, Hieronymus Jobst, Matthäus Wins und Peter Petersdorf (Pederstorff) auf Booßen (vor 1490 – 1543/44), übergeben, für den Fall, dass die Kartäuser bei Nichtzahlung der Rente von ihrem Recht der Schadloshaltung Gebrauch machen sollten
  • 1538 – 1540 Lehnsherr und Patron ist der Kurfürst
  • 1539 Reformation in Brandenburg, Einführung des Kirchenbuches, die Pfarrer waren angehalten, über das Gemeindeleben Buch zu führen. Briesen (24 Hufen) und Kersdorf werden zur Parochie Jacobsdorf gelegt, die Kirche Briesen hat 6 Groschen Bischofszehnt abzuführen, 2 Hufen Land gehören dem Pfarrer, alte Kirche mit Friedhof auf dem Mühlenplatz (Meyerscher Mühlengrund)
  • 3. April 1540 – 1811 Kurfürst Joachim II. verfügt die Übergabe des Besitzes des Kartäuserklosters an die Universität “Viadrina” Frankfurt (O), welche auch das Patronat inne hat.
  • 1573 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 1573 – 1806 Kircheninspektionen
  • 1603 Kirchenglocke, 75 cm Durchmesser, trägt an der Haube zwei Kruzifixe und die Inschrift: Martin Preger hat mich gegossen 1603. Mertin (Martin) Preger war der Sohn des Glockengießers Sebastian Preger, Frankfurt (O)
  • 1613 Übertritt der Hohenzollern zur reformierten Konfession
  • 1624 von den 20 Kossäten (u. a. dem Müller), gehören der Kirche 2, der Pfarrer hat noch immer 2 Hufen
  • 1633/1634 von 22 Bauernhöfen sind 14 wüst, von den 20 Kossätenhöfen 9
  • 1662 Verordnung zum Aufbau einer Schule
  • 1663 Kersdorf gehört deren von Wulfen, welche Stiftsvasallen und Lehnleute des Stiftes Lebus waren
  • 1679 Eine neue Kirche wird gebaut, sie ist eine der damals regional typischen Fachwerkkirchen, etwa 19 m lang, 9 m breit und 5 m hoch. Der kleine Turm war fast quadratisch mit knapp 6 m Seitenlänge und ca, 13 m hoch. An der Spitze eine Helmstange, trug er die beiden Glocken.
  • 1687 die beiden Universitätshufen sind wüst, auch ihre 5 Kossätenhöfe, der erste Wassermüller hat eine Mühle
  • um 1690 Briesen ist Tochterkirche von Jacobsdorf
  • 27.2.1692 Da viele Bauern sich weigerten, die Katechismuslehre zu besuchen, wurden die Pfarrer angewiesen, das “Zirkularschreiben” des Landesherren von der Kanzel zu verlesen, darin wurden Inspektoren angewiesen, die vom Pfarrer anzuzeigenden Gemeindemitglieder streng zu ermahnen, falls dies nicht genüge, werden von Landesherren Geld- und Leibesstrafen verhängt.
  • Dezember 1696 Die Regierung stellt fest, trotz einer Verordnung im selben Jahr, welche den Karfreitag aufwerten sollte, kam es beinahe überall noch immer zu den Marienfesttagen. Wo Prediger, Patron und Gemeinde zustimmten, sollten die traditionellen Feiertage gänzlich abgeschafft werden, zumindest sollte erst am nächstfolgenden Sonntag gefeiert werden.
  • 1696 Die Universität übergibt denen von Strantz das Lehnschulzengericht mit 4 freien Hufen, 2 Pachthufen und eine freie Schäferei mit Lehnbrief. 
  • 1700 Kirchenvater und Gerichtsperson war Georg Kucke

Biegener Kirchgeschichte II

Abriss der Geschichte der Biegener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil II  seit Beginn des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

 

  • 1600 Die Pillgramer Kirche ist Tochterkirche der Kirche “St. Andreas Nikolai” zu Biegen.
  • 1601 Das Epitaph (altgriech. epitáphios = „auf dem Grab befindlich“) an der inneren Südseite des Altarraumes zeigt einen Besitzer Biegens, Hans von Gelnitz, aus dem Hause Sawen (Sauen), er starb 1601 und ist dort begraben
Hans von Gelnitz

Foto von 1907

Hans von Gelnitz

Hans von Gelnitz

Kirche Sauen

Kirche zu Sauen, dem Stammsitz derer von Sawen

  • 1608 Rittersitz derer von Röbel
  • nach 1613 Durch den Konfessionswechsel mussten die Malereien in der Biegener Kirche weiß übertüncht werden, es sollten die “Götzen” – Bilder entfernt werden, unter Luther gab es keine “Bilderstürmerei”.
  • 1618 – 1648 Der 30 jährige Krieg zerstört die Kirche stark, auch einen Teil des Altars, daher wird oberhalb ein Gottesauge angebracht, Symbol der Allgegenwart Gottes, das Pfarrhaus verbrennt
Gottesauge

Gottesauge und Tafel unter dem Gottesauge, welche den Altar bis 1957 schmückten

Tafel unter dem Gottesauge

Einer ist der Allerhöchste der Schöpfer aller Dinge HERR GOTT du bist unsere Zukunft für und für
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit
Himmel und Erde werden vergehen aber meine Worte werden nicht vergehen

  • 1624 Es leben in Biegen jeweils 17 Hüfner und Kossäten, 1 Hirte, 1 Pachtschäfer, die Schäferknechte, 1 Schmied, 4 Paar Hausleute, 12 Hufen gehören der Herrschaft,  1 Hüfner und 1 Kossät mit 2  Hufen gehen ab, so den von Röbel “freigewilligt” (steuerfrei gestellt)
  • 1632 – 1829 Das Amt des Generalsuperintendenten ruht.
  • 1633 – 1634 20 Ritterhufen, von den 17 Bauern die zusammen 28 Hufen hatten, ist nur noch einer (!) vorhanden, von den 17 Kossätenhöfen sind 11 wüst, Hirte, Schmied sind noch vorhanden.
  • um 1636 das Gutshaus, ein zweigeschossiger Bau, brennt ab
  • 1637 Prediger Lange musste Biegen verlassen, weil es ganz wüste und menschenleer war. Superintendent Martin Heinsius notierte dazu: ” Der verwahrlost das Pfarrhaus, daß es im Grunde abbrennt, und weil das Dorf schon wüste war, zeugt er weg in die Altmark.”
  • 1648  Nach dem Friedensschluss fanden sich einige Familien wieder ein und nach Jahren wurde die Predigerstelle mit einem ehemaligen Fleischergesellen besetzt, weil dieser lesen und den Katechismus konnte. Die reformierte Glaubensrichtung wird als gleichberechtigt neben Lutheranern und Katholiken anerkannt.
  • 1652 Es gibt 4 Pfarrhufen, welche der Pfarrer selbst beackert, die Kirche hat 3 Morgen Land in jedem Feld, welches die Bauern beackern.
  • 1654 Die Ritterhufen derer von Röbel sind zum Teil sehr bewachsen, 30 Bauernhufen und 9 Kossätenhöfe sind wüst, die Mühle steht leer, 2 Dreihüfner sind verblieben. Kurfürst Friedrich Wilhelm erlässt ein “Zensurgesetz”, welches lutherische Schriften verbietet.
  • 9.10.1655 Dem Konsistorium wird verboten, an den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Augsburger Religionsfriedens teilzunehmen.
  • 3.12.1656 Verbot der Ordination auf die Konkordienformel, die Pest wütet in der Region Frankfurt (O).
  • 3.3.1657 Kandidaten der Theologie durften nicht mehr außerhalb Brandenburgs examinieren und ordinieren. Auf Grund dieser erneuten Veränderung in der Staatspolitik und der damit verbundenen Eingriffe in die Religion, welche die Aufnahme der Hugenotten in Brandenburg ermöglichen sollte, blieb die Pfarrstelle, welche seit 1637 vakant war, noch bis 1670 unbesetzt.
  • 1662 Verordnung zum Aufbau einer Schule
  • bis 1665 das Patronat hat das Gut Biegen inne
  •  um 1665 Biegen wird Staatsdomäne, der Kurfürst hatte das Dorf von den von Röbels erworben, und bekommt ein eigenes Justizamt, Joachim Erdmann von Burgsdorff (auch: Burgstorff, 1635-1706, kurfürstlicher Hauptmann über die Ämter Lebus, Fürstenwalde und Biegen Erbherr auf Reitwein, Wulkow und Burgdorf) hat das Amt inne. Seine Familie ist mit den Stifterfamilien, deren Wappen auf dem Biegener Altar sind und dem ehemaligen Besitzer, dessen Epitaph in der Biegener Kirche befindlich ist, verwandt. Das Patronat übernimmt der Kurfürst bzw. der Fiskus.
  • 1665 – 1713  Lehnträger ist das Amt Biegen, zu welchem außer dem Dorf Biegen noch Müllrose, Pillgram, Hohenwalde, Kaisermühl, Oberlindow und Biegenbrück gehören, alle müssen Überbestande der Kirchenkasse abführen und die Rechnungsbücher der Kirche zur Prüfung dem Amte vorlegen.
  • 1666 Es gibt wieder 13 bewohnte Hufen, 27 sind wüst, 1 Schäfer, 1 Hirte mit Vieh, 1 Wohnschmiede werden gemeldet.
  • 1670 – 1713 Pillgram wird Eigentum des Amtes Biegen
  • 28.2.1672 ältestes erhaltenes Kirchbuch der Biegener Kirche und original Ledereinband “Dominica Quinquagesima“, ist der erste Eintrag einer Eheschließung zu Biegen

originaler Ledereinband 1673

restaurierte Kirchbuchseite Biegen 1673

Februar 1672

 

 

 

 

 

  • 28.1.1677 “Heute Dato bezeuge ich (Anmerkung: Zabel von Burgsdorff), daß die Bauern und Kossäthen von den Dörfern Biegen, Pillgram und Hohenwalde ihr Getreide jederzeit in der hiesigen Mühlroschen Mühle bey hoher Straffe durchaus nicht anderswo zu mahlen verbunden seyn. Sintemahlen die Mühlrosche Mühle Ihrer Herrschaft Jährlich große Pächten und andere viele onera abgeben muß.” Der zu entrichtende Mühlenzins der Müllersfamilie Többicke wurde an das Amt Biegen entrichtet.
  • 15.11.1682 – 1691 Joachim Erdmann von Burgsdorff (*um 1620), Amtshauptmann des Amtes Biegen
  • 1687 Das kurfürstliche Amt verfügt noch immer über 7 wüste Kossätenhöfe auf seinen 14 Hufen, 21 Hufen haben die Bauern, 16 Ganzkossäten beackern diese zusammen mit 2 Dreihüfnern und 1 Einhüfner, welche noch bauen,
  • um 1690 die Biegener Kirche wird als Mutterkirche erwähnt, in Pillgram steht die Tochterkirche
  • 20.11.1691 -1710 Amthauptmann wird der Stallmeister und Kammerjunker Carl Ludwig von Froben (Frobenius)
  • 27.2.1692 Da viele Bauern sich weigerten, die Katechismuslehre zu besuchen, wurden die Pfarrer angewiesen, das “Zirkularschreiben” des Landesherren von der Kanzel zu verlesen, darin wurden Inspektoren angewiesen, die vom Pfarrer anzuzeigenden Gemeindemitglieder streng zu ermahnen, falls dies nicht genüge, werden von Landesherren Geld- und Leibesstrafen verhängt.
  • 18.9.1696 Der Biegener Heidereiter Andreas Siebenbürger entdeckt den legendären 66-Enders im Amt Biegen, in der Jacobsdorfer Heide und bereitet den Abschuss durch Friedrich I. vor.

66 Ender

66 Ender

 

 

 

 

 

 

 

 

Erbaut vom Baumeister Andreas Schlüter, Einweihung am 16. September 1707, Inschrift:

“Diesen Hirsch hat in der Brunftzeit mit eigener Hand geschossen der Durchlauchtigste / Großmächtigste Fürst und Herr / Herr Friedrich der Dritte / Markgraf und Kurfürst zu Brandenburg / im Amte Biegen auf der Jacobsdorfschen Heide / am 18. September anno 1696 / hat gewogen fünf Zentner 35 Pfund / nachdem er schon 3 Wochen geschrien”

1728 tauschte Friedrich Wilhelm I. das Geweih bei dem Kurfürsten August von Sachsen gegen eine Kompanie großer Grenadiere ein. Seit dem befindet es sich im Monströsensaal von Schloss Moritzburg und ist bis heute mit 19,8 kg Gewicht das schwerste Hirschgeweih der Welt

Original Geweih des 66 Enders

Foto des Original Geweihs

  • Dez. 1696 Die Regierung stellt fest, trotz einer Verordnung im selben Jahr, welche den Karfreitag aufwerten sollte, kam es beinahe überall noch immer zu den Marienfesttagen. Wo Prediger, Patron und Gemeinde zustimmten, sollten die traditionellen Feiertage gänzlich abgeschafft werden, zumindest sollte erst am nächstfolgenden Sonntag gefeiert werden.
  • 28.2.1702 König Friedrich I. übereignet dem Heidereiter Andreas Siebenbürger für seine Dienste beim Abschuß des 66-Ender im Jahr 1696 einen wüsten Hof von 3 Hufen in Biegen.
  • 1703 Abschaffung des Exorzismus vor der Kindstaufe (“Ich beschwöre dich, du unreiner Geist, dass du ausfahrest aus diesem Diener Christi”), den Pfarramtskandidaten wurde das Versprechen abgenommen, “auf Begehren der Eltern absque Exorcimo unweigerlich” zu taufen
  • 1704 Biegen hat sich vom Krieg wieder erholt, besitzt u. a. 42 Bauern – und 16 Ritterhufen, der Pfarrer hat 4 Hufen, auch die Schäferei hat 1000 Schafe. Der Pfarrer wohnt in Biegen im Pfarrhaus mit Hinterhof, Obst- und Küchengarten. Der Küster wohnt ebenfalls in Biegen und hat hinter dem Haus einen kleinen Baumgarten.Die Kirche besitzt 16 Morgen 279 Quadratruten Land.
  • 1707  Inzwischen gibt es wieder einen 1 Vierhüfner (Krüger), 9 Dreihüfner, 9 Einhüfner, 9 Kossäten, 3 Hausleute, einen Schäfer, Schmied, und Hirten.
  • 1711 In Biegen wird ein Schmied sesshaft. 16 Hüfner, 12 Kossäten, 1 Paar Hausleute, 1 Hirte hat Vieh, der Schäfer, Meisterknecht von 72, Hammelknecht von 48, Lämmerjunge von 25 Schafen zeugen davon, das es den Bauern recht zufriedenstellend geht.
  • 1713 – 1727 Biegen ist zeitweise an Fürst Menschikow (1672 – 1729), St. Petersburg, verschenkt worden und musste dorthin seine Steuern entrichten.  “Ihro Majestät dem Fürsten Menzikoff das Amt Biegen geschenket, alß wir Stettin überkommen haben” (im Nordischen Krieg). Das Amt brachte ihm 6000 Rtlr. jährlich ein und lag nach offiziellen Angaben im Pommerschen.
  • 5.3.1715  Instruktion zur Kirchenvisitation, jeder Superintendent, Propst oder Inspekteur musste in seinem Amtssprengel eine Lokalvisitation auf Kosten der besuchten Gemeinde durchführen.
  • 1716 – 1746 Öffentlichen Kirchenbuße, bei Ehebruch, “Hurerey” und später weiteren Delikten, musste das Gemeindemitglied öffentlich Buße tun, ansonsten blieb es vom Abendmahl ausgeschlossen.
  • 28.9.1717 Einführung der Schulpflicht
  • 1723 Auftrag an den Fürsten Menschikoff wegen Neubau einer Mühle zu Oberlindow
  •  1727 – 1731 Lehnträger ist das Amt Biegen
  • 1728 – 1731  Das Amt Biegen befindet sich in Sequesterverwaltung, nachdem Menschikow in Ungnade gefallen war, im gleichen Zeitraum ziehen Heuschreckenplagen durch das Lebuser Land und verwüsten die Felder.
  • 1730 Vasa Sacra

Abendmahlskelch, Vasa Sacra

Abendmahlskanne

 

 

 

 

 

 

 

  • 1731-  1739  Lehnsherr ist Graf Ernst Johann von Biron (1660 – 1772), sein Generalbevollmächtigter ist der Herr von Beerfelde auf Lossow
  • 1731-1757 Neubau einer Windmühle im Amt Biegen und Bau einer neuen Wassermühle durch den Windmüller Schröder am Neuen Graben
  • 1734 Biegen gewinnt an Einwohnern: 11 Bauern, 18 Kossäten, 5 Hausleute, 1 Müller, 1 Schmiede, 4 Leineweber, 1 Schneider, 2 Rademacher, 2 Schäfer, 1 Hirte, 1 Ziegelstreicher, 33 Frauen, 24 große Söhne, 20 große Töchter, 17 Söhne und 27 Töchter unter 10 Jahren, 7 Knechte, 4 Mägde.
  • 1739 – 1740 Lehnsherr ist Graf Burkhard Christoph von Münnich (1693 – 1767), Amtsinhaber der Baron von Tryden
  • 1740 – 1839 Lehnträger ist das Amt Biegen
  • 1745 Biegen erhält einen Unterförster, besitzt eine Windmühle mit einem Gang. Es gab vorher ein verbrieftes Mühlenrecht, welches unter Strafe untersagte, das Korn in einer anderen, als der Müllroser Mühle mahlen zu lassen. 19 Bauern und 9 Kossäten können nun im Ort zur Mühle gehen.
  • 1747 20 erbliche Bauernhöfe und 9 erbliche Kossätenhöfe sind vorhanden.
  • 16.10.1748 Eine Trappenplage auf den Feldern des Amtes Biegen führt zu einer Beschwerde durch den Amtsrat Jeckel (Feskel) aus Biegen, unterstützt wird er u.a. vom Oberforstmeister von Krosigk, Da die erlaubten Abschüsse eine Taxe von 2 Reichsthalern pro Stück an die Königliche Jagdkasse zur Folge hatten, bat er um eine Absenkung der selbigen auf 16 Groschen für einen Hahn und 12 für eine Henne. Einen Monat später stimmte man dem zu, 
  • 1749 Biegen hat den Pfarrer Samuel Grützmacher und den Küster Hellwig. Die Dorfgemeinschaft ist angewachsen auf 1 Vierhüfner (Krüger), 9 Dreihüfner (Schulze), 1 Zweihüfner, 9 Einhüfner, 9 Kossäten 10 Büdner, einen Dorfhirten, Schäfer, Schmied, Heideläufer; 42 Männer, 45 Frauen, 22 Söhne und 13 Töchter über 12 Jahre, 45 Söhne und 60 Töchter unter 12 Jahren, 16 Knechte, 21 Einlieger. Die Amtsverwaltung besitzt 1194 Morgen 147 Quadratruten Land, 16 Morgen 123 Quadratruten Gärten, 183 Morgen 54 Quadratruten Wiese. 1500 Schafe weiden neben anderem Vieh.
  • 1750-1756 10 Kolonisten-Büdnerfamilien werden angesetzt
  • 8.1.1752 Amtsrat Carl Ludwig Jeckel, verheiratet in erster Ehe mit Anna Charlotte Sophia geb. Bechin, in zweiter Ehe mit Marie Elisabeth geb. Prozenius. Sein Sohn ist der Oberförster Franz Christoph Jeckel, geb. 10.1.1764. Im Biegener Amt war er bis Juni 1762. Der Amtsrat Johann Joachim Jaeckel, sein Bruder,  reicht ein Localorium für die minderjährigen Kinder des Amtsrat Carl Ludwig Jeckel, zwecks Erb- und Theilungs Rezess ein, als die erste Frau, Mutter dreier Kinder, starb.
  • 1753-1784 Reparatur des Müllerhauses und der Windmühle in Biegen und Gesuch einiger Müller um Verpachtung der Mühle
  • 1756 – 1763 7 jähriger Krieg, die Menschen leiden unter den durchziehenden Truppen große Not
  • 1760 Die Kirche und der Pfarrhof werden im 7 jährigen Krieg geplündert, den “Beyträgen zur neuern Staats- und Kriegs-Geschichte, Stücke 1-190, 1757-1764, Danzig, J. C. Schuster” kann man 1760 entnehmen: “In dem Amt Biegen haben die Rußische Völker ihre Plünderungen und barbarische Verheerungen aufs höchste getrieben, welche sie dorten auf dem Amt-Hause und in dem ganzen Dorfe auf eine fast unglaubliche Art ausgeübet, indem sie auch daselbst kein Fenster, Tür, Kisten, Kasten, Stuhl, noch Tisch ganz gelassen, die Kirche beraubet, mit Unflath allenthalben besudelt, die Canzel zerhauen, die Todtengewölber aufgeschlagen, und die Cörper geplündert, den alten sieben- und siebzigjährigen Prediger Grützmacher nach devastierten (verwüstetem) Pfarrhause nackend ausgezogen, und ihm nicht einmal die Beinkleider gelassen, so daß er einige Tage hindurch mit einer um den Leib gebundenen alten Schürze… herumgegehen und endlich in diesen miserablestenn Umständen sich nach Frankfurt begeben müssen, allwo er von gutherzigen Leuten mit Kleidung und Brod gegen seine Blösse und Hunger versehen, auch wegen der von den Cosaken empfangenen Wunden am Kopfe und erbärmlichen Kantschuschlägen curiret werden müssen; der dasige Küster Hellwig hatte eben dieses betrübliche Schicksal, viele alte und junge Eingesessene wurden auf den Tod geprügelt…”

ausführlicher Bericht

  • 12.8.1763 “Allgemeines preußisches Schulreglement“, es regelte allgemeinverbindlich den Unterricht
  • 1763-1786 In den durch Abbau oder Vererbpachtung verschiedener Amtsvorwerke angelegten Etablissements haben sich entweder aus eigenen Mitteln oder durch Empfang von freiem Bauholz im Amt Biegen 71 Kolonistenfamilien angesiedelt.
  • 1765-1767 Der Rat Rademacher ließ im Amt Biegen “zu Oberlindow und Duberow” 13 Kolonistenfamilien ansetzten.
  • 1766 Reparatur an den Pfarrgebäuden zu Biegen. Auf den Biegener Feldern wird der ausgedehnte Anbau von Futterkräutern eingeführt (Burnet = Pimpinelle, Luzerne, Raigras, Trefoil = Hopfenklee, Rotklee und Turnip = Rüben), die Sämereien bezog man auf Veranlassung Friedrich II. aus England. Der Anbau mit Fruchtfolge wurde “englische Wirtschaft” genannt und setzte sich relativ schnell auch anderern Orts durch.
  • 1772 Ein Prediger wird erwähnt (Anmerkung: Pfarrer war Johann Friedrich Hirsekorn), es gibt noch 20 Bauern und Halbbauern, 10 Kossäten und Büdner, 2 Müller, 1 Schmiede, insgesamt 349 Bewohner. Die Mühlenmeister Dascke und Weinholdt legen Beschwerde wegen Nichtbeachtung des Mahlzwanges der Einwohner in Biegen, Pillgram und Hohenwalde ein.
  • 1773 Beschwerde der acht auf dem Biegenschen Amtsvorwerk zu Müllrose angesetzten Kolonisten bei der Kurmärkische Kammer über den Torschreiber Carl wegen Behinderung durch das Zählen ihres Viehs beim Ein- und Austreiben am Tor.
  • 1775 Erwähnung als “Biegen” in den Landkarten, um 1775 verliert das Amt Biegen die ” Aufhütung” der Schäferei auf den Untertanenfeldern
  • 20.5.1776 Der Friedhof um die Biegener Kirche herum ist mit einer Mauer umgeben, welche von den Einwohnern unterhalten werden musste
  • 3.9.1776 Christian Uckrow, Bauer, Dreihüfner, Ausgedinger und Gerichts-Schulze, Kirchen- und Schulvorsteher, wird in Biegen geboren. Sein Grabmal befindet sich an der Kirche in Jacobsdorf.
  • 21.10.1777 Eheschließung des Predigers Johann Friderich Hirsekorn mit der Predigertochter Johanna Elisabeth Lohdin.

Eheschließung Johann Friderich Hirsekorn im Biegener Kirchenbuch 1777

  • 1781 Neu – Pillgram wird unter dem Amte Biegen auf königlichem Vorwerksland mit Büdnerfamilien gegründet.
  • 1782 Es gibt neben dem Prediger auch einen Küster. Die Einwohnerschaft hat sich erneut erholt, 1 Vierhüfner (Krüger), 9 Dreihüfner (Schulze), 1 Zweihüfner, 9 Einhüfner, 9 Kossäten, 8 Büdner, ein Dorfhirte, Schäfer, Schmied, Heideläufer, Kreisgärtner, 8 Einlieger, werden gezählt.
    Auf dem Land weiden 20 Kühe, 10 Stück Jungvieh, 1200 Schafe, Schweine- und Federviehzucht wird betrieben. Es ergeht ein Gesuch der Kurmärkischen Stände um Erteilung einer Weisung an den Amtsrat Schultzer in Biegen wegen Mitsendung der erforderlichen Atteste für die Abschrotung des Malzes.
  • 11.5.1783 Catharina Dänicken, geb. am 18.7.1729, verstirbt. Ihr Grabstein wird in die Südwand der Kirche eingelassen.
  • 1783 – 1823 Karbe Wappen Die Söhne des Johann Christian Karbe (1705 – 1770) und der Anna Baath (1713-1762) pachten die Domäne Biegen als Generalpächter zusammen mit Dubrow, Hohenwalde und Pillgram. Ihrer Familie gehörte u.a. ab 1789 auch das Rittergut in Sieversdorf bei Frankfurt (O), der Biegener Zweig (Oberamtmann Wilhelm Karbe) starb aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm aus. Carl Friedrich Karbe erblickte bereits als Biegener am 21.2.1796 das Licht der Welt und starb am 18.8.1836 in Petershagen.  
  • 1785 Gesuch des Kolonisten und Müllers Noack um ein Etablissement und um Erlaubnis zur Anlegung einer Grützmühle und Ölpresse zu Biegen.
  • 1786 Der Justiziar des Amtes Biegen, Johann Georg Stolle, wechselt nach Müllrose, um dort der Justizbürgermeister zu werden.
  • 1787 Ein Oberschulkollegium wird eingerichtet, es ist mit dem Oberkonsistorium faktisch identisch, die Pfarrer sind auf dem Lande ohnehin in der Regel die einzigen, welche den nötigen Bildungsstand mitbringen, den Unterricht durchzuführen, die Küster unterrichten auch Lesen und Schreiben.
  • 1787-1800 Laufende Beschwerden des Müllers Wolff in Biegen über die Untertanen zu Hohenwalde, Pillgram und Biegen wegen Nichtbeachtung des Mahlzwanges und daraus sich ergebenden Pachtrückständen. Die Untertanen in Biegen, Pillgram und Hohenwalde klagen über den Biegener Windmüller Wolff wegen erhöhter Forderung von Mahlgeld und Lieferung von schlechtem Gemahl. Dieser reicht nun Beschwerden gegen den Müller Görsdorf zu Müllrose wegen Annahme von der Mühle zu Biegen zwangspflichtigen Untertanen ein.
  • 1794 Der Kirchturm brennt vollständig ab, durch den Neubau erhielt er ein Oberteil aus Backstein, die Fenster wurden umgebaut und erhielten Korbbögen, der Chor wurde um einen Anbau erweitert. Im Turmoberteil befinden sich Schallöffnungen und die Aufhängung für 2 Glocken. Der Turm wurde mit einem Zeltdach versehen, oben mit einer Wetterfahne mit der Jahreszahl 1794
Schule und Kirche

Die Schule des Ortes, daneben die Kirche mit dem Backsteinturm und Zeltdach (Foto um 1900)

 

Anbau Südwand

Anbau am Chor

Wetterfahne

Wetterfahne

Korbbogenfenster

Korbbogenfenster, heute vermauert

Grundriss Kirche Biegen

Grundriss

  • 20.2.1798 Dem Bäckermeister Schultze wird “die von ihm angelegte Winkelschule wiederholentlich untersagt. Er meint aber, daß ihm solche nicht gewehrt werden könne.”  Auf Betreiben des Magistrates und des Konsistorialrat Gedicke erging am 26.9.1799 ein erneutes Verbot.*)

Quellen:
Heinrich, Gerd; Bahl, Peter (1999): Tausend Jahre Kirche in Berlin-Brandenburg. Berlin: Wichern.
*) Jerchel, Heinrich (1912): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg: tl. 6. Kreis Crossen: Deutscher Kunstverlag.
*) Neugebauer, Wolfgang (1985): Absolutistischer Staat und Schulwirklichkeit in Brandenburg-Preussen. Berlin: De Gruyter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 62).
*) Bliss, Winfried (1978): Die Plankammer der Regierung Frankfurt an der Oder.
*) Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 1983
*) Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.
*) Paul Niekammer, Güteradressbuch Band VII, Provinz Brandenburg, 1929 Leipzig
*) Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis.Berlin: Morin.
*) Martin Schulze; Wolf Bergelt (Hrsg.): Orgelhandbuch Brandenburg, Bd. 5: Oder-Spree. Verlag Freimut & Selbst, Berlin 2007
*) Ludat, Herbert (1991): Bistum Lebus. Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesischpolnischen Besitzungen.1942. Aufl. Hildesheim: Olms.
*) Wohlbrück, Siegmund Wilhelm (1829-1832): Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Berlin
*) Ludat, Herbert: Das Lebuser Stiftsregister von 1405. Studien zu d. Sozial- u. Wirtschaftsverhältnissen im mittleren Oderraum zu Beginn d. 15. Jahrhunderts.
Wiesbaden: Harrassowitz in Komm (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 9).

*) Viadrina Frankfurt (2003): Uni on. Zeitung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Nr. 39 August 2003.

Biegener Kirchgeschichte I

Abriss der Geschichte der Biegener Kirche einschließlich ihrer Einbindung in die kirchengeschichtliche und örtliche Entwicklung bis in die Gegenwart

Teil I  seit der Bronzezeit bis zum Ende des 16. Jahrhunderts

 

  • 2200 v. Chr. – 800 v. Chr. Der Ort war schon seit der älteren Bronzezeit besiedelt, wie Funde ( Abb. von 1909) belegen. Einige der Fundstücke befanden sich in Besitz des Pfarramtes unter Dr. Schaumann.1)

Bronzenadeln Begenetwa 1 km westlich des Gutshofes wurden Gräber gefunden, welche u.a. Bronzenadeln enthielten

 

 

Buckelurne Biegenetwa 2 km östlich des Dorfes wurden aus Hügelgräbern Buckelurnen geborgen

Tongefäße Aurither Typus Biegen

Tonklappern Biegen

etwa 2,5 km südlich und südwestlich des Dorfes befanden sich in Flachgräbern zahlreiche Gegenstände

Henkelkännchen Göritzer Typus

  • 1249 – 1278 Herzog Boleslaw II. von Liegnitz veräußert das Land Lebus zur Hälfte an Magdeburg. Die andere behielt er als Lehen, das er vier Jahre später aber an die askanischen Markgrafen von Brandenburg übergab, die dann 1278 den restlichen Teil als Pfand von Magdeburg übernahmen. Das Land Lebus wird nun mit Diplomatie und nicht mit dem Schwert erobert.
  • 1237 mussten die Markgrafen zusagen, jede neugegründete Kirche mit 4 Hufen auszustatten, so entstanden innerhalb weniger Jahre Dörfer mit gleicher Hufenzahl dicht beieinander liegend kurz nach dem Erwerb des Landes Lebus durch die Markgrafen von Brandenburg und das Erzbistum Magdeburg (um 1250)
  • 1253 Vordringen der askanischen Markgrafen. Verlegung des Handelsweges auf eine südlicher gelegene Linie MünchebergFrankfurtPosenFrankfurt wird durch die Askanier zur Stadt erhoben. Entlang dieser Linie: Gründung von neuen Siedlungen: “Bigyn” mit 64 Hufen*), Dorfbesitzer waren derer “von Bigan”, vielleicht aus dem ausgestorbenen Rittergeschlecht derer von Biegen (Gottfried Stael von Biegen (1323), Burg Vrouwensteyn) ?

(althochdeutsch: biogan, beogan, biegan -> biegen, andere Deutung aus den 80er Jahren: alt-slawisch: bogatu -> reich, albanisch: begati -> Reichtum, polnisch: biec -> laufen, biegacz -> der Läufer)

Mark Brandenburg

die Ausdehnung der Mark Brandenburg von 1170 (dunkelgrau) bis 1250 (hellgrau) erfolgte unter den Askaniern durch Lokatoren, welche etwa 200.000 Einwohner warben und über 100 Städte und 2500 Dörfer gründeten, etwa 30% der Bevölkerung waren slawischen Ursprungs, viele “Neu”- Brandenburger stammten aus niederdeutschen Gebieten bis nach Flandern und den Niederlanden

  • 18.11.1253 Opizo, Abt von Mizzano, ermächtigt dem Bischof von Lebus, gegen alle Angreifer seiner Güter mit Kirchenstrafen einzuschreiten
  • um 1270 Massive Kirchen wurden meist 10 – 20 Jahre nach der Dorfgründung erbaut, so dass die Biegener Kirche vermutlich um 1270 fertig gestellt wurde. Die Kirche ist aus behauenen Granitfindlingen, mit kleinen, für die Entstehungszeit typischen Fenster- und Türöffnungen, man hielt die Fensteröffnungen möglichst schmal, da Glas damals sehr kostbar war. Die Mauern sind 90 cm dick, “echte” Wehrkirchen aus Süddeutschland, welche an den Landesgrenzen erbaut wurden, haben sogar Wandstärken vom 120 cm und mehr, trotzdem konnte die Kirche in unruhigen Zeiten auch dem Schutz der Dorfbewohner dienen, da die zweischalige Bauweise der Feldsteinmauern und die Bauhöhe entsprechende Wandstärken voraussetzte. Die Ost – West – Ausrichtung der Kirche entspricht der alten Glaubensvorstellung, dass Jerusalem generell im Osten lag. Die erste Baulinie der neu zu erbauenden Kirche wurde am Tage des Patroziniums (Heiligenpatronats) nach dem Punkt des Sonnenaufgangs ausgerichtet. Hatte die Kirche zwei Titelheilige, wurden entweder die Winkel gemittelt oder nördliche und südliche Langhauswand wurden unterschiedlich ausgerichtet. In frühchristlicher Zeit wurden Kultstätten, an denen ein Märtyrer oder dessen Reliquien beigesetzt waren, nach diesem benannt und ihm geweiht. In Biegen fanden sich zwei Beutel mit Reliquien des Heiligen Eucharius bei der Restaurierung des Altars im Jahre 1958.
  • 1366 Erwähnung in einer Urkunde als “dorf czum Bigen” *)
  • bis nach 1368 Lehnträger sind derer von Lossow über einen Hof mit 10 Hufen (Ersterwähnung eines Otto de Lossowe in Lauban 1290, ein Peter de Lossowe war zwischen 1303 und 1334 Consiliarius und später Truchseß der brandenburgischen Markgrafen aus dem Geschlecht der Askanier, also ein sehr einflussreicher Mann, um 1328 soll der Stammsitz in Lossow bei Frankfurt (O) gewesen sein)
  • 1368 – nach 1405 Lehnträger sind Fritz und Hans Belkow (Belichowe) zu Frankfurt (O) über 1/2 Biegen mit Wagendienst, Ober- und Untergericht und dem Patronat (schon um 1308 stellten die Patrizierfamilien Belkow und Hokemann die 12 “Konsuln” bzw. “Schöppen” in Frankfurt (O), Belehnung vor 1373 des Fritzke Belkow, der letzte Belkow (Belcko) starb verarmt in Folge von Verschwendung 1547) Erwähnung in einer Urkunde des Kartäuserklosters bei Frankfurt (O) “vnd daz halbe dorff czu Bygen”*)
  • 1385 Das Domkapitel stellte den Antrag, den Bischofssitz nach Fürstenwalde zu verlegen, die Marienkirche wird zur Kathedrale erhoben. In den Auseinandersetzungen der Wittelsbacher, die Herren der Mark geworden waren, mit Kaiser Karl IV kam es 1773 zum Krieg, in dessen Verlauf das Lebuser Schloss und die Stadt verwüstet wurden und als Bischofssitz nicht mehr geeignet waren.
  • 1396 Bischof Johann erteilte allen Förderern des Kartäuserklosters “Domus Misericodiae” (Barmherzigkeit Gottes) 40 Tage Ablaß.
  • 14. Jh. Ein mit Spitzbogen umrahmtes (heute vermauertes) Portal zeigt rechts und links Weihekreuze im Kreise roter Erdfarbe, es findet sich eine Glocke in der Kirche, 0,76 m Durchmesser, verziert mit spätgotische Minuskeln.
  • um 1399 – 1405 Lehnträger sind derer von Beerfelde über 17 Hufen (altes Brandenburger Adelsgeschlecht, bereits seit 1285 Stammsitz zu Lebus, derer von Beerfelde sind u.a. mit von Burgsdorff, Lehnsherrn von Müllrose, verwandt, sie stammen von dem Braunschweigschen Geschlecht derer von Bährfelde/Bahrfelde ab)
  • 15. Jh.  Eine größere Glocke, 0,90 m Durchmesser mit der Inschrift “O REX GLORIA CHRISTE VENI CUM PACE” (O ruhmvoller König, Christus, komme mit Frieden), befindet sich im Turm. Am Hals eine Anzahl Medaillons mit Darstellungen, u.a. Lamm, Kreuzigung, Taube, Verkündigung.
  • um 1400 Im Chorraum entstehen Malereien, sie zeigen Passionsszenen, Ornamente, Wappen und ein Kloster (vermutlich das Karthäuserkloster “Barmherzigkeit Gottes” zu Frankfurt (O), gegründet 1396, dem ein Teil Biegens gehörte) “Der Legende nach hatte Biegen ein Nonnenkloster mit großem Landbesitz. Der heilige See, heute verlandet und teilweise Wiese an der Straße nach Jacobsdorf, diente den Nonnen als Badestelle.” Der Triumphbogen (Spitzbogen), er verbindet das längliche Schiff mit dem eingezogenen Chor, ist geschmückt mit ornamentaler Malerei und einem Posaunenengel.
Carthäuser Stadansicht Frankfurt 1562

Quelle: Stadtarchiv Frankfurt (O)

Blick vom Karthäuserkloster auf die Stadt mit der zweitürmigen Marienkirche. Nachschnitt um 1598 der erstmalig 1562 erschienenen Stadtansicht.*)

 

 

 

 

 

  • 1402 Zum Dorf Biegen gehören eine Mutterkirche, ein Rittergut, eine Tochterkirche in Pillgram, insgesamt 64 Hufe, wovon 4 Hufe dem Pfarrer gehören.
  • bis 1416  die von Lossow haben ihre Lehnanteile vereinigt (Hans von Losso(w), “dorff zcu dem Bygin”)*)
  • vor 1416 – nach 1438 Lehnträger sind derer von Lossow *)
  • 1416 Das Kartäuserkloster kauft das Dorf Biegen mit der Hälfte der dabei gelegenen großen Heide für 700 Schock Groschen, was aber vom Kurfürsten anscheinend nicht bestätigt wurde
  • vor 1417 von Beerfelde hat seine Lehnanteile vereinigt
  • April 1432 Die Hussiten belagern Lebus und Frankfurt, brandschatzen das Kartäuserkloster in Frankfurt (6.April) und zerstören den Dom in Fürstenwalde. Als sie im Lager in Müllrose waren, unternahmen die Frankfurter einen Angriff, welcher zu erheblichen Verlusten bei den Hussiten führten. Die darauf folgenden Plünderungen und Grausamkeiten zerstörten viele Dörfer, Sieversdorf war noch 30 Jahre später wüst.
1432

Codex diplomaticus Brandenburgensis*)

  • 1437 Das Kartäuserkloster wurde größer und prachtvoller wieder aufgebaut.
  • 1438 Lehnträger sind derer von Lossow über ganz Biegen, das Kloster erwirbt, diesmal bestätigt, die große Heide zu Biegen und zahlt für diese und die erworbenen Teile von Briesen mindestens 310 Schock
  • bis nach 1442 Heidezins an die Kartäuser von 50 – 70 gr jährlich
  • 1450 Unruhige Zeiten, Polen, Russen und Litauer ziehen durch das Land und belagern Frankfurt.
  • 1450 – nach 1460 Lehnträger sind derer von Kracht (Hintze Kracht, urkundlich erwähnt 7.1.1466, Heincze Cracht wird in einer Urkunde von 1438 des Markgrafen als “unser Schreiber” erwähnt) (ein Geschlecht aus Norddeutschland, Mecklenburg und Vorpommern, seit um 926 in der Mark Brandenburg)
  • 1460 von den 64 Hufen sind 24 wüst, es Zinsen noch 31,  Verblieben sind 11 Kossäten, ein Krüger, ein Richter, der Schäfer des Schulzen hat 50 Schafe, Krachts Schäfer hat 50 Schafe.
  • vor 1463 – 1475 Lehnträger sind derer von Lossow*)
  • 1475 – 1487 Lehnträger sind derer von Beerfelde zu Rosenthal (“Rosintal“)
  • 1487 – 1500 Lehnträger sind derer von Köckeritz  (Kockeritz) (diesem Geschlecht waren u.a. Cölln an der Spree, Lübbenau und Raakow verlehnt, Hans von Köckeritz wird in einer Urkunde vom 7.4.1454 erwähnt)
  • Ende 15. Jh. Der quadratische Westturm wurde an die Biegener Kirche gebaut, er diente nach den damaligen Vorstellungen der Abwehr des Bösen, das aus dem Westen kam. 
  • 1499 Joachim I. wird Kurfürst von Brandenburg, er gründet 1506 die Universität “Viadrina” und hält bis zu seinem Tode fest am katholischen Glauben. Heinrich von Kockeritz zum Bigen huldigt dem Kurfürsten Joachim I. und dem Markgrafen Albrecht in Frankfurt /O.
  • um 1500 Die auf den Grundbesitz zu entrichtenden Abgaben waren gering, die Bauern hatten im bischöflichen Gebiet nur an 3-4 Tagen Spanndienste zu leisten (Pflügen, Getreide oder Heu einbringen, Küchenholz herbei schaffen), meist wurden je Hufen Land 9-75 Groschen, meist 30 Groschen erhoben. Die Höhe richtete sich nach der Bodenqualität und danach, ob man in einem Überschwemmungsgebiet lebte. In diese Abgabe eingeschlossen war das “Bischofsgeld” mit 4-6 Groschen. Der Pfarrer erhielt im Jahr einen Scheffel Hartkorn, auch 1-2 Messpfennige. Die Kossäten hatten ebenfalls ihr Auskommen, da sie stets Tagelohn erhielten. Es gab im Bistum unter Bischof Dietrich von Bülow (*1460-1523) keine Erbuntertänigkeit oder Leibeigenschaft.
  • 1500 – 1504 Lehnträger sind derer von Brietzke (Britzik) zu Britz, ein ursprünglich Magdeburger Adelsgeschlecht, dessen Stammhaus in Jerichow zu finden war
  • 1502  Um dem Pfarrer seine Arbeit zu erleichtern, wurde das Andachtsbüchlein “Baum des Legenda AureaSeelenheils” für den Hausgebrauch in Frankfurt (O) gedruckt, es war von Geiler von Kaysersberg, dazu standen dem Pfarrer die Postille des Nicolaus de Lyra  mit Bibelerklärungen und Predigtausarbeitungen zur Verfügung, die “Sermones discipuli de tempore et de sanctis” des Johannes Herolt, sowie der “Meffreth vel hortus reginae”, über die Heiligen konnte man in den “Legenda aurea” des Jacobus de Voragine nachschlagen. Der Pfarrer feierte in der Gemeinde neben den Festen zu Verehrung der Kirchenpatrone und der Kirchenheiligen auch die Heilige Hedwig am 15. Oktober.
  • 1504 – 1665 Lehnträger sind derer von Röbel (Altes mecklenburgisch – brandenburgisches Adelsgeschlecht. Das Geschlecht der Röbels wird 1375 als Inhaber von Gerechtsamen in Buch, Karow und Umgegend erwähnt, welches später u.a. Krummensee, Wegendorf, Hirschfelde Kloster Friedland und andere Orte in Besitz hatten)
  • 1505-1514 Neue Messbücher werden vorgeschrieben: “Breviarium ad usum Ecclesiae Lubucense” (1505) für den Klerus, “Missale Lubucense” (1509) und “Viaticum Lubucense” (1514), die beiden letzteren waren mit dem Wappen des Bischof geschmückt. Ein erhaltenes Exemplar des Missiale in Frankfurt (O) bezeugt dessen Verwendung noch Jahrzehnte nach der Reformation.
  • 1535 Markgraf Joachim II. erbt von seinen Vater große Teile der Mark Brandenburg und soll laut Testament am katholischen Glauben festhalten, er hält an den alten Kirchentraditionen fest, steht jedoch im Briefwechsel mit Martin Luther und lässt an der Universität “Viadrina” von Gelehrten Glaubensgespräche führen.
  • 1536 Erste Kirchenvisitationen werden eingeführt, um sich u.a. einen Überblick über das Vermögen der Kirchen und Klöster zu verschaffen. 
  • bis 1538 Lehnsherr über Biegen ist der Markgraf bzw. Kurfürst
  • 1538 – 1598 Lehnsherr ist der Bischof von Lebus
  • 1.11.1539  Reformation in Brandenburg, Einführung des Kirchenbuches, die Pfarrer waren angehalten, über das Gemeindeleben Buch zu führen.
    Der Lebuser Bischof Georg von Blumenthal (*1490-1550) protestierte gegen die Visitationen, darauf unterließ der Markgraf die Zahlung des Bischofzehnt und nötigte 1540 den Bischof zu dem Einverständnis, das der Markgraf den Zehnt einzog und jeden Februar gegen Quittung an den Bischof ausbezahlte. Die Bischofsgüter wurden steuerpflichtig und Priester sowie andere Geistliche mussten die Visitationen fortan dulden.
    Herausgabe einer “Kastenordnung” welche zur Einstellung evangelischer Prediger verpflichtete, ihnen die Ehe erlaubte, die Entfremdung der kirchlichen Einnahmen verbot, welche z.B. für den Unterhalt der Pfarreien bestimmt waren, es wurden zu kontrollierende Kassenbücher eingeführt, Zuständigkeiten neu festgelegt, die Instandsetzung von Schulen verfügt, die Einrichtung von Stipendien zum “studio”, auf dem Lande wurden die “obersten Lehnsherren” zu “Vormündern” der Pfarrer bestellt, beaufsichtigten also die Einkünfte und Vermögensverwaltung ihrer Kirchegemeinde.
  •  4.12.1539 Der Protest Georg Buchholzers (1503-1566) brachte Luther dazu, folgenden Brief zu verfassen, welcher in kaum einer Darstellung der brandenburgischen Kirchengeschichte fehlt und die brandenburgischen Sonderformen im Interesse der Durchsetzung der Reformation toleriert: „So gehet in Gottes Namen mit herum und tragt ein silbern oder gülden Kreuz und Chorkappe oder Chorrock von Sammet, Seiden oder Leinwand, und hat euer Kurfürst an einer Chorkappe oder Chorrock nicht genug, die ihr anziehet, so zieht der 3 an, wie Aaron der Hohe Priester drei Röcke übereinander anzog […]. Haben auch ihre Kurfürstliche Gnaden nicht genug an dem Circuitu oder Prozession, das ihr umher gehet, klingt und singet, so gehet sieben mal mit herum, wie Josua mit den Kindern von Israel um Jericho giengen, machten ein Feldgeschrei und bliesen Posaunen. Und hat euer Herr, der Markgraf, ja Lust dazu, mögen ihre Kurfürstliche Gnaden vorherspringen und tanzen mit Harfen, Pauken, Zimbeln und Schellen wie David vor der Lade des Herrn tat, da die in die Stadt Jerusalem gebracht ward …“
  • 1.3.1540 Einführung einer “Kirchenordnung”, Adel, Städten und Gemeinden wurde untersagt, Pfarrer ohne ordentliche Berufung und Ordination ins Amt zu berufen, einzig, um ihre eigene Macht zu festigen. Die Bewerber sollten von nun an auf ihre theologischen Fähigkeiten und menschlichen Qualitäten geprüft werden. Die Kirchenordnung behandelte in drei Teilen die Lehre, den Katechismus und und die Agende, war somit Verfassung und Gottesdienstordnung, sie sicherte aber mit dem Einverständnis Luthers den Fortbestand vieler altkirchlicher Zeremonien und Bräuche. Der Bischof von Lebus lehnte die Kirchenordnung ab.
  • Ende 1540 – 1543 Generalvisitationen wurden u.a. in den Gemeinden des Bistums Lebus durchgeführt, zur Bekanntgabe und Erläuterung der Kirchenordnung, Feststellung der  Vermögensverhältnisse und Inventare, Sicherstellung der Besoldung der Pfarrer, Küster und Lehrer, Empfehlung zur Herstellung caritativer Einrichtungen. Verantwortlich für die Visitation war Kanzler Johannes Weinlöben (+1558) unter Superintendent Jacob Stratner (+1550).
  • 1542 die Röbels führen 27 Gulden 16 Groschen Landsteuer ab
  • 1543 Im Bistum Lebus zeigte sich kein Wandel, daher übernahm das Konsistorium die Aufgabe, die für den Aufbau des Kirchenwesens in den Gemeinden notwendigen Maßnahmen zu treffen, ihren Vollzug zu beaufsichtigen und als Schiedsstelle Bescheide zu erteilen. Das Konsistorium gab es seit dem 22.4.1543 in Berlin als Behörde und Träger des landesherrlichen Kirchenregiments und war mit einer Reihe der vormals den Bischöfen obliegenden Kompetenzen ausgestattet worden, obwohl die völlige Beseitigung der bischöflichen Verfassung zu diesem Zeitpunkt nicht Bestandteil der Reform war.
  • 1555 von 60 Hufen werden 4 Schock Bischofszehnt abgeführt
  • 1555 Augsburger Religionsfrieden, der protestantische Glauben wird anerkannt. Der Lebuser Bischof Johannes VIII. von Horneburg, das letzte katholische Bollwerk, stirbt am 16.6.1555 in Storkow nach nur 5 Jahren im Amt, Einzug der bischöflichen Güter, der Markgraf ist Verwalter selbiger.
  • 1561 “Geistliche Polizey-, Visitations- und Consistorialordnung”, sie unterstützt den Verwaltungsaufbau und schafft für den nunmehrigen “Generalsuperintendenten” eine Reihe von “Superintendenten”, die ihn unterstützen. Sitz des Superintendenten des Landes Lebus ist Frankfurt (O). Die “Inspectoren” beaufsichtigen nun auch die Schulmeister, regeln Vakanzen etc. Die bischöflichen Befugnisse der Ordination, Konfirmation und Amtseinführung der Pfarrer (“Institution”) besaßen sie nicht.
  • 1563 Der Markgraf Joachim II. legt ein öffentlich testamentarisches Glaubensbekenntnis gemäß der Augsburger Konfession ab, belässt es aber bei den alten Gebräuchen und Zeremonien, auch die Ausstattung seiner Hofkirche ändert sich nicht.
  • 1572 Kurfürst Johann Georg erlässt eine Kirchenordnung, die auf der Confessio Augustana beruhte, sein Sohn Joachim Friedrich ist 1555-1598 Bischof von Lebus, um den katholischen Einfluß zu unterbinden. Die Gemeinden mussten ein Exemplar für 1 1/2 Gulden erwerben, welches in der Frankfurter Druckerei Eichhorn gedruckt wurde.
  • 1573 Die Visitations- und Konsistorialordnung schreibt u.a. Tauf-, Trauungs- und Sterberegister vor. Neben dem Datum der Amtshandlung müssen nun auch die Namen der Täuflinge, Brautleute oder Verstorbenen erfasst werden. Die Visitationen wurden auf einen Intervall von 10 Jahren festgesetzt, allein 3 Jahre sollten sie im Stift Lebus andauern.
  • 1573 – 1581 Generalvisitationen, bei welcher man die Pfarrer die Konkordienformel von 1577 unterschreiben ließ, die Visitationen wurden durch die 1576 ausgebrochene Pest erschwert.

    Portal

    das vermauerte Priesterportal der Biegener Kirche

Man rückte in der Folgezeit in der lutherischen Kirche Kanzel und Taufe in die Nähe des Triumphbogens, vermauerte häufig das Priesterportal, da nun entbehrlich, veränderte das Gestühl und richtete der wachsenden Gemeinde eine Empore ein, um mehr Platz zu schaffen. Bis ca. 1625 entstanden neue Kanzeln, Altäre und Taufen, auch in der Biegener Kirche finden sich diese Veränderungen.

 

 

  •  1573 – 1806 Inspektionen im Pfarramt Biegen.
  • 1577 Das ” Breviarium ad usum Ecclesiae Lubucense” wird durch ein reformiertes Brevier ersetzt.
  • 1585 Die Söhne des Feldmarschalls Joachim von Röbel erwerben zu ihrem Besitz in Biegen das gesamte Dorf Rosengarten. Dieses wird im Kirchenvisitationsbericht von 1600 ebenfalls erwähnt: “Der Bagram ist eine Feldmark, so halb zu Lichtenberg und halb zu Rosengarten gehört, und worauf die Junkeren ihre Weyereyen und Vorwerke haben.”
  • Ende 16. Jh. Der Altaraufsatz in der Biegener Kirche ist aus Sandstein gearbeitet, damals sehr wertvoll und von weit her gebracht, im Aufbau einem Flügelaltar ähnelnd.

Besonders plastisch ist der Passionszyklus herausgearbeitet, im unteren Teil des Altars sieht man das Große Abendmahl Jesu am Gründonnerstag, links darüber ist Jesus im Garten dargestellt. Im oberen linken Bild wird der Meister aus Nazareth verspottet und ausgepeitscht, im rechten oberen Bild wird ihm die Dornenkrone aufgesetzt. Im Bild darunter bricht Jesus unter der Last des Kreuzes zusammen. Die Kreuzungsszene bildet den Mittelpunkt des Altaraufsatzes. Zu sehen sind Maria, die Mutter Jesu, und der Jünger, den Jesus lieb hatte. Das Kreuz steht auf einem Totenschädel – der Gekreuzigte, Auferweckte, hat dem Tod die letzte Verbindlichkeit, die Macht, genommen. Vier Wappen sind zu sehen, links unten Biesenbrow, darüber Röbel, rechts unten Mörner, darüber Krummensee.

  • um 1595 Biegen hat einen Rittersitz, die Schäferei 1000 Schafe, das Dorf ist gewachsen und besitzt u. a. einen Weinberg und eine Windmühle. Der Krüger besitzt 4 Hufen Land, der Schulze und 8 weitere Einwohner 3, 7 haben 2 Hufen, die 17 Kossäten haben jeder 1 Hof, 9 Hausleute werden gezählt (Leineweber, Müller, Schmied, Hirte, Schweiner).
  • ab 1598 Lehnsherr über Biegen ist der Kurfürst bzw. der König
  • um 1600 Der erste in Biegen ansässige evangelische Pfarrer ist Paul (us) Praetorius (lateinisiert von Schultze oder Schultheiß: Scultetus, Praetor = Vorsteher, Oberrichter, Schulze ), die Kirche ist Mutterkirche, der Pfarrer besitzt 4 Hufen Land, mit 30 Scheffeln Roggen zu besäen, auch mit 12 Scheffeln Gerste, ein Pfarrhaus und einen Ackerhof zu 5 Scheffel Aussat, dazu kommen 2 1/2 Wispel Meßkorn, 1 Morgen Wiesenwachs. Der Küster hat ein Küsterhaus mit Kohlgarten, dazu 30 Scheffel Roggen, den Korb alle Quartale und Ostereier.

 

Quellen:
Regesta Imperii; V,2,3 Philipp, Otto IV, Friedrich II, Heinrich (VII), Conrad IV, Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard, 1198-1272 Päpste und Reichssachen hg. Ficker. 1892; p1566
Heinrich, Gerd; Bahl, Peter (1999): Tausend Jahre Kirche in Berlin-Brandenburg. Berlin: Wichern.
*) Jerchel, Heinrich (1912): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg: tl. 6. Kreis Crossen: Deutscher Kunstverlag.
*) Neugebauer, Wolfgang (1985): Absolutistischer Staat und Schulwirklichkeit in Brandenburg-Preussen. Berlin: De Gruyter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 62).
*) Bliss, Winfried (1978): Die Plankammer der Regierung Frankfurt an der Oder.
*) Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 1983
*) Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.
*) Paul Niekammer, Güteradressbuch Band VII, Provinz Brandenburg, 1929 Leipzig
*) Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis.Berlin: Morin.
*) Martin Schulze; Wolf Bergelt (Hrsg.): Orgelhandbuch Brandenburg, Bd. 5: Oder-Spree. Verlag Freimut & Selbst, Berlin 2007
*) Ludat, Herbert (1991): Bistum Lebus. Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesischpolnischen Besitzungen.1942. Aufl. Hildesheim: Olms.
*) Wohlbrück, Siegmund Wilhelm (1829-1832): Geschichte des ehemahligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Berlin
*) Ludat, Herbert: Das Lebuser Stiftsregister von 1405. Studien zu d. Sozial- u. Wirtschaftsverhältnissen im mittleren Oderraum zu Beginn d. 15. Jahrhunderts.
Wiesbaden: Harrassowitz in Komm (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen Reihe 1, Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 9).

*) Viadrina Frankfurt (2003): Uni on. Zeitung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Nr. 39 August 2003.