Herzliche Grüße von Haus zu Haus

Liebe Leserin, lieber Leser,

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Warum hilfst du nicht, wenn ich schreie, warum bist du so fern? (Psalm 22,2).

Angst und bange wird einem beim Blick in die Nachrichten. Viele sagen mir, dass sie die Neuigkeiten aus aller Welt gar nicht mehr anschauen. Zu furchtbar, zu hoffnungslos erscheint dies alles.
Und dabei ist es gar nicht so lange her, dass wir unsere Herzen und Seelen an der Weihnachtsbotschaft aufgerichtet haben: Friede auf Erden!
Wo ist er, der Friede; was bewegt den Menschen, sich immer wieder für den Krieg zu entscheiden? Und was ist mit den vielen, die niemand um ihre Meinung fragt? Die den Krieg nicht verantworten und ihn trotzdem ausbaden?
Oft müssen wir gar nicht so weit wegschauen. Unfrieden und Gehässigkeiten gibt es auch im Kleinen, im alltäglichen, im Miteinander. Und auch da stellt sich die Frage: Wo ist er, der Friede? Wo der gute Wille? Wo Gottes eindeutige Botschaft?
Und wo bleibe ich kleiner Mensch zwischen all dem Unfrieden und der Unzufriedenheit? Wohin mit meiner Bedrängnis, ja, mit meiner Verzweiflung?
Im Psalm 22 wird mit eindrücklichen Worten von persönlichem Leid und dem Gefühl der Verlassenheit gesprochen.
Durch seine Worte offenbart der Psalmist seine tiefste Not und seine Suche nach Gottes Nähe inmitten des Leidens. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Im Evangelium nach Matthäus sind das die Worte, die Jesus kurz vor seinem Tod in all seiner Qual und Verzweiflung ruft. Und darin erscheint er uns unglaublich menschlich. Selbst der Sohn Gottes, der den ihm bestimmten Weg kennt, gerät in menschliche Verzweiflung und fühlt sich Gott fern. So wie wir uns Gott oftmals fern fühlen – angesichts menschlichen Leids und Verzweiflung; im Angesicht von Krieg und Unmenschlichkeit. Das Bild auf unserem Gemeindebrief macht dies, so finde ich, sehr ausdrucksstark deutlich. Der leidende und sterbende Christus, der Friedensbringer Christus, geformt aus Kriegsgerät.
Der Psalm 22 ist in der Übersetzung nach Martin Luther so überschrieben: „Leiden und Herrlichkeit des Gerechten“. Der Psalm bleibt nicht in menschlicher Verzweiflung und Gottesferne stecken. Vielmehr erinnert sich der Psalmbeter an Gottes Treue und Stärke und richtet seinen Blick auf die Hoffnung, dass Gott letztendlich die Rettung bringen wird. Jesus Christus ist am Kreuz gestorben, aber dabei ist es nicht geblieben.
Das kann für uns Christen zum Trost und zur Hoffnung werden – inmitten all dessen, was uns täglich die Hoffnung nehmen will.
Ich wünsche Ihnen allen gesegnete Ostern!

Ihre Diakonin Kristin von Campenhausen